Bei einer Begehung des Lichtenfelser Bahnhofs sprachen SPD-Politiker mit Bürgern über die Zukunft der ICE-Strecke und den Halt der Züge in der Kreisstadt.
Mit dem Wegfall des ICE-Halts in Lichtenfels 2017 beschäftigten sich Abgeordnete und Wahlkandidaten der SPD zusammen mit Bürgern aus Lichtenfels und Ebensfeld bei einem Ortstermin im Bahnhof Lichtenfels. Eingeladen hatte der SPD-Bundestagskandidat Simon Moritz, der für den Wahlkreis Lichtenfels-Kulmbach antritt. Ein Patentrezept für den Erhalt der ICE-Strecke von Lichtenfels über Saalfeld nach Erfurt konnte er nicht vorlegen, genauso wenig wie der Bundestagsabgeordnete Martin Burkert, der Landesgruppenchef der bayerischen SPD und Mitglied im Verkehrsausschuss ist.
"Halt in Coburg reicht nicht" Susann Biedefeld pochte darauf, dass die Region nach der Inbetriebnahme der Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt nicht schlechter als vorher gestellt werden dürfe. Mit dem Halt in Coburg in Tagesrandzeiten sei es nicht getan und zudem sei dies mit einem großen Fragezeichen versehen. Ralf Pohl, Landtagskandidat, sah Lichtenfels zukünftig von den Bahnfernstrecken abgehängt. Er favorisierte eine IC-Linie Leipzig-Nürnberg ab 2017 mit Halt in Kronach und Lichtenfels. Hier müssten bereits jetzt die Weichen gestellt werden. Er forderte eine Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs unter Berücksichtigung des demographischen Wandels. Er sah den Freistaat Bayern beim Regionalverkehr in der Pflicht.
Der ehemalige Landtagsabgeordnete Otto Schuhmann erinnerte an den Strukturwandeln in Lichtenfels, der durch die von Jahr zu Jahr geringere Bedeutung des Bahnhofs bedingt sei. Früher sei der Bahnhof der größte Arbeitgeber und ein Magnet in Lichtenfels gewesen. Die Eisenbahngewerkschaft hatte dort ihren Sitz. Er verglich den schleichenden Prozess der Bedeutungslosigkeit des Bahnhofs mit dem Abstieg der einstmals mächtigen Schuhindustrie in Burgkunstadt.
Moritz will Elektrifizierung "Schienenverkehr ist Daseinsvorsorge", machte Bundestagskandidat Simon Moritz deutlich. Er betonte die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bahn, die nicht nur betriebswirtschaftlich ausgerichtet sein dürfe. Er machte sich stark für die Elektrifizierung der Bahnstrecke von Lichtenfels nach Kulmbach. Moritz forderte auch die Liberalisierung des Bus-Fernreiseverkehrs. Er bedauerte, dass der Bundestag den Vorschlag der SPD abgelehnt habe, eine Maut für Fernreisebusse einzuführen, um damit die Infrastruktur an den Haltestellen zu verbessern. Die Bahn und auch der Bund sähen sich nicht in der Pflicht - die Kommunen müssten jetzt die Kosten tragen.
Einige ältere Teilnehmer und Mitglieder der Eisenbahngewerkschaft stellten eine Talfahrt der Bahn fest, die durch die Privatisierung unter Bahnchef Mehdorn ausgelöst worden sei. Die weitere Privatisierung, zum Beispiel durch den dieselbetriebenen Schienenverkehr, müsste unterbunden werden. Stadtrat Roland Lowig von der Wählervereinigung Leuchsental-Jura machte sich für den Personennahverkehr stark und pochte auf die Aufnahme in den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg.
Die Inhaberin des Bahnhofskiosks, Gertraud Dorsch, zog nach fünf Jahren der Schließung der Bahnhofstoilette eine vernichtende Bilanz. Die Situation habe sich verschlimmert. Bahnreisende, die nicht Gäste ihres Bistros seien, wünschten mit Nachdruck die Benutzung ihrer Gaststättentoilette. Auch Behinderten müsse sie den Zutritt verweigern, da die Toilette nicht behindertengerecht sei.
Uneinigkeit bei Bahnhofstoilette Stadt- und Kreisrat Winfred Bogdahn forderte den Gesetzgeber auf, für öffentliche Toiletten in Bahnhöfen zu sorgen. Er schob die Schuld an der geschlossenen Toilette nicht nur der Bahn zu. Sie habe sich bereit erklärt, für den Unterhalt zu sorgen, falls die Stadt Lichtenfels die Sanierung übernehme. Dies sei im Stadtrat mehrheitlich nicht durchzusetzen gewesen. Er betonte, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen sei.
Nicht gerade optimistisch blickte Bundestagsabgeordneter Martin Burkert in die Zukunft des Schienenverkehrs. Er wolle die Anregungen aus der Gesprächsrunde mit nach Berlin nehmen und dem Verkehrsausschuss vorlegen, sagte er. Die schleppende Entwicklung im Schienenverkehr in Deutschland lastete er der Regierung an. Sie gebe in den Ausschreibungen für die Fahrpläne vor, wann und wo ein Zug halte oder in welcher Zeit ein Bahnhof geöffnet oder geschlossen werde. Außerdem würden die zur Verfügung stehenden Mittel zur Sanierung oder den Ausbau des Schienennetzes und der Bahnhöfe nicht ausgegeben, kritisierte er. "Alles was mit der Bahn zu tun hat, schiebt die Regierung vor sich her."
