Bei Jagdvorstehern regt sich Kritik

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Jagdpächter Günter Herrmann hält nichts von dem Gutachten. Foto: Völk
Jagdpächter Günter Herrmann hält nichts von dem Gutachten. Foto: Völk

Die Abschussplanung des "Forstlichen Gutachtens zur Situation der Waldverjüngung" findet bei Jagdgenossen wenig Gegenliebe.

Alle drei Jahre wird das "Forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung", wie das so genannte Verbissgutachten offiziell heißt, erstellt. Forstdirektor Oliver Kröner stellte es am Mittwochabend im Gasthaus "Zum Löwen" vor. Mehr als die Hälfte der Hegegemeinschaften ist demnach "im grünen Bereich". Zu der nichtöffentlichen Versammlung hatte die Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften im BBV-Kreisverband alle Jagdvorsteher der Mitgliedsjagdgenossenschaften eingeladen.
In elf von insgesamt 14 Hegegemeinschaften der Landkreise Lichtenfels und Coburg wurde die Verbissbelastung im jüngsten Gutachten als "tragbar" eingestuft, eine als "günstig" und zwei weitere als "noch ausreichend". "Seit der letzten Erhebung hat sich vieles verbessert", lautet auch die Meinung des Sprechers der Arbeitsgemeinschaft, Franz Böhmer.
Die Aufnahme der Verbiss-Situation erfolgt in so genannten Verjüngungsflächen, erklärt
Kröner. Für jede Hegegemeinschaft werden die Daten von rund 30 Aufnahmeflächen erhoben. Als Mittelwert wird pro Hektar eine Anzahl von 10 000 Pflanzen zugrunde gelegt. "Bei weniger Pflanzen ist ein Verbiss für den Wald schwieriger zu bewältigen als bei einer höheren Pflanzendichte", sagt Kröner.
An diesem Abend erfahren die Jagdvorsteher, wie es um die Verjüngungssituation in ihrer Hegegemeinschaft steht. Dabei zeichnet sich laut Kröner ein Trend ab: "Die Zukunftsrelevanten Bäume wie Buche und Eiche nehmen zu." Am Ende des Gutachtens stehen dann die Einschätzung und die Empfehlung für die Abschuss-Planung. Das Spektrum der Empfehlungen für die Hegegemeinschaften im Landkreis Lichtenfels reicht von "Abschussplanung beibehalten" bis "Abschusszahlen erhöhen". Für den Rehwild-Abschussplan sind der Jagdbeirat und das Landratsamt zuständig.
Als "Klassenbesten" hebt Kröner die Hegegemeinschaft Maintal-Süd hervor. Hier liegt der ermittelte Leittriebverbiss beim Laubholz bei unter zehn Prozent, bei Nadelholz bei drei Prozent. Die Empfehlung für die Abschlussplanung lautet "beibehalten".
Unter den Jagdvorstehern regt sich Kritik. Ein gutes Ergebnis und trotzdem den bisherigen Abschluss beibehalten?
Er möchte nicht Jo-Jo spielen, sagt Forstdirektor Oliver Kröner. Sprich: in einem Jahr die Zahlen zu verringern und sie dann im darauf folgenden Jahr wieder zu erhöhen.
"Die Jäger können nur das erfüllen, was der Eigentümer will", sagt Jagdpächter Günter Herrmann, der gleichzeitig auch Jagdvorsteher der Marktgraitzer Jagdgenossenschaft ist. Der Marktgraitzer macht kein Geheimnis daraus, was er von dem Gutachten hält: Es sei löchrig wie ein Schweizer Käse - ein Gutachten, das es nur in Bayern gebe und das viel Geld koste. "Das Geld könnte man besser in die Bildung investieren."
"Wir haben seit Jahren keine Rehe und sollen wieder den Abschuss erhöhen", klagt Ralf Werner, stellvertretender Jagdvorstand der Jagdgenossenschaft Schney. Wenn das so weiter geht, werde sich bald kein Jagdpächter mehr finden lassen. Eine Klage, die mehrmals zu hören ist.
"Auch wir Jäger sind für den Waldumbau", sagt Jagdberater Wolfgang Jakob. Dass Jäger in bestimmten Bereichen immer weniger Rehe sehen, dafür macht Jakob mehrere Faktoren verantwortlich. Gerade im Umfeld des Staatsforstes habe die Rehwilddichte deutlich abgenommen: "In Jagdrevieren wie Trieb, Klosterlangheim, Mistelfeld, oder Oberlangheim ist in Feldrevieren kaum noch Rehwild zu sehen." Einen der Gründe dafür sieht Jakob in den Regiejagden des Staatsforstes. Ein weiterer Grund sei der Waldumbau selbst. Auf dem Nadelboden der Fichtenmonokulturen hätte das Rehwild kaum Nahrung gefunden, sei also gezwungen gewesen, den Wald zu verlassen. Mit Zunahme der Mischwälder brauchten die Tiere den Wald nicht mehr verlassen, da das Nahrungsangebot größer geworden sei. gvö