Braucht Lichtenfels mehr Bäume?

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Kein Baum säumt den kürzlich geschaffenen Radweg von Isling in Richtung Burkheim, nur einige Büsche, die zuvor auch schon dort gestanden haben. Die Lichtenfelser Stadtverwaltung verspricht aber, dass sich das ändern wird, die Begrünung werde schon geplant.Matthias Einwag
Kein Baum säumt den kürzlich geschaffenen Radweg von Isling in Richtung Burkheim, nur einige Büsche, die zuvor auch schon dort gestanden haben. Die Lichtenfelser Stadtverwaltung verspricht aber, dass sich das ändern wird, die Begrünung werde schon geplant.Matthias Einwag
Kein einziger Baum steht auf der großen Rasenfläche zwischen Hallenbad und Herzog-Otto-Schule (im Bildhintergrund), was Bernhard Christoph moniert.Matthias Einwag
Kein einziger Baum steht auf der großen Rasenfläche zwischen Hallenbad und Herzog-Otto-Schule (im Bildhintergrund), was Bernhard Christoph moniert.Matthias Einwag
 
Bäume wachsen nur im Hintergrund; auf dem Kaufland-Parkplatz sind derzeit nur zwei frisch gepflanzte Bäumchen zu entdecken.Matthias Einwag
Bäume wachsen nur im Hintergrund; auf dem Kaufland-Parkplatz sind derzeit nur zwei frisch gepflanzte Bäumchen zu entdecken.Matthias Einwag
 
Auf dem Parkplatz des Fachmarktzentrums wurden zahlreiche Bäume gepflanzt, was von Bernhard Christoph gelobt wird.Matthias Einwag
Auf dem Parkplatz des Fachmarktzentrums wurden zahlreiche Bäume gepflanzt, was von Bernhard Christoph gelobt wird.Matthias Einwag
 

Braucht Lichtenfels eine Baumschutzverordnung? Stadtrat Bernhard Christoph kämpft seit 20 Jahren dafür. Mit solch einer Leitlinie ließen sich Kernstadt und Dörfer besser gestalten. Die Stadtverwaltung ist skeptisch.

"Jeder Baum, den wir pflanzen, ist ein Gewinn", sagt Stadtrat Bernhard Christoph (B 90/Grüne). Dabei geht es ihm nicht darum, der Stadt ein "scharfes Schwert" in die Hand zu geben. Vielmehr möchte er die Kernstadt und die Dörfer durch markante, großkronige Laubbäume aufgewertet sehen. Bäume seien aber nicht nur ein optischer Gewinn für ein Stadtbild, sie verbesserten auch das Kleinklima, was in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger werde. Bernhard Christoph, der seit 20 Jahren für eine Baumschutzverordnung kämpft, möchte keinen Wald in der Stadt anpflanzen: "Es kommt darauf an, das, was wir haben, zu schützen."

"Viele Städte legen Wert darauf, dass es ihren Bäumen gut geht", hat Bernhard Christoph beobachtet. "Schaut nach Bamberg! Dort ist jeder Fleck, der möglich ist, mit großkronigen Bäumen besetzt." Bereits im Januar 1998 habe seine Stadtratsfraktion deshalb beantragt, fürs Lichtenfelser Stadtgebiet eine Baumschutzverordnung zu erlassen und legte einen Satzungsbeschluss vor. Bisher mit wenig Erfolg. Trotz mehrmaligem Nachhaken kam keine Mehrheit für eine solche Satzung zustande.

Gleichwohl seien in den vergangenen Jahren immer wieder Bäume ersatzlos abgesägt worden - etwa im ehemaligen "Rießner-Park" oder auf dem Burgberg. "Bäume verschwinden und keiner kümmert sich darum - es ärgert mich, dass wir da so wenig Augenmerk drauf legen."

Während der Großparkplatz am Fachmarkzentrum auf Verlangen der Stadt mit etlichen Bäumen bepflanzt wurde, sei der Parkplatz am Kaufland ein Negativbeispiel: "Dort sollten viele Bäume stehen", sagt Bernhard Christoph, "aber dort stehen bis jetzt nur zwei verkrüppelte Bäumchen."

