Volker Matysiak ist Trauredner: So findet man die richtigen Worte

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Volker Matysiak (rechts) war Trauredner bei der Hochzeit von Uwe Mattes und seiner Frau Monika. Foto: Fotostudio Kutscha, Gräfenberg
Volker Matysiak (rechts) war Trauredner bei der Hochzeit von Uwe Mattes und seiner Frau Monika. Foto: Fotostudio Kutscha, Gräfenberg

Volker Matysiak aus Kupferberg ist der einzige freie Trauredner im Landkreis Kulmbach - eine Profession, die hier noch weitgehend unbekannt ist. Uwe Mattes und seine Frau Monika haben seine Dienste genutzt und berichten davon.

Für Uwe Mattes und seine Frau Monika war von Anfang an klar, dass sie nicht kirchlich heiraten wollen. Auf einen festlichen Rahmen wollten sie bei ihrer Trauung deswegen aber nicht verzichten. Und für den sorgte Volker Matysiak. Der Kupferberger ist der einzige freie Trauredner im Landkreis Kulmbach.

Persönlich und vertrauensvoll

Die Hochzeit von Uwe und Monika war die zweite, bei der er im Einsatz war. Drei längere Termine mit intensiven Gesprächen fanden im Vorfeld statt. "Alles sehr persönlich und vertrauensvoll", erzählt Uwe Mattes rückblickend. "Wir waren gleich auf einem Nenner."

Matysiak war aber nicht nur deswegen ein Glücksfall für das Paar, das sich am 13. August vergangenen Jahres das Ja-Wort gab. Denn damals waren die Corona-Auflagen noch deutlich strenger als heute. "Wir wollten eigentlich eine große standesamtliche Trauung", sagt Mattes. 70 Gäste waren zu der deutsch-ungarischen Hochzeit geladen, doch nur 30 hätten ins Standesamt gedurft. "Deshalb mussten wir uns was einfallen lassen."

Die Lösung lag in einer Scheunenhochzeit am Dorfplatz in Lindau. "Wir haben gedacht, wir könnten auch die Trauung dort halten und nicht im Trebgaster Rathaus", berichtet Uwe Mattes. "Und dazu brauchten wir einen Trauredner." Das war vier Wochen vor dem geplanten Hochzeitstermin. Die Zeit war also knapp.

"Würden es wieder so machen"

"Über Bekannte sind wir auf Volker Matysiak gekommen." Der war ihnen schon über seine Musikertätigkeit bei der Band "Die 3" bekannt gewesen. Matysiak sagte zur Erleichterung des Paars sofort zu und gestaltete "eine Riesentrauung", wie Uwe Mattes sagt. "Wir würden wieder alles genau so machen."

Worte, die Volker Matysiak gerne hört. Denn in einer Traurede steckt sehr viel Arbeit. Feierlich soll sie sein, locker, nachdenklich, unterhaltsam und vor allem: authentisch. Das sei besonders wichtig, weil die Hochzeitsgesellschaft das Brautpaar natürlich gut kenne. "Deshalb muss man sie gut darstellen können." Kein Wunder also, dass der Kupferberger mehrere Stunden ("Eine Stunde pro Minute Rede") an den Formulierungen feilt, mit denen er die Liebesgeschichte des Brautpaars vom Kennenlernen über den ersten Kuss bis hin zu ihrem Hochzeitstag beschreibt. Zu seiner Berufung ist der ehemalige Postbote durch Zufall gekommen. "Ein bekanntes Pärchen hat mich gefragt, ob ich sie trauen will." Nach einer Woche Bedenkzeit sagte er zu. Das war im Mai 2020. Wie sie überhaupt auf die Idee kamen, ihn darum zu bitten, weiß er gar nicht genau: "Sie kannten mich als Stadionsprecher, Musiker und Stadtrat, als vernünftigen, offenen Menschen", spekuliert er.

Gründliche Recherche

Danach begann seine Recherche - in Büchern, im Internet. Was macht ein Trauredner eigentlich? Wie gestaltet man eine Traurede? Wie lange sollte die dauern? Matysiak gibt die Antwort: "Das ist ganz individuell." Und zwar wie alles bei einer freien Trauung: angefangen vom Ort der Zeremonie über die Länge der Rede (bis zu 20 Minuten) bis hin zu den Hochzeitsritualen und der Musikauswahl.

Im Landkreis Kulmbach ist der freie Hochzeitsredner noch weitgehend unbekannt, weiß Matysiak, der selbst kirchlich geheiratet hat. In anderen Gegenden sehe das schon ganz anders aus.

Doch er sieht seine Profession auf dem Vormarsch: Denn wer sich von der Kirche abgewandt habe, aber trotzdem eine feierliche Hochzeitszeremonie wünsche, der wende sich an die Trauredner (sein Internet-Kontakt: www.volker-traut-euch.de). Heuer ist er noch zweimal gebucht, nächstes Jahr bereits viermal. Wobei man wissen muss, dass eine freie Hochzeit vor dem Gesetz genau die gleiche Bedeutung hat wie eine kirchliche - im Prinzip keine. "Es geht bei beiden nur um die Zeremonie, rechtlich zählt nur das Standesamt."

Der 58-Jährige bereitet sich in mehreren Gesprächen mit dem Brautpaar auf die Hochzeit vor. In diesen Unterhaltungen versucht er, möglichst viel über die Liebesgeschichte der beiden herauszufinden. Diese Informationen lässt er in seine Rede einfließen, die mit Gedanken und Zitaten der beiden gespickt werden. Dazu, so sagt er, sei es nötig, entsprechendes Vertrauen aufzubauen.

Männer tauen später auf

Er hat die Erfahrung gemacht, dass es in der Regel die Frauen sind, die bei ihm anrufen, weil sie zumeist die Hochzeitsplanung in der Hand haben. Beim Erstgespräch seien sie zugleich offener. "Die Männer sagen am Anfang wenig und tauen erst mit der Zeit auf."

Auch wenn er als Trauredner noch ganz am Anfang seiner Karriere steht, so hat Volker Matysiak schon einige Anekdoten von den Paaren gehört. Und eins hatten alle bisher gemein, erzählt er mit einem Schmunzeln: "Kein Antrag hat aufs erste Mal geklappt."