Zwei junge Frauen probierten auf dem Lichtenfelser Schützenfestplatz Fahrgeschäfte aus und gaben ihr persönliches Urteil dazu ab - mit Vergnügen natürlich.
Wenn es nach Isabell Hertel und Janine Hofmann geht, dann gibt es auf dem Lichtenfelser Schützenfest 2013 vier ernstzunehmende Fahrgeschäfte. Eine rein subjektive Einschätzung zweier Twens, versteht sich. Die 22- beziehungsweise 20-jährigen Frauen aus Hochstadt und Lichtenfels sind begeisterte Volksfestgänger und wissen, worauf es ankommt: Preis-Leistungs-Verhältnis. Einen rasanten Abend lang testen sie für den FT die Fahrgeschäfte auf dem Schützenfest.
Optik, Nervenkitzel, Spannung. Auf vornehmlich diese drei Bewertungskriterien hat man sich im Vorfeld des Umgangs geeinigt. Mit einer Ausnahme: das Columbia Riesenrad. Hier sollen es der Romantikfaktor und die Musik sein, die den Genuss ausmachen. 21.30 Uhr - der Testlauf beginnt, Isabell und Janine stehen mit Freundinnen vor dem "Magic", jenem blinkenden, spinnenhaften Ungetüm, in dem wer weiß welche Fliehkräfte auf den Fahrgast einwirken.
Drei Euro Eintritt, Fahrtdauer vier Minuten und zehn Sekunden. Handgestoppt. "Der Preis ist in Ordnung", befindet Isabell. Die Kauffrau für Versicherungen und Finanzen hatte Spaß, wenngleich die Drehungen "zu low" seien, zu wenig rasant. "Das Überschlagen liebe ich", stimmt ihre Freundin Janine ein. Sie ist Fachangestellte in der Lungenmedizin und ihr "fehlte etwas das Adrenalin". Aber der Preis habe gepasst, und so verständigen sich die Mädels auf Note 3 bzw. 4 für Nervenkitzel, 1 für Spaß und 1 für Optik. Dann zieht es die Probanden weiter zum Riesenrad.
Überwältigende Aussicht
Gute 35 Meter über Lichtenfels ist die Aussicht überwältigend. "Von der Romantik her finde ich es schön, wenn man mal mit dem Freund reden will", sagt Janine. Auch die Musik passt, am Riesenrad ist Soul statt Blasmusik zu hören. Das gibt Punkte fürs Gesamterlebnis. Dass hier kein Nervenkitzel herrscht, ist verzeihlich und verständlich. Alles andere wäre komisch.
Irgendwann drehen die Mädels aber am Gestänge ihrer Gondel, weil sie sehen, dass das in der Nachbargondel auch so gehandhabt wird. Dem Riesenrad kommt in Punkto Optik eine Sonderstellung zu. Wer drin sitzt, hat nämlich wenig von den blinkenden Lichtern am Rad, denn sie sind an der Frontseite angebracht und nur für den Betrachter schön. So sind es eben die Ansichten, welche die anderen Fahrgeschäfte bieten, die man für eine Bewertung ins Kalkül ziehen muss. Aber das Blinken und Aufleuchten im Gewimmel da unten bezaubert. Fünf Minuten und 57 Sekunden währt die Fahrt. Wieder handgestoppt. Note 2 für Spaß, Note 1 für Optik. Isabell und Janine sind sich einig. Einvernehmlich ist auch ihr Urteil zum Preis-Leistungsverhältnis: 3,50 Euro - zu teuer.
Das Break Dance ist ein alter Bekannter auf dem Lichtenfelser Schützenfest. Der Betreiber sagt, er habe ordentlich Geld in die Hand genommen, um dieses Fahrgeschäft umzurüsten. Von Tausenden von LEDs wird es angestrahlt, die Scheibe, auf der sich Gondeln nicht nur im Kreis sondern um sich selbst drehen, wird 3,45 Minuten in Bewegung sein. Das findet Isabell "sauschlecht" für 3 Euro. Die jungen Frauen steigen ein und finden Zeit, sich während der Fahrt "über irgendwelche Themen zu unterhalten". Was sie so abgebrüht macht, ist in der Begründung umwerfend: "Früher war's besser. Na ja, du musst bedenken, da waren wir jünger", klärt Isabell Janine auf. Note 4 für Spaß, 3 für Optik und 3,5 für Nervenkitzel. Bleibt noch zu hoffen, dass die Petersburger Schlittenfahrt einen besseren Eindruck hinterlässt. Hier findet Janine die 2,50 Euro "sehr günstig". Auch die Musik gefällt ihr besser - deutsche Texte zu wummernden Beats und doch kein schnöder Hip-Hop.
Während die Damen in dem Karussell, das ältere Menschen noch unter Berg- und Talbahn kennen dürften, ihre Runden drehen und durch eine Schwenk auslegung in Seitenlage gebracht werden, geht die Unterhaltung wieder von vorne los. Auch hier darf der Nervenkitzel einmal unberücksichtigt gelassen werden, die Optik aber bietet eine 3 und der Spaß steht mit 2,5 gut im Kurs. Die Fahrtzeit liegt bei beachtlichen 5,20 Minuten, was den Preis noch günstiger erscheinen lässt.
Isabell und Janine haben einen netten Abend verlebt. Und doch: Sie schwärmen vom Kronacher und Coburger Schützenfest. Sie wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass der Notendurchschnitt der von ihnen vergebenen Noten für das Lichtenfelser Fest immerhin bei 2,4 liegt.
Soso, das Break Dance bekommt also die schlechtesten Noten, schneidet laut der Fazit-Grafik mit den Sternen am besten ab!?
Kann es sein, dass der Ersteller der Grafik nicht unterscheiden kann zwischen einem Punktesystem (je mehr, desto besser) und einem Notensystem (je niedriger, desto besser)!?