An den Ortseingängen, moniert er, könnten Bäume die Wappen der Partnerstädte einrahmen - das wäre ein schöner Willkommensgruß. Auf dem Marktplatz sollte die Baumleiste, die am Oberen Tor beginnt, bis zum Unteren Tor durchgezogen werden. Heiße Sommer und lange Trockenperioden sowie schlechte Luft erforderten ein Gegensteuern. Bäume, fährt er fort, kompensieren nicht nur das Kleinklima, sie schaffen zudem aus Licht und Schatten angenehme Ort zum Verweilen. In südlichen Ländern stünden nicht ohne Grund vielerorts Platanen, die den Plätzen ein grünes Dach geben. "Inzwischen ist es bei uns auch schon so warm wie im Süden", ergänzt er. Und weil eine Stadt sich schneller aufheizt als ein Dorf, bestehe Handlungsbedarf.

Mit flankierenden Bäumen bepflanzt werden sollten die Radwege im Stadtgebiet. Der kürzlich geschaffene von Isling in Richtung Burkheim sei kahl - bis auf einige Sträucher, die zuvor auch schon da standen. Bernhard Christoph: "Wir haben dort keinen einzigen Baum gepflanzt." Als positives Beispiel nennt der Stadtrat die Bamberger Straße in Seubelsdorf. Dort seien Bäume mustergültig ins Straßenbild integriert. Und dass vor den Produktionshallen von Concept-Laser auf voller Länge großkronige Bäume gepflanzt werden sollen, begrüßt er sehr.

Eine Gestaltungssatzung für die Innenstadt sei wichtig, fährt er fort - dazu zähle jedoch auch das Grüne. Ebenso wünschenswert seien Empfehlungen bezüglich der Bepflanzung an Privatleute, ohne diesen etwas vorschreiben zu wollen. "Die Gewichtung der Begrünung ist noch nicht erkannt", ergänzt er, denn noch würden Industrie- und Neubaugebiete vorrangig behandelt.

"Wir haben zu wenig Bäume in einem gewissen Alter", resümiert er. Die Öffentliche Hand sollte zumindest Ersatz schaffen, wenn Bäume abgeholzt werden. Eine Baumschutzverordnung sei nicht mehr und nicht weniger als die Willenserklärung einer Kommune, wie sie künftig mit dem Grün umgehen möchte. Schöne Grünanlagen zu haben, sei ein Vorteil für die Bürger und eine gewisse Identitätsfrage für eine Stadt.

"Ob wir eine Baumschutzverordnung benötigen, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen", erklärt Sebastian Müller vom Lichtenfelser Bürgermeisteramt. Hiermit werde sich der dafür zuständige Bau- und Umweltausschuss befassen. Baumschutzverordnungen, gibt er zu bedenken, haben Vor- und Nachteile. Geschützt würden in der Regel Bäume ab einem bestimmten Stammdurchmesser. In Städten, die eine Baumschutzverordnung eingeführt haben, habe dies oftmals dazu geführt, dass Bäume, die kurz vor dem Erreichen des schützenswerten Stammdurchmessers standen, vorher abgeholzt wurden.

Wo fehlt es nach Ansicht der Stadtverwaltung an Bäumen im Stadtgebiet, wollen wir wissen. Müller: "Das grüne Stadtbild ist eines der Hauptthemen der Vision 2030 für Lichtenfels. Deshalb wird künftig noch mehr als in der Vergangenheit darauf geachtet, zum Beispiel bei Stellplatzsatzung, Bebauungsplänen, Grünordnungsplänen, Leitfäden zur Stadtgestaltung etc., um das Thema Bäume mehr in den Vordergrund zu rücken."

Konkret auf den Parkplatz am Kaufland angesprochen sagt Sebastian Müller: "Uns ist ein angemessener Grünanteil prinzipiell sehr wichtig. Dies haben wir zum Beispiel im Bebauungsplan des neuen Gewerbegebietes An der Zeil II vorgeschrieben." Die Begrünung des Radwegs von Isling in Richtung Burkheim sei bereits in Planung, sagt Müller.

Ob es eine Baumschutzordnung braucht, um Kernstadt und Dörfer schöner zu machen, ist nach Ansicht der Stadtverwaltung fraglich. Sebastian Müller: "Unserer Ansicht nach macht es mehr Sinn, durch Aufklärung der Bürgerinnen und Bürger und Förderung der eigenen Motivation zum Erhalt der Bäume zu bewegen."

Dass die Pflege der Bäume zu aufwändig wäre, falle kaum ins Gewicht. "Da es sich ja nicht nur um städtische, sondern auch um private Bäume handelt, dürfte der Aufwand überschaubar bleiben", sagt Müller. Bereits jetzt würden Bäume auf städtischen Grundstücken regelmäßig überwacht und gepflegt.