Das Lichtenfelser Jugendzentrum ist personell auf Kante genäht. Die zwei Vollzeit-Sozialpädagogen benötigen Unterstützung. Eine Praktikantenstelle könnte helfen, aber die kostet. Stadt und Landkreis wollen sich zusammenraufen.
Sie erledigen Besorgungen, schieben Dienst hinter der Theke oder putzen die Küche: Zivis und, seitdem es die nicht mehr gibt, Bufdis, wie die helfenden Hände vom Bundesfreiwilligendienst genannt werden. Ohne sie wären viele öffentliche Einrichtungen aufgeschmissen. Wie zum Beispiel das Jugendzentrum (Juz) in Lichtenfels. Zwei Vollzeit-Sozialpädagogen sollen da von zwei Bufdis unterstützt werden. Machen sie aber nicht, weil es momentan schlichtweg nicht genügend Freiwillige gibt.
Die Stadtverwaltung schreibt in einer Tischvorlage zur gestrigen Stadtratssitzung: "Die Resonanz ist mäßig. In der Regel kommen sporadische Bewerbungen, die dann meist wieder zurückgezogen werden." Die Anzahl der vom Bundesamt zur Verfügung gestellten Plätze habe sich gegenüber den Zivildienstleistenden nahezu halbiert. Eine unschöne Entwicklung. Weshalb die Freien Wähler in einer Pressemitteilung resigniert feststellen: "Die Personalsituation im Jugendzentrum Lichtenfels wird zunehmend schwieriger." So sieht es auch Fred Bogdahn (SPD): "Die Bufdis entwickeln sich nicht so positiv wie erhofft."
Ein Praktikant soll helfen Deswegen möchte oder muss sich die Stadt jetzt selbst helfen und (zusätzlich) eine Praktikantenstelle für einen Erzieher oder eine Erzieherin im Anerkennungsjahr einrichten. Und die kostet natürlich Geld. Peter Zillig von der Stadtverwaltung taxiert die jährlichen Mehrkosten auf rund 14 000 Euro, die laut Vertrag zwischen der Stadt und dem Landkreis geteilt werden müssten. Doch der Landkreis sträubt sich zunächst und verweist mit Schreiben vom 23. April auch darauf, dass 65 Prozent der Juz-Besucher aus der Stadt Lichtenfels kämen. Die für die überörtliche Bedeutung des Jugendzentrums relevanten Aufgaben, welche die finanzielle Beteiligung des Landkreises rechtfertigten, fielen insbesondere in das Spektrum der hauptamtlichen Fachkräfte, wird argumentiert.
Was sich so zunächst nach Absage anhört, wird in der gestrigen Sitzung des Stadtrates von Bürgermeisterin Bianca Fischer relativiert. Sie habe mit Landrat Meißner gesprochen und es zeichne sich doch noch ein Kompromiss ab, der von beiden Seiten jetzt erarbeitet werden soll.
Wie dünn die Personaldecke tatsächlich ist, zeigt eine aktuelle Mitteilung aus dem Jugendzentrum: "Da mein Kollege erkrankt ist, können wir deshalb die kommende Woche das Jugendzentrum nicht öffnen."