"Historischer" Angriff aufs Rathaus Lichtenfels

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Ein bisschen rot, ein bisschen schwarz, ein bisschen grün, in modernem Ambiente und das historische Rathaus im Hintergrund, so gefällt sich Bezirksheimatpfleger Günter Dippold, der nach dem Willen der Basis als parteiloser Kandidat für die CSU die Lichtenfelser Bürgermeisterwahl im nächsten Jahr gewinnen soll. Foto: Bernhard Brandl
Ein bisschen rot, ein bisschen schwarz, ein bisschen grün, in modernem Ambiente und das historische Rathaus im Hintergrund, so gefällt sich Bezirksheimatpfleger Günter Dippold, der nach dem Willen der Basis als parteiloser Kandidat für die CSU die Lichtenfelser Bürgermeisterwahl im nächsten Jahr gewinnen soll. Foto: Bernhard Brandl

Bebauungspläne statt Biervorträge, Gemeindeordnung statt Geschichtsforschung, Fraktionssitzungen statt Führungen. Warum Bezirksheimatpfleger Günter Dippold mit Hilfe der CSU Lichtenfelser Bürgermeister werden will.

Bei einem Glas Rotwein mit einem "Schwarzen" fing alles an. Und schließlich rückte Christian Meißner, Kreisvorsitzender und personal-strategischer "Strippenzieher" der CSU, mit der Sprache heraus. Stellte die B-Frage. Ob er, Günter Dippold, sich vorstellen könne, für die CSU 2014 ins Rennen um das Lichtenfelser Bürgermeisteramt zu gehen. "Ich dachte schon, Du fragst mich nie", soll der Umworbene geantwortet haben. Gefragt wurde auch in der Mitte der Woche die CSU-Basis in einer nichtöffentlichen Mitgliederversammlung. Rund 80 CSUler kamen, es gab bei zwei Enthaltungen nur Ja-Stimmen.Dabei hätte der 51-Jährige vor ein paar Jahren noch jeden für verrückt erklärt, der ihn aufs Kandidatenkarussell fürs Rathaus hätte setzen wollen. Jetzt also ist er so gut wie gesetzt bei der CSU, deren Delegierte den Kandidaten am 16. Mai im Schützenhaus noch rechtlich verbindlich durchwinken müssen. Zuvor aber die erste öffentliche Präsentierung des wahrscheinlichen Kandidaten im Korbstadtcafé. Die Presse ist geladen und erfährt, dass ihre veröffentlichten Spekulationen keine Luftblasen waren.
Warum also der Sinneswandel bei dem 51-Jährigen, der sich zwar als begnadeter Historiker, nicht aber als parteigebundener Konservativer einen Namen in ganz Oberfranken gemacht hat? Günter Dippold verschränkt wie so oft an diesem Vormittag die Arme, nimmt die Brille ab, schließt die Augen und spricht (pointiert und hochkonzentriert wie die ganze Stunde über) vom Reiz, gestaltend tätig zu werden, das Wohl und Wehe der Stadt aktiv und unmittelbar zu beeinflussen. Von der Nähe zwischen Arbeit und Ergebnis. Genau das vermisst er als Bezirkheimatpfleger. Da werden Hebel gezogen, deren Wirkungsweise erst viel später sichtbar werden.
Warum also ist ein Historiker prädestiniert für den Rathaus-Job? Genüsslich zieht er Parallelen: Als Heimatpfleger müsse er eine Verwaltung führen, in Gremien arbeiten, sie leiten und der Frage nachgehen, wie gestalte ich ein Projekt, dass es finanziert werden kann. Alles Aufgaben, so bemerkt er süffisant, die seines Wissens nach auf einen Bürgermeister ebenfalls zukämen.
Aber jetzt mal konkret zum Thema Lichtenfels! Leitlinien nennt er seine Agenda. Barrierefreiheit ist eine darauf. Der 51-Jährige schaut aus dem Fenster im ersten Stock des Cafés und erspäht auf Anhieb zwei Lädeneingänge mit Handlungsbedarf. Der Blick über den Tellerrand ist ihm wichtig: Dippold begreift Bad Staffelstein, Bamberg und Coburg als bereichernde "Vorstädte" für Lichtenfels. Nicht in einem anmaßenden Sinne, sondern als Pluspunkt vor der eigenen Haustür: So mancher Münchner müsse zum nächsten Dreispartentheater (in Coburg) oder zu einem Weltklasse-Orchester (Bamberger Symphoniker) weiter und länger fahren als die Lichtenfelser. Die aber übten sich mit Leidenschaft im "Lichtenfelser Triathlon": fordern, jammern, schimpfen. Ja, auch er sehe Leerstände, die ihm missfielen, aber man könne auch eine vitale Geschäftswelt dagegensetzen. Und vor dem Fachmarktzentrum entdecke er viele Autos mit Bamberger, Kulmbacher und Coburger Kennzeichen. Dippold kritisiert die offene Tendenz, Lichtenfels totzureden. "Mir geht es darum, die Lichtenfelser für Lichtenfels zu begeistern." Zum Beispiel durch stadtnahe Betreuungs- und Freizeitangebote, durch eine gute Bahnanbindung, auch über den mutmaßlichen Verlust des ICE-Haltes 2017 hinaus. Der Kandidat in spe erhofft sich eine Stadt, die für junge Familien wie ältere Einwohner gleichermaßen attraktiv ist. Die hier ihre Heimat finden und auch ein kleines bisschen stolz auf ihr Lichtenfels sein können.
Und wie will er die Arbeit angehen? "Zehn Prozent ist Inspiration, 90 Prozent Transpiration."