Auszubildende sind zurzeit überall sehr begehrt. Zwei Bauunternehmer erklären, warum kaum einer auf den Bau will und wie sie dieses Problem lösen wollen.
Die Situation am
Ausbildungsmarkt im Landkreis ist traumhaft für jeden angehenden Lehrling. 116 von ihnen waren im Juni gemeldet. Theoretisch können sie sich auf 243 Stellen bewerben. Während die Jugendlichen fast freie Wahl haben, haben die Unternehmen große Mühe, genügend Nachwuchs zu finden. Besonders handwerkliche Berufe sind kaum mehr gefragt. Die Lichtenfelser Baufirmen setzen alles daran, die Situation zu verbessern.
"Wir haben großes Glück", sagt Wolfgang Schuberth-Raab. Er ist Geschäftsführer des Bauunternehmens Raab in Ebensfeld und Präsident des Bayerischen Baugewerbes. Fünf neue Auszubildende hat er heuer für seine Firma gewinnen können, darunter Maurer, Betonbauer und ein Straßenbauer. Aber am liebsten hätte er acht gehabt, nur gab es nicht genügend geeignete Bewerber.
Nicht jeder wird genommen
Etwas wählerisch sei er bei der Suche schon: "Es bringt ja nichts, jemanden zu nehmen, nur weil er nicht 'nein' sagt", erklärt Schuberth-Raab. Schließlich müsse jeder auch seine Leistung bringen und die Gesellenprüfung bestehen. Deshalb durchläuft der angehende Azubi bei der Firma Raab erstmal ein Praktikum. Es folgen persönliche Gespräche, auch mit den Eltern, erklärt der Geschäftsführer. "Da wird's dann schon weniger."
Bodo Gutgesell, der Geschäftsführer der gleichnamigen Firma in Michelau, hat seine Anforderungen an die Azubis ein wenig heruntergeschraubt. Viel weiter kann er aber nicht gehen. "Richtig ausgedünnt" sei die Personaldecke bei den Auszubildenden. In den letzten Jahren habe er immer nur einen bekommen. "Wir müssen unbedingt Nachwuchs ausbilden, weil viele altersbedingt wegfallen, aber man kriegt keine her", klagt Gutgesell. Dabei sieht er seine Firma aber noch gut aufgestellt. Die Hälfte seiner 25 Angestellten seien unter 40 Jahre alt.
Dennoch sei es für ihn schwer, Nachwuchsmaurer oder -baggerfahrer zu finden. Zum einen liege das am Schulsystem, meint er: "Alle wollen nur studieren. Wer will denn noch auf den Bau?" Zurzeit hätten alle seine Azubis Mittlere Reife, obwohl er das gar nicht voraussetze.
Dem pflichtet Schuberth-Raab bei: "Jeder geht aufs Gymnasium oder auf die Realschule. Da geht ein ganzer Schwung verloren."
Dazu komme, dass die Jugendlichen heute immer weniger mit der Materie in Berührung kommen, sagt er: "Die Schere derer, die für das Handwerk in Frage kommen, geht auseinander."
Kein Gespür fürs Handwerk
"Entweder ist die Arbeit ihnen zu hart oder sie wollen alle nur noch an den Computer", teilt Gutgesell die Ansicht seines Kollegen.
Dieses Phänomen hat auch Matthias Klar, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg, beobachtet. Handwerkliche Dinge spielen im Alltag eine immer geringere Rolle: "Die Jugendlichen kriegen durch die 4.0-Debatte regelrecht Angst, wenn sie etwas handwerkliches lernen."
Bodo Gutgesell ist über eine weitere Entwicklung erschüttert: In den 9. und 10. Klassen seien die Schüler oft unmotiviert, da sie wissen, ein Job sei ihnen bereits sicher bei der aktuellen Lage - auch mit schlechten Noten.
Matthias Klar kennt dieses Problem: "Das ist eine Gefahr, die sich breit machen kann." Der Markt habe sich zu einen Bewerbermarkt entwickelt, sodass sich die Chancen für jeden Bewerber erhöht haben. "Manche wiegen sich da zu sehr in Sicherheit", warnt Klar. Ebenso würden sich manche Jugendliche einen Betrieb aussuchen, der möglichst nahe am Zuhause ist, ohne wirklich auf den Beruf zu achten. Klar hält auch das für gefährlich. Schließlich müsse man den Beruf meist ein halbes Jahrhundert lang ausführen. "Es ist wichtig, dass der Beruf dann auch Spaß macht", gibt er zu bedenken.
Wie können die Bauunternehmer diese Situation nun lösen? Beide gehen bereits auf potenzielle Bewerber zu, werben in Schulen, bei Ausbildungsmessen, in den sozialen Netzwerken. An den Löhnen hätten beide ebenfalls bereits gedreht. Viel mehr sei aber momentan nicht drin.
Suche im Nachbarland
Bodo Gutgesell denkt darüber nach, Zusatzpakete für die Azubis anzubieten, etwa, dass diese als Privatpatienten behandelt werden können. Nach einem gescheiterten Versuch mit Flüchtlingen richtet er seinen Blick nun auch nach Tschechien: "Einen haben wir schon angestellt. Unter der Woche wohnt er hier."
Der Präsident der Bayerischen Baugewerbes gibt sind indes zuversichtlich: "Ich bin frohen Mutes, dass sich die Situation wieder normalisiert."