Männer im frauensicheren Rückzugsort

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Schreit sich die Seele aus dem Leib: Schwerenöter Bugatti, gespielt von Robert Eller. Fotos: privat
Schreit sich die Seele aus dem Leib: Schwerenöter Bugatti, gespielt von Robert Eller.  Fotos: privat
Die Kulmbacher Theaterbühne "Das Baumann" zeigt am 27. September im Ökonomiehof von Klosterlangheim die fränkische Komödie "Ka Weiber, ka Gschrei". Die Lachmuskeln werden (von links) Rüdiger Baumann, Robert Eller und Siggi Michl strapazieren.
Die Kulmbacher Theaterbühne "Das Baumann" zeigt am 27. September im Ökonomiehof von Klosterlangheim die fränkische Komödie "Ka Weiber, ka Gschrei". Die Lachmuskeln werden (von links) Rüdiger Baumann, Robert Eller und Siggi Michl strapazieren.
 

"Das Baumann" gastiert mit der Komödie "No Woman, No Cry - Ka Weiber, ka Gschrei" im Ökonomiehof von Klosterlangheim.

Für den Kulmbacher Schauspieler, Regisseur und Theaterautor Rüdiger Baumann ist die Theaterbühne ein Lebenselixier. Aufgrund von Corona konnte er sich sechs Monate lang nicht mehr an ihm laben. Am 27. September um 17 Uhr hat die Zeit der Entbehrung ein Ende. Auf Einladung der Heimatfreunde Klosterlangheim gastiert die Kulmbacher Theaterbühne "Das Baumann" mit der Komödie "No Woman, No Cry - Ka Weiber, ka Gschrei" im Ökonomiehof von Klosterlangheim.

Gefühlslage in Corona-Zeiten

In Baumanns Herzen schlägt die Vorfreude nach der theaterlosen Zeit Purzelbäume. "Ich freue mich schon wahnsinnig auf den ersten Auftritt nach dem Lockdown", sprudelt es wie ein Wasserfall aus dem 61-Jährigen heraus. Was macht das mit einem Vollblutkünstler, wenn man sich kreativ nicht austoben darf? In den ersten Wochen der Corona-Krise, beschreibt Baumann seine damalige Gefühlslage, sei er sich überflüssig vorgekommen. "Die Künstler wurden als arme Schweine bezeichnet, die nichts verdienen. Dass wir aber auch gebraucht und vermisst werden - davon war damals nichts zu spüren."

Eine Sinnkrise erfasste Baumann. "Hat das überhaupt noch einen Sinn, was ich mache?" Diese Frage sei ihm damals oft durch den Kopf gegangen. Inzwischen hat zur Freude Baumanns in der Gesellschaft die Erkenntnis die Oberhand gewonnen, dass Kunst ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Lebens ist. Gerade in der Corona-Krise, wo alle zusammenstehen sollten.

Humor ist für den Kulmbacher Künstler ein sehr guter Brückenbauer, der es leichter mache, mit dem Leben klarzukommen. Davon hat das Stück "Ka Weiber, ka Gschrei" viel zu bieten. Schaut man sich die Bilder älterer Aufführungen an, dann sticht einem sofort ins Auge, dass körperliche Nähe bei diesem Stück gegeben ist.

Ist Abstand-Halten bei der Komödie in Pandemie-Zeiten überhaupt möglich? "Wir werden kein Signal aussenden, dass uns die Corona-Regeln egal sind", verspricht der Redner. Bierkästen werden in dem Stück zu heißen Öfen umfunktioniert. Die Schauspieler Rüdiger Baumann (Festus) aus Kulmbach, Robert Eller (Bugatti) aus Bayreuth und Siggi Michl (Limbo) aus Weidenberg bei Bayreuth werden diesmal nicht zusammen auf einem Motorrad, sondern im Pulk über die Bühne brettern. Und jede Menge alter Rock- und Popklassiker schmettern - im fränkischen Dialekt versteht sich.

Klassiker im fränkischen Dialekt

Aus Bob Marleys Evergreen "No Woman, No Cry" wird "Ka Weiber, ka Gschrei" und aus "Ring Of Fire" von Johnny Cash "Ring aus Feier". Beim Singen aus vollem Halse überträgt sich das Virus besonders. Kommt die Corona-Version der Komödie im Flüsterton daher? "Keineswegs, weil man dann auch emotional schwächer spielen würde", betont Baumann. Er hat aus dem Stück des mittelfränkischen Autors Helmut Haberkamm eine Komödie gemacht, in der die Typen etwas lebens- und beziehungsbejahender sind.

Der Zuschauer darf zwei Ehekrüppel bemitleiden, sich in Acht nehmen vor einem unverbesserlichen Schwerenöter, mitjubeln in Gedanken an gute alte Zeiten und Zeuge werden einer heimlichen Rebellion, die sich an einem frauensicheren Rückzugsort abspielt, wie es im Pressetext zu dem Stück heißt. Er ist zu Besuch bei drei Jungs, die in ihrem "Ring aus Feier" schmoren. Er erlebt Bugatti, Limbo und Festus in ihrer Männerwelt, in der Frauen keinen Platz haben, die aber ganz klar von ihnen dominiert wird. Denn worüber reden und singen die drei fast ausschließlich? Über Weiber!

Was bewirkt das beim Publikum? "Man lacht gemeinsam und vielstimmig über Fehler und Marotten, die jeder kennt." Einen Effekt, den Baumann als geradezu befreiend empfindet. Einer, der in Corona-Zeiten besonders gut tut.