Lifocolor feiert sein 25-jähriges Bestehen. Es versorgt die mehr als 1000 Kunden weltweit mit mehr als 40 000 Farbtönen für ihre Produkte. Beliefert werden Automobilbranche, Elektronik, Pharmazie oder die Verpackungsbranche.
"Eine Kommunikation über Farbe ist sehr kompliziert", sagt Geschäftsführer Martin Fabian. Er spricht damit aus, was den Meisten wohl kaum in den Sinn kommen würde. "Lifocolor, die machen in Farbe. Irgendwie." So ungefähr dürften die meisten Lichtenfelser denken, falls ihnen das Unternehmen am Ortsrand in Richtung Reundorf in den Sinn kommt. Am Wochenende feiert Lifocolor sein 25-jähriges Bestehen. Allzu viele Mitbewerber in seiner Branche hat das Unternehmen nicht. Ein Firmenporträt.
Farbgranulat. Plastikhaft. Am Ende der langen Stränge, die heiß in ein Becken eintauchen und sich diesem gekühlt entwinden, steht ein Granulator. Eine Maschine, die aus langen Strängen kurz und bündig Granulat macht. Selbst dieses Bild erklärt noch gar nichts. Zwar ist dieses Granulat in allen Farben bestellbar und erhältlich und kann vom Kunden geschmolzen und in jedwede Form gebracht werden. Aber die Farbe kann auch mit Funktion ausgestattet werden. Häufig ist das sogar die zweite wesentliche Aufgabe von Lifocolor. Darüber müssen die Geschäftspartner vorher so unmissverständlich wie möglich kommunizieren. Nicht immer leicht. Eben das meint Fabian. Die Funktion, die mit der Farbe einhergeht, kann sehr unterschiedlich ausfallen. In der Pharmazie darf die Farbe nicht das Medikament kontaminieren, in der Lebensmittelbranche darf die Verpackung nicht den Geschmack des Nahrungsmittels beeinflussen, in anderen Branchen müssen die Produkte von Lifocolor dazu beitragen, dass es schimmert, glänzt, dass der Gilb abgehalten wird, oder dass ein Kunststoff einen gewissen Härte- oder Dehnungsgrad erreichen kann. Das alles kann den Farben und Polymeren gegeben werden. Durch Additive, Zusätze eben. Zwischen einer Woche und ein, zwei Jahren könne die Entwicklungszeit liegen.
Weite Gänge durchziehen den Firmenkomplex, bestehend aus der Produktion, der Qualitätssicherung, dem Technikum, dem Lager und dem angeschlossenen Verwaltungsgebäude. Auf über sechs Meter Höhe stapeln sich in einem Verschiebe-Regal-Lager die Granulate. Der Staplerfahrer muss mittels einer Kamera an der Stapelgabel sein Werk verrichten, die Regale selbst fahren motorbetrieben zur Seite und öffnen ihm eine Gasse.
Eine erstaunliche Anlage, aber fast noch erstaunlicher scheint die Metallbox zu sein, die sich im Technikum befindet. Ein beschleunigter Wettersimulator, in den man ein Werkstück einlegen kann, um schnellstmöglich herauszufinden, was Wasser und zu viel Sonne wohl anrichten würden.
Mehr als 1000 Kunden hat Lifocolor weltweit. Sie kommen aus der Automobilbranche, aus der Elektronik, aus der Pharmazie, oder der Verpackungsbranche. Überall dort, wo Kunststoffe für Produkte verwendet werden, bedarf es ihrer Einfärbung. Aber die Farben haben dem Selbstverständnis, oder den Vorstellungen des Kunden zu entsprechen, oder der Tradition eines alteingesessenen Artikels - bis in die feinste Nuance. Was in Serie geht, darf farblich nicht voneinander abweichen. Die mit hohem Wiedererkennungswert gestaltete Verpackung eines Markenprodukts ist heute so gelb, oder grün, oder blau wie gestern, und morgen so gelb, oder grün, oder blau wie heute. Exakt.
Damit dies gelingt, hat Lifocolor eine Art Bibliothek der Farben - eine Colorthek. So ein Archiv, so ein Fundus ist "Grundvoraussetzung", sagt Fabian.
Weit über 40 000 Farbtöne stehen zur Verfügung. Entweder sind sie genau das, was in Granulat gesetzt werden kann, oder sie dienen als Basis für die weiteren Entwicklungen der Coloristen im Haus. Sie sind Spezialisten, die so lange an Farben tüfteln, bis sie genau den Ton nachempfunden haben, der bestellt wurde. Entweder gelingt das über das bloße Auge, oder durch die Zuhilfenahme einer Maschine: eines Spektrophotometers.
Im Frühjahr 1988 ging Lifocolor aus dem Lichtenfelser Unternehmen Horst Müller Kunststoffe GmbH & Co. KG hervor. Der Bereich Masterbatches für Polyolefine und Styrenics wurde ausgeglieder und an die Firma Gustav Grolmann veräußert.
Schwierigere Zeit gemeistert Mit unter 20 Mitarbeitern habe man begonnen. Jetzt, 25 Jahre später, arbeiten 110 Menschen in dem Werk in Lichtenfels. Die Tendenz sei nach wie vor aufsteigend, versichert der Geschäftsführer. "Mittelfristig wollen wir den Standort erweitern", sagt er. Standorttreue.
Aber es gab auch ungewisse Zeiten. Bald nach Firmengründung fiel die Mauer und die Zonenrandförderung wurde eingestellt. Es kam zum Strukturwandel. Aufbau Ost war angesagt. Dennoch erweiterte sich Lifocolor sukzessive. Auch baulich. 2012 erfolgte schließlich die Übernahme der MicroColor Masterbatch GmbH in Straufhain.
Wie eine Spinne im Netz liege Lifocolor in Lichtenfels. Die Kunden aller Branchen lägen um Lifocolor herum verteilt, in gleich weiten Abständen. So ungefähr, gibt Martin Fabian zu verstehen. Er lächelt dabei, und er sieht positiv in die Zukunft, nicht nur wegen des guten Zugangs zu den Ost-Märkten. Das böse Wort vom Fachkräftemangel beunruhigt ihn nicht. Er hält es sogar für falsch: "Es gibt hier viele Leute mit guter Ausbildung, die notgedrungen in die Großstädte gehen. Wenn man hier gute Jobs anbietet, arbeiten sie gerne auch in Oberfranken."
Auf Expansion ausgerichtet Lifocolor will wachsen. Mittelfristig. Wenn es klappt, entstehen weitere Arbeitsplätze. Darum ist das Unternehmen auch Ausbildungsbetrieb. Am kommenden Wochenende will es feiern. Sich, die Branche, mit der Belegschaft und ihren Familien und mit den Mitarbeitern der ersten Stunde.