Wenn, dann richtig: Wer helfen will, muss sich an einige wichtige Grundregeln halten. Extra-Futter ist allerdings nur die zweitbeste Lösung.
Besand und Matthias LitzlfelderEin Futterhäuschen aufzustellen oder einen Meisenknödel aufzuhängen, gehört zu den beliebten Winterbeschäftigungen der Deutschen. So können heimische Vögel auf Balkon, Terrasse oder im Garten aus der Nähe beobachtet werden. Doch die Winter sind inzwischen milder als früher, auch der aktuelle zeigte sich bisher äußerst gemäßigt. Soll man da überhaupt füttern? Die Vögel können sich selbst versorgen, der Mensch sollte sich da raushalten, sagen manche. Andere verweisen darauf, dass aufgrund intensiver Landwirtschaft und häufig artenarmer Gärten zu wenig Nahrung da ist.
Deshalb spricht sich der Landesbund für Vogelschutz (LBV) inzwischen sogar für eine Ganzjahresfütterung aus. Das verbessere das Immunsystem der Tiere und reduziere Stress. "Es gibt aber noch zu wenig wissenschaftliche Studien darüber, welche Effekte vom Menschen angebotene Nahrung hat", so LBV-Pressereferentin Sonja Dölfel. "Doch das Füttern schadet auch nicht, wenn man sich an ein paar Regeln hält", sagt Erich Schiffelholz, Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe Kulmbach. Wichtiger als die Fütterung sei allerdings, den Singvögeln einen ihren Bedürfnissen angepassten Lebensraum zu bieten, betont er. "Dazu kann jeder Grundstücksbesitzer einen Beitrag leisten." Zusätzliches Futter hält Schiffelholz immer dann für sinnvoll, wenn die natürlichen Futterquellen weniger werden.
Grundregel Nummer 1: Hygiene! Offene Futterplätze müssen täglich sauber gemacht werden. Futterspender machen weniger Arbeit und sind eine gute Alternative, weil das Futter vor Regen geschützt ist und die Tiere nicht darin herumhüpfen und es mit Kot verunreinigen. "Ganz wichtig ist es, die Futterstellen an einem übersichtlichen und von Katzen nicht erreichbaren Ort einrichten", sagt Schiffelholz. Und: "Mehrere kleine Futterstellen sind besser als eine große. Salmonellen und Parasiten treten dann seltener auf."
Oft vergessen wird: Vögel haben nicht nur Hunger, sondern auch Durst. Vogeltränken in Sichtweite zum Futterplatz sind deshalb nötig. Auch hier ist Sauberkeit oberstes Gebot: "Stets auf frisches Wasser achten, die Schale gründlich reinigen."
Bedrohte Tierarten wie Kiebitz oder Feldlerche rettet man durch die Fütterung leider nicht. "Die kommen nicht an die Futterstellen." In Deutschland gibt es insgesamt rund 200 Arten. An den Futterplätzen findet man gerade mal zehn bis 15.
Was das Futter angeht, rät der Kulmbacher Experte, auf Qualität zu achten. "Auf den Packungen sind oft Empfehlungen der großen Naturschutzverbände zu finden. Bei billigen Mischungen würden oft Füllstoffe verwendet. Noch schlimmer seien die manchmal enthaltenen Samen der Beifuß-Ambrosie - auch Ambrosia genannt. "Die Vögel fressen die Samen nicht, sondern schmeißen sie nach unten, wo sie später keimen können." Die Pflanze ist bei Pollenallergikern gefürchtet.
Mit wenig Aufwand können Vogelfreunde übrigens Futter selbst mischen