Mitglieder der Band Saitenwynd, die am Sonntag in Mainroth spielt, erinnern sich an die Anfänge ihrer Karriere mit Mercury vor über 30 Jahren.
In den Gläsern von Richard Schmitt und Kurt Schleicher von der Gruppe Saitenwynd, die es sich in der Altenkunstadter Kleinkunstkneipe "Nepomuk" gemütlich gemacht haben, schäumt das Guinness. Vor den Irlandliebhabern liegen die Bandchronik und ein vergilbter Zeitungsausschnitt. "Endlich mal wieder a g'scheit's Konzert", heißt es in der Rezension über den ersten größeren Auftritt der Gruppe im Kulmbacher Vereinshaus im Februar 1984.
Während aus den Boxen aktuelle Hits ertönen, schweifen die Gedanken der Musiker zurück in die 1970er- und 80er-Jahre, zu einer Band, über die es in der Chronik heißt: "Die spätere Existenz von Saitenwynd hängt nicht zuletzt mit dem Untergang von Mercury zusammen." Wie ist der Satz zu verstehen? "Wir sind zwar keine unmittelbare Nachfolgegruppe, aber unsere musikalischen Wurzeln lagen in dieser Kapelle", klärt Kurt Schleicher auf.
Es war die Zeit, als Thomas
Gottschalk am Kulmbacher Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium (MGF) noch die Schulbank gedrückt und als DJ und Ansager den Grundstock für seine spätere Entertainmentkarriere gelegte hatte. Damals hatten sich am MGF Schülerbads wie Black Rose und Imago" die Klinke in die Hand gegeben. Auferstanden aus den Ruinen dieser Combos war die Formation Mercury.
"Wir gehörten damals Mitte der 70er-Jahre neben Schlagzeuger Hansi Höppel, Keyboarder Peter Müller sowie Sänger, Gitarrist und Bassist Paul Pock, die damals alle im Burgkunstadter Ortsteil Mainroth wohnten, zur Stammbesetzung der Gruppe und waren an Gitarren und Mikrofonen tätig", erzählt Schleicher.
Beim Gedanken an einen ganz speziellen Auftritt in der Burgkunstadter Stadthalle können sich die beiden ein Lachen und ein Kopfschütteln nicht verkneifen.
"Jahrzehnte vor dem gregorianischen Song-Boom wollten wir - in Mönchskutten gehüllt, die die Ehefrau des einstigen Burgkunstadter Bürgermeisters Georg Dora, Dorothea, geschneidert hatte - beim Black Sabbath-Song ,Sabbath, Bloody Sabbath' blutgefrierenden Nervenkitzel erzeugen, unterstützt von Schwarzlicht, Trockeneisnebel und Totenglocke", so Schleicher.
Peinliche Show
Das Ergebnis war ernüchternd, wie aus einem Essay Schleichers hervorgeht: In Ermangelung einer Trockeneis-Nebelmaschine pusteten die Helfer in die mit Trockeneis gefüllten Eimer, was ihre Lungen hergaben. Den von Paul Pock gemalten Totenkopf beschreibt Schleicher wie "der spinatgrüne Kopf vom Popeye, dem Seemann, der debil ins Publikum grinst". "Nach dieser peinlichen Show, die ein angewidertes, belustigtes und verstörtes Publikum zurückgelassen hatten, waren wir gebrannte Kinder.
Von solchen Shows hatten wir die Nase voll. Das mag ein Grund sein, weshalb die Gruppe Saitenwynd schlicht und ohne großes Brimborium daherkommt."
Schleicher gräbt noch eine weitere Anekdote aus seligen Mercury-Zeiten aus. Als sich Höppel und Müller in Freundschaft von ihren Bandkollegen getrennt hatten, traten die beiden Mainleuser Manfed Gareis und Günther Stenglein, der heute Obermeister der Zimmererinnung Kulmbach ist, in deren Fußstapfen. Nicht nur Stenglein mit seinem handwerklichen Geschick, sondern auch Gareis brachte eine Mitgift in die Band: den Firmenlastwagen seines Vaters, der sich auf den Vertrieb von Därmen für Metzgereien spezialisiert hatte. Damit transportierte man die Instrumente. "Das war unser Sauwächela.
Wenn wir damals mit unserem Bandbus aufkreuzten und die Rampe zum Entladen öffneten, setzten wir bereits vor dem Auftritt eine Duftmarke."
An einer Wiederauferstehung der Gruppe Mercury verschwenden Schleicher und Schmitt keine Gedanken. Ihre Liebe gilt nun Stücken mit eigener Handschrift. Wer kennt sie nicht die fränkischen Gassenhauer zum Lachen, Mitsingen und Nachdenken, wie "Fei", "Hopperla, Du Depperla" oder "Kneipenhocker", die das Ensemble "Saitenwynd" zu einem Stück fränkischen Kulturguts werden ließen? Am 21. August erklingen sie im Rahmen des Sommernachtsfestes der Freiwilligen Feuerwehr Mainroth.