Wolfgang Krebs steckt in der Krise. Helfen ihm Wellness, Sport und Joggen? Im Stück "Hand aufs Herz" sucht er nach Antworten.
Das Lid zuckt, die Hand wackelt und es zwickt und zwackt an allen Enden. Ist das Zufall oder vielleicht eine tödliche Krankheit? Bernd, in den 40ern, sitzt beim Arzt und ist überzeugt: Seine Krankheit ist einfach noch nicht entdeckt. Über 40 ist schließlich jeder krank - oder noch nicht richtig untersucht. Und solange Bernd noch nicht weiß, was ihm fehlt, therapiert er sich fleißig selbst.
Im Schlosstheater Thurnau ist seit diesem Samstag mit "Hand aufs Herz - Monolog eines Hypochonders" ein neues Stück zu sehen. Lustig, aber auch tiefgründig und ein Werk, bei dem sich der eine oder andere im Publikum auch ein bisschen wiedererkennen dürfte.
Früher eher gemütlich
Bernd ist ein ganz normaler Mann, früher exzessiver Raucher, Genusstrinker und sicher eher von der gemütlichen Sorte.
Doch seitdem er über 40 ist, versucht er, dem Tod von der Schippe zu springen. Ein Pülverchen hier, ein paar Tabletten da, Magnesium, Zink und Selen sind seine ständigen Begleiter. Sogar mit dem Rauchen hat er aufgehört, Trinken tut er schon lange nicht mehr und Pizza und Kuchen: ein absolutes Tabu! Doch besser fühlt er sich dadurch auch nicht. Die Panik vor Bluthochdruck, Herzinfarkt und Lungenkollaps treibt Bernd nach wie vor um.
Wolfgang Krebs nimmt den Besucher mit auf eine Reise in die Tiefgründe der menschlichen Psyche. Wieviel Leben ist in den Jahren? Sind die Ersten die Letzten, die den Löffel abgeben müssen? Ist der Tod nur noch eine Frage des Lebensstils? Und schließlich die Erkenntnis: Auch wenn ich gesund lebe, sterbe ich.
Es ist ein Wechselbad zwischen Tiefgründigkeit und Komik.
In seinem kabarettistischen Monolog stellt Autor Rainer Furch Kranksein, Gesundheits- und Fitnesswahn auf den Prüfstand. Früher lieferten wir den Zehnt unter Zwang beim Fürsten ab, heute opfern wir den Zehnt vom Netto der Gesundheit. Freiwillig. Workout, Walken, Edelsteinbalance, Schüßler-Salze, Wellness-Painting, Engel kontaktieren: Das Geschäft mit der Gesundheit boomt. Er schaut herab auf die, die dem Köperkult nachhecheln, die mit ihrem Abendsport rund um die Biergärten allen ein schlechtes Gewissen machen und gibt schließlich zu: Ja, ich laufe auch - ohne geht es ja gar nicht.
Zum Spazierengehen erzählt der Darsteller, gehe er auf den Friedhof, weil das der einzige Ort sei, wo man nicht knallbunten Mountainbikern, wilden Joggern oder Senioren mit Walking-Stecken begegne.
Er sehnt sich einerseits zurück zu der Zeit, in der "die Alten", wenn ihnen etwas gefehlt hat, einen Amselfelder mit etwas Süßstoff für den Geschmack getrunken haben und es ihnen dann besser ging. Heute hechelten alle dem ewigen Leben hinterher. Und Bernd ist einer von ihnen. Nachdenklich, komisch und zugleich bitter ironisch redet sich der Protagonist um Kopf und Kragen.
Besucher hängen an den Lippen
Wolfgang Krebs spielt die Rolle mit so viel Herz, dass die Zuschauer gebannt an seinen Lippen hängen. Doch es sind nicht nur die Worte, die begeistern. Der Tanz mit dem Tod, die Yogaübungen, die "Werbepause" - Wolfgang Krebs zeigt, was er als Schauspieler drauf hat. Witzig, charmant und talentiert - das Zuschauen macht im Schlosstheater bei diesem Stück mal wieder besonders viel Freude.
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