In Lichtenfels gibt es einen klaren Trend zur Einäscherung und Urnenbeisetzung. Die jetzt von der Stadt in Auftrag gegebene Sandsteinsäule kommt dem allgemeinen Wunsch auf eine kostengünstigere Bestattung nach.
Nichts ist umsonst, nicht einmal der Tod, denn der kostet nun mal das Leben. So spricht der Volksmund. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Der Tod ist teuer geworden, wenn man auf eine Erdbestattung im Sarg und mit Grabstein nicht verzichten will. Da kommen schnell ein paar tausend Euro zusammen. Für manche ist das zu viel. Aber es gibt kostengünstigere Alternativen für die letzte Ruhestätte. Die Beisetzung in einer Urne zum Beispiel.
Die Feuerbestattung scheint im Trend zu liegen. "Im vergangenen Jahr hatten wir erstmals mehr Feuer- als Erdbestattungen", sagt Manfred Ernst, Verwalter des städtischen Friedhofs in Lichtenfels und fünf weiterer Ortsteile. Der 55-Jährige, der penibel Buch führt, kann dies nach einem kurzen Griff zu einem Ordner belegen: 93 Feuer- und 88 Erdbestattungen gab es 2009 Jahr in Lichtenfels.
Ein Trend? "Die Zahl der Einäscherungen steigt enorm", bestätigt Karl Steinmann vom Lichtenfelser Beerdigungsinstitut Gleißner und Steinmann. Er führt mehrere Gründe dafür ins Feld: Zum einen sei die Generation, die jetzt "an vorderster Front steht", der Überzeugung, dass Feuerbestattungen eine "saubere Sache" seien. Zum anderen lande man bei einer herkömmlichen Beerdigung im Doppelgrab schnell bei 10.000 Euro. Und auch die leichtere Pflege eines Urnengrabes spiele für viele Menschen eine Rolle.
Der Stadtrat hat am Montag diesem Trend ebenfalls Rechnung getragen und den Kauf einer Sandsteinstele für Urnenbeisetzungen beschlossen und Gebühren festgelegt. Angelika Seidel, die im Rathaus für die Friedhofsverwaltung zuständig ist, und Manfred Ernst sind sich einig, dass diese Stelen optisch eine ansprechendere Lösung darstellen als ganze Urnenwände. "Die sehen doch so aus wie Briefkastenwände in einem Hochhaus", findet Seidel, "unpersönlich", kommentiert Ernst.
4500 Gräber hat der Lichtenfelser "unter sich". Eigentlich neben sich, denn in einem großen Karteikasten sind auf alphabetisch sortierten Karten Name, Abteilung, Reihe und Nummer notiert. Quasi Karteileichen. Manchmal gibt es auch kleine Zeichnungen dazu, wer wo im Grab liegt. Die Faustregel lautet: die Frau links, der Mann rechts. Gestorben wird übrigens nicht konstant: In diesem Jahr hat es bis jetzt 65 Beerdigungen gegeben, die hatte Ernst 2009 schon im Oktober beisammen. Übrigens leistet sich die Stadt auch ein Armengrab für mittellose Lichtenfelser. Elf Menschen liegen dort begraben, der letzte wurde am 15. April zur letzten Ruhe gebettet. Daneben kümmert sich Ernst auch um die Gräber der Ehrenbürger Dr. Dehler, Nordgauer, Hempfling, Abend, der Schul- und Niederbronner Schwestern sowie der "Ostarbeiter", wie die Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg beschönigend genannt werden. Noch ein Trend: Viele Gruften werden aufgegeben. "Große Familien gibt's nicht mehr in Lichtenfels - und reiche Leute auch nicht", sagt Manfred Ernst.