Die Blumen- und Gartenfreunde Döringstadt und ihre Jugendgruppe, die "Turmfalken", bauten einen Lehmbackofen. Nun freuen sie sich aufs Brot- und Pizzabacken und aufs Feiern im Umfeld des neuen Ofens.
Der Ortskern ist jetzt noch schöner. Das alte Pfarrhaus, der Spielplatz, das Bächlein - alles lehnt sich in den Schatten der das Ortsbild beherrschenden Kirche. Nun steht dort, auf dem Spielplatz, auch ein Lehmbackofen. Vor wenigen Tagen wurde er von den Blumen- und Gartenfreunden erbaut. Jetzt soll er sechsmal im Jahr dafür sorgen, dass sich die Bürger des Dorfs um ihn herum versammeln.
Eigentlich ist die Idee, einen Lehmbackofen zu bauen schon relativ alt. Die Umsetzung hat sich nur verzögert. Schon 2011 soll aus der Jugendgruppe, den "Turmfalken", der Wunsch geäußert worden sein, einen Lehmbackofen zu bauen. Man hatte wohl davon gehört, dass damit Pizza gebacken werden kann. Und Brot. Und sogar Spanferkel, wie Kreisfachberater Michael Stromer versichert. Als der Leiter der Umweltstation das sagt, drückt er einem anderen Mann mal wieder einen Lehmklumpen in die Hand. Dieser andere Mann aber ist nicht zu sehen, denn er steckt in dem halb fertigen Ofen und klatscht den Lehm von innen an die Wände.
Erfahrungswerte gesammelt "Die Wandstärke wird so dicht gemacht, dass wir Brot backen können. Wir bauen das alle miteinander zum ersten Mal", sagt Michael Stromer amüsiert. Er und seine Helfer haben als Ersterbauer gewisse Erfahrungswerte gesammelt: "Im Internet findest nix G'scheit's", sagt er über die dort wohl nur ungenügend Auskunft gebenden Bauanleitungen. Mittlerweile wissen er und seine Döringstadter Mitstreiter: Das Mischungsverhältnis von Tonmehl zu Sand hat innen anders als außen zu sein. Mittlerweile kann man auch erklären, dass eine der hilfreichen Eigenschaften des Tonmehls die ist, dem Lehm Feuchtigkeit zu entziehen.
Kinder stellen den Baustoff her Drei Meter entfernt stehen Kinder im Lehm. Ihre Füße sind bloß, dreckig ist gar kein Ausdruck. Die "Turmfalken", so nennen sie sich, verkneten Tonmehl, Sand und Stroh zu einer breiig-festen Masse. So wird der Baustoff gemacht. Ein Traktor steht auf der Wiese, in seiner Schaufel ist Sand; Heuballen liegen daneben, und das in der Nähe befindliche Tonmehl stammt von einer Ziegelei. Auch am Tag zuvor wurde schon ein Lehmgemisch hergestellt, heute sorgen die Hände der Erwachsenen dafür, dass der Lehm zu Ofenwänden wird. "Je dicker die Wand, umso mehr Wärme kann sie speichern, umso größer das Brot", sagt Michael Stromer.
Platz für ein Spanferkel Die Ausmaße der Backwaren, die da drin landen sollen, sind ordentlich. Sechs Pizzen auf 40er-Blechen passen rein. "Spanferkel probieren wir auch aus", sagt jemand aus der Runde.
Sechs Erwachsene und eine Menge Kinder - so viele Mitarbeiter braucht es, um den Backofen zu bauen. Das Ergebnis muss letztlich ein Kaminkehrer abnehmen.
Der Mann im Ofen hat es nicht leicht. Unter Platzangst darf er nicht leiden. Eigentlich liegt er in einem Weidengeflecht, auf das nach und nach Lehm gedrückt wird.
Dann heißt es verfugen, glätten und polieren. Das ist nicht ganz leicht für alle Beteiligten, denn es gibt auch jetzt noch eine Menge, was beachtet werden muss. Zum Kamin hin muss die Decke ansteigen. Die Menschen an diesem Ofen sind Baumeister und Modellierer. Vor allem aber sind sie ziemlich schmutzig und fröhlich.
Als der Ofen fertig ist, blicken alle stolz auf ihr Werk. Er ist schön geworden, er wird noch ein Dach erhalten, damit er vor Regen und Gewittern geschützt steht. Ansonsten wäre er nach zwei Wintern kaputt. Den Sockel, auf dem er steht, hat die Gemeinde gestiftet. Nun heißt es warten, sechs Wochen muss er aushärten. Dann aber soll es Brot und Kuchen und Pizza und Spanferkel geben. Für alle, er ist für die Feste der Vereine der Umgebung und die Dorfgemeinschaft erbaut worden. Sechs Mal jährlich kann er in Betrieb genommen werden. Mehr geht nicht, mehr täte dem Ofen selbst nicht gut.