Sieben Absolventen der Lichtenfelser Berufsfachschule präsentieren ihre Abschlussstücke.
Die meisten möchten den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Nur für einige war es die erste Ausbildung, manche haben vor einem anderen beruflichen Hintergrund das Flechten für sich entdeckt. Die Produkte, die sie als Bestandteil ihrer Gesellenprüfung hergestellt haben, haben sowohl Nutzwert als auch dekorativen Charakter. Da ist zum Beispiel die Standleuchte, bei deren Form sich Sebastian Schiepe aus Wittenberg von einer alten Fischreuse hat inspirieren lassen. Seine "Glow Rocket" ist aus Rattanrohr und mit Japan-Papier ausgeflochten. Die Idee möchte er zur Serienreife bringen.
Yannick Schnapp aus Haßfurt arbeitet gerne mit Holz. Für seinen u-förmigen Hocker hat er Buchenbretter über Wasserdampf geformt. Die Sitzfläche ist aus geschälten Weiden-Staken, die mit ungeschälten Weidenruten ausgeflochten wurden.
Gloria Bohn aus Altenburg bei Leipzig liebt die Feinarbeit, das Flechten mit gespaltenen, dünnen Weidenschienen. Schon das Vorbereiten des Materials mit einem speziellen Hobel ist eine aufwendige Sache und auch die Verarbeitung zeitintensiv. Deshalb haben die Objekte, die in dieser Technik entstehen, ihren Preis. Für ihr Abschlussstück, in dem ein Glas mit Kerze steht, müsste man an die 2500 Euro zahlen, wenn die Arbeitszeit regulär kalkuliert würde. Sie hat eine Kombination der Weidenschienen mit Kupfer gewählt. "Das ist vollkommen neu", bemerkt Fachlehrerin Elisabeth Dicker, die einmal mehr die Vielfalt der Abschlussarbeiten hervorhebt. Ein wiederkehrendes Thema ist das Upcycling, die Wiederverwertung scheinbar nutzlos gewordener Stoffe, wodurch ein neues, aufgewertetes Teil entsteht.
Und natürlich die Arbeit mit nachwachsenden Rohstoffen.
Verpackungsfreier Laden
Theres Gerischer hat aus knallgrüner Lkw-Plane und Geflecht einen Rucksack hergestellt, der flexibel und fest zugleich ist und zudem als Gepäckträgertasche ans Fahrrad passt. Solche Produkte passen gut zu dem Laden, den sie gemeinsam mit ihrer Schwester in Bamberg eröffnen möchte: ein Geschäft, in dem Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs verpackungsfrei verkauft werden. "Wir stellen uns diesen Laden auch als Begegnungsstätte vor", sagt die junge Frau.
Einen Sessel zum Lümmeln hat Deborah Albrecht gemacht, und dazu den Rahmen eines alten Trampolins "verschwinden" lassen. Einsatz an der Nähmaschine gehörte dazu: Sie hat insgesamt 150 Meter Stoffschlauch verflochten, den sie selbst genäht und mit Polstermaterial ausgestopft hat.
Die Berlinerin will sich künftig dem Möbelbau widmen und noch eine Schreinerlehre machen - in Bad Staffelstein.
Denise Wunderer aus Mitwitz hat Manila-Rohr gebogen und mit weichem Material ausgeflochten, so dass eine gelbe, niedlich anzuschauende Schaukelente für ihr Kind entstanden ist.
Johanna Wagner hat puristische, kreisförmige Hocker aus Manau-Rohr entwickelt, die quasi endlos aneinandergereiht und wenigen Handgriffen verbunden werden können. Für die Sitzfläche verwendete sie robuste Binsenschnur. Für die Mathematisch-Technische Assistentin war die Ausbildung eine Art Umschulung. "Ich habe vorher hauptsächlich programmiert", berichtet sie. Da wisse man am Ende des Tages nicht so recht, was man gemacht hat. Beim Flechten ist das etwas anderes.