In Lichtenfels muss sich mehr bewegen

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Ab und zu die Sau rauslassen möchte Werner Schiffgen in Lichtenfels (im Bild am Säumarkt): "Citymanagement muss erlebbar sein", sagt er und meint damit Aktionen wie das Plündern des ...

Citymanager Werner Schiffgen zieht nach den ersten Monaten seiner Arbeit in Lichtenfels Resümee. Ein Kataster mit der genauen Auflistung von Leerständen entsteht. Angemahnt werden einheitliche Öffnungszeiten der Einzelhändler.

Irgendjemand hämmert an die Tür. Dann läutet die Glocke. Mit einem Tempo, das man dem etwas behäbig wirkenden Citymanager Werner Schiffgen gar nicht zugetraut hätte, eilt er vom ersten Stock seines Büros in der Ringgasse 4 ins Erdgeschoss. Vor drei Monaten hat er das "Haus der Kreativität" bezogen. Hier sollen Ideen und Konzepte geboren werden, die die Einkaufsstadt Lichtenfels und vor allem die Innenstadt weiterbringen. Ein paar Stunden später wird Schiffgen einen ersten Zwischenbericht darüber im Stadtrat geben.
Rentner Krause aus Unterwallenstadt, der vor der Tür steht, hat vielleicht eine Idee: "Ich bin a Licht'felser und mach' Blumensäulen und Blumenampeln." Könnte man da nicht, so fragt er weiter, ein bisschen Werbung für die Deutsche Korbstadt (und für ihn) machen und gleichzeitig einen Leerstand in der Innenstadt beseitigen? Der Citymanager ist interessiert, übergibt sein Kärtchen. Man werde telefonieren.
Leerstände? Die Antwort des gebürtigen Oberhauseners kommt wie aus der Pistole geschossen: "35. 18 in der eigentlichen Innenstadt und 17 im erweiterten Umfeld." Diese leeren Geschäftsräume gehören 20 Immobilienbesitzern. Die sind angeschrieben.
Ein Kataster soll die genauen Quadratmeterzahlen der freien Flächen auflisten und Bilder den Zustand der Läden visualisieren.

Vermieter müssen mitspielen


"Das ist unser Service - wir bringen Eigentümer und Gewerbetreibende zusammen." Drei Rückantworten hat er erst, er will nachhaken. Schiffgen kann sich auch gut vorstellen, den einen oder anderen Existenzgründer aus der Arbeitslosigkeit zu holen. Ihm schwebt ein preisgekrönter Wettbewerb um die beste Geschäftsidee vor. Die Neugründer sollen auch begleitet werden, eine Art Coaching mit Beratung von Profis vom Kaliber eines Roberto Baur, Kreisvorsitzender der Einzelhändler. Aber auch ein anderer Aspekt spielt eine Rolle: "Und der Vermieter müsste bei der Höhe der Miete im ersten Jahr den Ball etwas flach halten."
Es sind zwei Zahlen, die dem Citymanager nur schwer aus dem Kopf gehen. 135 Millionen Euro bringen die Lichtenfelser jährlich an Kaufkraft auf, 24 Millionen davon geben sie im Umland, in Coburg, Bamberg und Bayreuth aus. Von dem Kuchen möchte er ein großes Stück zurückhaben. Unterstützend soll dabei ein (noch zu gründender) Stadtmarketingverein wirken. "Es gilt, ab und an Aktionen zu setzen." Seinen Anfang genommen hat das mit dem größten Osternest Oberfrankens, als die Kinder, ohne auf das offizielle Startsignal zu achten, losstürmten, die Osternester zu plündern. "Das hat einfach nur Spaß gemacht, in die leuchtenden Kinderaugen zu schauen."
Schiffgens Credo: Lichtenfels als die (Korb -)Stadt muss erlebbar sein. Für dieses Ziel werden sich auch die Einzelhändler zum Beispiel bei einheitlichen Öffnungszeiten bewegen müssen. Dem 53-Jährigen ist aber nicht bang: "Wir haben ein wunderbares Pfund: Die Bürger bringen sich ein." Den Vorschlag von Heiner Wirth beispielsweise, an das Ende der Geschäftsbriefe einen Internet-Link zu setzen, der auf eine aktuelle und gut gemachte Homepage der Stadt führt, findet er äußerst charmant.