Die neue Facebook-Seite "MyLichtenfels" soll jungen Menschen die hiesigen Zukunftsperspektiven aufzeigen und sie von einer Abwanderung abhalten. Sie informiert über Stellen- und Freizeitangebote und geht heute ans Netz.
Ob es eine gute Nachricht ist, wird sich weisen. Es ist zumindest eine hoffnungsvolle. Mit dem Projekt "My Lif" steuert der Landkreis seinem Ausdünnen entgegen. Eine Internet-Plattform soll dazu beitragen, Schulabgänger im Lande zu halten - oder sie zurückzuholen. Wie erfolgreich das Projekt ist, lässt sich so bald nicht sagen.
Zwei Drittel aller Abiturienten im Landkreis verlassen diesen zu Studienzwecken auch. Das ist die Faustregel, der es zu begegnen gilt, weil diese Abwanderung den Fachkräftemangel vorantreibt, weil man schnell woanders heimisch werden kann und dann womöglich nicht mehr wieder kommt, weil kaum ein Schulabgänger "absichtlich abwandert", wie Landrat Christian Meißner am Mittwoch in einem Pressegespräch zu "My Lif" erklärte. Vielmehr verhalte es sich doch so, dass junge Menschen den Landkreis verlassen, weil sie hier keine Perspektiven für ihre berufliche Zukunft sehen. Aber die Perspektiven seien da, "sie werden nur nicht bemerkt", weil ein die Jugend ansprechendes Instrument fehlte.
Dieses Instrument mit breiter Streuung soll Facebook sein. Darum entstand mit
www.facebook.com/MyLichtenfels eine Internetseite, die Zielgruppen über Stellen- und Freizeitangebote des Landkreises informieren soll. Die Freischaltung dieses Leader-Projekts soll heute geschehen. Von nun an steht die Seite aber auch in der Kritik. Der Landrat erwartet eine "gnadenlose Kritik", gedenkt diese aber auch als Anregung aufzunehmen. Ein Jahr lang wolle man die Seite beobachten und abschätzen, was sie bringt, danach sicherlich noch ein weiteres Jahr. In dieser Zeit soll sie sich zu einem Ort des Austausches entwickeln: Auf der einen Seite mit den Schülern, die sich vorstellen und über Unternehmen und berufliche Möglichkeiten Informationen einholen möchten, auf der anderen Seite mit den Unternehmen, die beschreiben, wann und zu welchen Bedingungen sie Auszubildende einstellen und Jobs zu besetzen haben.
Nicht zu vergessen ist der Veranstaltungskalender, der immer wieder darauf hinweisen soll, dass hier auch etwas los ist. Botschaften, die nicht nur an hiesige Lichtenfelser verstreut werden sollen, sondern auch an jene, die sich woanders niedergelassen haben, oder mit dem Gedanken spielen, vielleicht doch wieder in die Heimat zurückzukehren.
Schmackhaft wird "My Lif" mit einem kleinen Starterpaket für Schulabgänger gemacht. Im Gymnasium Lichtenfels erhält an diesem Freitag jeder Entlassschüler eine Tasche für Tablet-PC, einen Schlüsselanhänger in Form eines Like-it-Daumens, jenes virtuellen Daumens, der, so er nach oben, oder unten zeigt, im Internet als Kommentar zu verstehen ist. Was alles im Starterpaket drin sein soll, darüber wurden am Landratsamt auch Überlegungen angestellt. Regionalmanagerin Stefanie Hahn und Zukunftscoach Dilber Demiray hätten hierzu eigens unter Schülern recherchiert. Nach dem Gymnasium kämen die Real- und Wirtschaftsschulen an die Reihe.