Familienverband: Zwei Jahre Familie statt Kita

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Petra Nölkel, die Landesvorsitzende des DFV Bayern. Foto: Gerda Völk
Petra Nölkel, die Landesvorsitzende des DFV Bayern. Foto: Gerda Völk

Der Deutsche Familienverband befasste sich in Schney mit dem Thema der frühkindlichen Bildung. Nach Aussage von Landesvorsitzender Petra Nölkel sollten kleine Kinder möglichst die ersten zwei bis drei Jahre in der Familie betreut werden.

Beim Landesverbandstag des Deutschen Familienverbands (DFV) in der Frankenakademie Schloss Schney stand das Thema "Bildung" auf der Tagesordnung. "Bildung beginnt in der frühesten Kindheit und zieht sich durch das ganze Leben hindurch", sagte Petra Nölkel, die DFV-Landesvorsitzende.

Seit seiner Gründung 1922, damals noch als Bund der Kinderreichen, setzt sich der Deutsche Familienverband als Sprecher aller Familien für eine Politik ein, die die Familie in den Mittelpunkt des gesellschaftspolitischen Handelns stellt.

"Bildung ist bisher nur unter dem Aspekt des abfragbaren Wissens gesehen worden", erklärte Petra Nölkel. Dabei sei Bildung breiter angesiedelt und umfasse auch das Vorleben und Vermitteln von Werten und Kompetenzen. Verschiedene Referenten aus den Bereichen Erziehung, Schule und Arbeitsleben beleuchteten das Thema unter verschiedenen Aspekten und Gesichtspunkten.


Für Gisela Unterburger, die langjährige Leiterin einer Kindertagesstätte in Bayreuth, fängt Bildung bereits in frühester Kindheit an, als eine Art Symbiose zwischen Mutter und Kind. Gisela Unterburger kennt die aktuell kontrovers geführte Diskussion um die Betreuung der Jüngsten in Kinderkrippen. Idealerweise sollten kleine Kinder möglichst die ersten zwei bis drei Jahre in der Familie betreut werden.

Stabile Bezugsperson nötig

"Ein Kind braucht in diesem Alter eine möglichst stabile Bezugsperson", sagte sie. Sie wisse aber auch, dass Eltern oft keine Alternative zur Fremdbetreuung bleibt. Eine gute Krippe wäre nach Meinung von Gisela Unterburger eine Möglichkeit. Allerdings sollten Eltern Wert auf eine möglichst hohe Betreuungsqualität legen und das Angebot vorher genau prüfen.

Ideal wäre ein Betreuungsschlüssel von eins zu vier, also eine Betreuungsperson auf vier Kinder. Die Erfahrung zeige jedoch, dass Kommunen zwar die Räumlichkeiten schaffen, sich aber kaum um das dafür benötigte Betreuungspersonal kümmern.

Gisela Unterburger kennt das Dilemma in dem heute viele junge Mütter stecken: Auch der einen Seite möchte die Wirtschaft sie als komplette Arbeitskraft den ganzen Tag zur Verfügung haben, was oft mit ihrer Rolle als Mutter kaum vereinbar ist. Auf der anderen Seite ist eine Ehe heute keine "Lebensversicherung" mehr. "Eine Frau braucht einen Beruf", sagte Unterburger.

Kinder sollten am besten die ganze Schulzeit zusammen verbringen, forderte Walter Wagner von der Universität Bayreuth. Er nannte es eine Übertritts-Katastrophe, wenn Eltern schon in der zweiten Klasse auf die Noten zu schauen beginnen. Wagner kann die Sorgen der Eltern bis zu einem gewissen Punkt sogar verstehen: "Wenn man schon aussortieren muss, dann möchte man ins Töpfchen, und nicht ins Kröpfchen." Er plädierte dafür, dass Kinder möglichst lange miteinander lernen können, um dann eine schulische Richtung einschlagen, mit der sie das für sie beste Ziel erreichen. "Es muss nicht jeder zum Abitur streben."