Am Dienstag vor Kloster Banz: Die Sonne brennt, der Biergarten der Klosterschänke ist gut besucht. Alles wie immer. Bis eine schwarze Limousine vorfährt, aus der Angela Merkel steigt. Manch einer war auf solch einen Auftritt nicht vorbereitet.
Tante Lisa trinkt einen Kaffee und Nichte Hanna hat sich einen schönen gemischten Eisbecher bestellt. So wie man das halt macht an einem sonnigen Tag im Schatten der Bäume im Klosterschänke-Biergarten in Banz. Herrlich ist es hier. Einfach optimal, um mal die Seele baumeln zu lassen.
So machen das also Lisa von Radziminsky, die Tante, und Hanna Bauer, die Nichte, um die es hier geht. Tante Lisa erzählt von ihrem Adelsgeschlecht, weshalb sie ein "von" im Namen trägt, und dass sie zu Besuch aus Kanada für ein paar Tage hierher gekommen ist. Und die Nichte sagt, dass die Tante nicht so gut laufen kann, dass sie deshalb am Dienstag zufällig nach Kloster Banz gefahren sind. "Das ist schön hier", sagt die Tante, die sich ein großes Stück Sahnetorte bestellt hat.
Grüner Blazer - es ist die Kanzlerin Als die Bedienung mit dem Kuchen kommt, fährt die Kanzlerin vor, aber nicht, weil sie nicht so gut laufen kann - Sicherheitsstufe eins. Zehn Meter Luftlinie vom Kaffeetisch der Tante und Nichte entfernt, steigt die CDU-Chefin vor Kloster Banz aus dem klimatisierten Wagen. Mintgrüner Blazer, zementierte Frisur, nette - fast unscheinbare - Erscheinung. Kein Zweifel, es ist Angela Merkel. 14.50 Uhr - die Kanzlerin ist überpünktlich.
"Die Kanzlerin? Wir haben nicht gewusst, dass sie kommt. Aber die kann sich ruhig überall umschauen", sagt Nichte Hanna und dreht sich Richtung Tor um. Zwischen den Bäumen ist sie nur ab und zu zu sehen, die Kanzlerin. Da! Hanna Bauer fixiert Merkel kurz, doch sie sieht es gleich. "Sie muss am Kragen was machen." Merkel trägt wieder mal einen Blazer ohne Kragen. Das sei ausbaufähig, aber sonst sei ihre Frisur schon besser als früher. Die Kanzlerin geht ohne das Wissen um die Stilkritik festen Schrittes in den Klosterhof - Ministerpräsident Horst Seehofer und Gerda Hasselfeldt, CSU-Landesgruppenchefin, sind auch da. Tante Lisa und Nichte Hanna wenden sich wieder dem Tisch zu. Das Eis schmilzt.
Es geht um Europa Die Kanzlerin erklärt im Innenhof in der prallen Sonne vor den Mikrofonen neben Seehofer und Hasselfeldt, wie schön es hier ist. In Oberfranken und natürlich auch auf Kloster Banz. "Das ist Oberfranken, ein besonderer Platz in Bayern", preist der Ministerpräsident die Gegend an. So oder so ähnlich. Dann geht es um Europa, die Kanzlerin sagt, dass es ein Kraftakt sei, den wir alle gemeinsam bewältigen müssten.
Ein paar Nachfragen aus dem Journalistenpulk. Fernsehkameras des Bayerischen Rundfunks, Sat1 und so fort. Die Kanzlerin auf Kloster Banz? Ja, es ist Angela Merkel. Dann zieht der Tross weiter, hoch in das Kloster, wo die CSU ihre Klausur abhält. Die Fotografen und Kameramänner kommen ins Schwitzen unter dem "weißblauen Himmel", den Seehofer wie bestellt bezeichnet - ein bayerischer Himmel eben. Aber auf keinen Fall nur ein fränkischer.
Es ist Wahlkampf Als Angela Merkel und der Ministerpräsident im Innern des Klosters verschwinden, um die CSU-Abgeordneten zu begrüßen, huscht noch schnell Peter Gauweiler, der Euro-Kritiker, durch die Tür. Und draußen im Biergarten, dort wo es schön kühl ist, haben Tante Lisa und Nichte Hanna gerade das letzte Stück Kuchen, den letzten Happen Eis verschlungen. Da erzählt die Tante von Kanada. Dort gibt es ja auch Politiker. Und Angela Merkel war kürzlich im kanadischen Fernsehen, sie sage gute Sachen, findet die Tante. Am Samstag geht es für sie zurück über den Atlantik. Die Kanzlerin ist dann sicher auch wieder ganz woanders unterwegs. Es ist schließlich Wahlkampf.