@Einwohner: Problematisch an der Randerscheinung Coburg sind gleich zwei Fakten: erstens: der ICE soll nur einmal morgens und einmal abends halten - das ist für Geschäftsreisende nicht wirklich attraktive, um in die oberfränkische Region zu Geschäftsterminen anzureisen. Sicherlich kommt mensch gut von dort weg, aber das darf nicht das Ziel sein. Zweitens führt von Coburg, welches am oberen Rand Oberfrankens liegt, der regionale "Verteilungsverkehr" immer (!) über Lichtenfels. Damit sind die Regionen um Hof und Bayreuth vom oberfränkischen ICE-Randhalt weiter abgeschnitten als bisher.
Sicherlich ist die doppelte Lösung Lichtenfels und Kronach für denselben Zug nicht ideal, denkbar wäre ein stündlicher Wechsel zwischen beiden Halten. Aber Lichtenfels gar ohne Fernverkehrhaltepunkt zu belassen, wird ein großer Rückschritt für die Region sein. Als Bahnvielfahrer weiß ich, wie wichtig Fernverkehrshalte in infrastrukturell schwach ausgebauten Gebieten, wie Oberfranken ja noch immer ist, sind. Angedacht wird derzeit die elektrifizierung der Strecke Nürnberg - Bayreuth, um die Bezirkshauptstadt ein wenig besser anzubinden - aber für Reisende aus dem Norden der Republik blebt der Umweg über Nürnberg.
Coburg als ICE-Halt ist kein Gewinn für die Region, die aktuelle Wegstrecke über Lichtenfels jedoch schon. Aber gerne werden Milliarden ausgegeben, um Berlin in den hauptbahhof von München zu integrieren (überspitzt formuliert), anstatt auch weniger angebundene Regionen zu unterstützen. Die Auswirkungen der Bahnpolitik der 90er Jahre erleben wir derzeit drastisch in Mainz und Umgebung. Auch Oberfranken wird unter der schlechten Strategie der Bahn leiden.
LIF braucht keinen ICE-Halt. Ein Halt in Coburg reicht für die Region im nördlichen Oberfranken und Südthüringen völlig aus!
In Lichtenfels nimmt man sich offenbar viel zu wichtig...
Das Thema ist seit 1995 bestens bekannt und auch das Konzept steht seit damals schon fest.
Erlangen + Lichtenfels werden als ICE-Halt aufgelöst. Coburg bekommt nen Tagesrandhalt - warum überhaupt, wissen nur die Bahngötter. Wie lange, das steht in den Sternen.
Was im kleinen Örtchen Lichtenfels verschwiegen wird, ist der Fakt, das LIF zum Regioknoten erweitert wird und wurde. Diese Züge bringen 10x soviele Fahrgäste wie der ICE.
Aber Hauptsache Wahlk(r)ampf betreiben auf dem Rücken der Menschen.
--> Burkert, Nürnberg, SPD - wieviele gut bezahlte Aufsichtsratsposten bei Bahn&Co hat er? 3 oder 4?
Und so jemand redet solch einen groben Schwachsinn über Fahrpläne und Zughalte? Schämen sollte er sich!
Warum muss ein ICE (Inter CITY Express) im dünn besiedelten ländlichen Raum unbedingt in jeder Kleinstadt (Coburg, Lichtenfels, Kronach) halten? Das wiederspricht dem Grundgedanken des ICEs und führt nur dazu, dass das Angebot "ICE" zu einer langsamen Regionalbahn verkommt und bezogen auf die Reisezeit und die Kosten nicht konkurrenzfähig zum Individualverkehr oder Inlandflügen ist.
Die Politiker dieser Landkreise sollten sich lieber für einen Attraktiven Regionalverkehr zwischen den Landkreisen und insbesondere zum sicheren ICE-Halt Bamberg einsetzten. Dazu gehört ein vernünftiger Takt (30 Minuten) mit schnellen Regionalzügen von Kronach und Sonneberg über Lichtenfels nach Bamberg und zurück. Ebenso wichtig ist ein einfaches und einheitliches Tarifsystem mit einem koordinierten Fahrplan. Es ist absolut unverständlich, warum sich Coburg und Kronach gegen einen Beitritt zum VGN entschieden haben und unbedingt mit aller Gewalt ihr eigenes System beibehalten wollen, ohne über den Tellerrand zu schauen.
Auf sämtlichen braunen Hinweistafeln an der A73 wirbt man für ein gemeinsames Oberfranken, aber tatsächlich herrscht zwischen sämtlichen Landkreisen ein wirtschaftlicher Kleinkrieg. Jeder will der alleinige Mittelpunkt sein und am Ende stehen alle schlecht da und der Zug ist im wahrsten Sinne des Wortes abgefahren.
Ein bekannter Aphorismus besagt, dass ein einzelner Zweig schwach ist, aber ein Bündel von Zweigen stark ist.
Hoffentlich fahren die genannten Politiker auch selbst mal öfters mit der Bahn. Dann wäre das Verständnis für diese Themen auch grösser......
Wie heisst es immer so schön: "Learning by doing....!"