Seit Jahrzehnten möchte die Familie Bergmann am Ebensfelder Altmainsee eine Ferienhaussiedlung bauen. Nun befasste sich der Marktgemeinderat erneut mit dem Bebauungsplan "Altmainsee".
Ein Schloss zu bauen, ist wahrscheinlich leichter als Ferienhäuser. Die Geschichte gleicht einem Märchen: Es war einmal eine Unternehmerfamilie. Diese wollte für Reisende, die ihre Wohnwagen verlassen möchten, hübsche kleine Ferienhäuschen errichten. Ein ganzes Dorf sollte es zunächst werden, hübsch gelegen an einem großen See. Der Gemeinderat hörte sich an, was die Familie vorhatte. Wieder und wieder wurde geplant und besprochen, geändert und ergänzt. Über 30 Jahren gingen ins Land. Aus den 68 Häuschen wurden 58, dann 31, schließlich blieben 18 übrig. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann planen sie weiter, bis vielleicht nach 100 Jahren eines der Häuschen errichtet sein wird.
Der Ebensfelder Marktgemeinderat hatte sich am Dienstag wieder einmal mit dem Bebauungsplan "Altmainsee II" zu befassen. Seit 1983 möchte die Familie Bergmann, die dort einen privaten Campingplatz betreibt, einige Ferienhäuser errichten. Im Lauf der Jahrzehnte schrumpfte das Projekt durch immer neue Planänderungen und Auflagen.
Einschränkung durch Hochwasser
Ursprünglich sollten einmal 68 Häuschen errichtet werden. Doch das Überschwemmungsgebiet des Mains schränkte das Areal ein. Im Lauf der Jahrzehnte galt es, immer neue technische Fragen zu lösen - und das Vorhaben musste in die Landschaft integriert werden. So waren es 2007 schließlich nur noch 31 Ferienhäuser, die zur Diskussion standen.
In der Sitzung am Dienstag hatten die Räte sich mit dem nochmals verkleinerten Projekt zu befassen, das nur noch 18 Baurechte enthält. Diese Häuschen können vom Hochwasser des Mains nicht erreicht werden. Behörden und Verbände hatten ihre Stellungnahmen abgegeben - vom Landratsamt über das Wasserwirtschaftsamt und das Staatliche Bauamt bis zur Deutschen Bundesbahn, zum Bayernwerk und Bund Naturschutz. Die Behörden äußerten sich teilweise sibyllinisch und wählten manchmal sogar den Konjunktiv.
Was gilt noch, was ist überholt?
So tauchten während der Sitzung viele neue Fragen auf, die möglicherweise in den Jahrzehnten vorher irgendwann schon einmal beantwortet wurden, inzwischen aber inhaltlich längst überholt sind. Doch kaum ein Ratsmitglied ist so lange im Gremium, um sich an die Anfänge der Planung zu erinnern. "Wir plaudern von etwas, das 1983 beschlossen wurde", sagte Bürgermeister Bernhard Storath (CSU), der sich tags zuvor in den dicken Leitz-Ordner vertieft hatte, der nun eindrucksvoll vor ihm auf dem Ratstisch lag.
Die Räte taten deshalb das einzig Richtige. Sie vertagten die strittigen Punkte - etwa die Frage nach der Wasserversorgung - auf eine spätere Sitzung. Bei Behörden sollen Fakten eingeholt werden, bei Planungsbüro und Campingplatzbetreiber sollen detaillierte Planabsichten eruiert werden. Nicht klar war den Räten, was aus dem öffentlichen Campingplatz und der Bootsanlegestelle des Flussparadies' Franken geworden ist, die an den privaten Campingplatz der Familie Bergmann angrenzen.
"Aus einem ursprünglichen Campingplatz wird eine Ferienhaussiedlung", sagte Otto Weidner (B 90/Grüne), doch der Campingplatz sei ein reiner Gewerbebetrieb, das Gemeinwohl sei dort nicht tangiert. Weidners Hauptkritikpunkt: Dort gibt es keinen öffentlichen Campingplatz mehr, also sei kein Gemeingebrauch mehr gegeben.