Über die Interessen der Einzelhändler und den Sonntagsschutz wird heftig diskutiert. Dabei gäbe es eine Möglichkeit - dazu ein Kommentar.
Bei Sport Leithner in der Albert-Ruckdeschel-Stra ße war am Sonntag geschlossen. Kein verkaufsoffener Sonntag. Man wäre gern dabei gewesen, aber: "Wir dürfen es leider nicht", so Firmeninhaber Robert Leithner, der in seinem Geschäft einen entsprechenden Aushang machte.
Wie am Samstag berichtet, kritisiert Leithner deswegen die Stadt und die Gewerkschaft Ver.di, die sich beim Landratsamt beschwerte.
An der Lebenswirklichkeit vorbei
Die Stadt kann Leithners Enttäuschung nachvollziehen, weil der räumliche Geltungsbereich des verkaufsoffenen Sonntags eingeschränkt wurde. "Aber wir sind an Recht und Gesetz gebunden", betont Betriebsleiter Helmut Völkl vom Tourismus & Veranstaltungsservice. Er kritisiert seinerseits das Ladenschlussgesetz in Bayern: "Es geht völlig an der Lebenswirklichkeit im Handel vorbei, wo das Internet ein Einkaufen an sieben Tagen die Woche und 24 Stunden am Tag ermöglicht."
Der verkaufsoffene Sonntag war das Aufregerthema im Netz. Auf der Facebookseite der Bayerischen Rundschau wurde kontrovers diskutiert (dazu ein Kommentar - siehe unten).
Dominik Seitz meint, dass die Gewerkschaften und Kirchen "in ihrer eigenen kleinen Welt" leben. Es werde doch niemand gezwungen, sonntags einkaufen zu gehen. Er vertraut auf die Marktkräfte: "Wenn es sich für die Kaufleute nicht lohnt, dann lassen sie ihren Laden in Zukunft zu. Aber bisher scheint ja das Gegenteil der Fall zu sein."
Sonntag kein normaler Werktag
Für die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di stellt Fachbereichssekretär Paul Lehmann fest, dass der Schutz des Sonntags nach dem Gesetz und der Rechtsprechung über dem Shoppen steht. Das habe das Bundesverwaltungsgericht in seinem Urteil bestätigt. Er wirft der Stadt vor, sich nur für den Umsatz der Händler zu interessieren. Laut Lehmann geht es grundsätzlich darum: "Wenn der Sonntag im Handel fällt, fällt er für die gesamte Gesellschaft. Somit wäre der Sonntag ein ganz normaler Werktag. Das lehnen wir ab."
Genauso sieht es Achim Zeitler: "Niemand muss sonntags einkaufen. Geht spazieren oder auf den Sportplatz. Zum Shoppen bleiben uns noch sechs andere Tage." Und Helga Krauß fragt: "Die meisten Geschäfte haben täglich zwölf Stunden geöffnet. Wie haben wir nur vor Jahren mit nur einem langen Samstag überlebt?"
Konkurrenz Online-Handel im Internet
Die Gegenposition vertritt Birgit Rossbach. Sie weist auf die Konkurrenz durch das Internet hin: "365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag." Damit habe sich die Diskussion erledigt. Jörg Eberlein befürchtet, dass die Angestellten ohne solche Aktionen "daheim und arbeitslos" sein werden: "Die Käufer werden ins Netz abwandern. Der Einzelhandel wird gerade in kleineren Städten sterben."
KOMMENTAR:
Ein heißes Eisen und ein Denkfehler
Am Sonntag war wahrscheinlich bisher der schönste Tag des Jahres in
Kulmbach. Aber eitel Sonnenschein war deswegen trotzdem nicht. Warum? Weil der verkaufsoffene Sonntag oder das, was davon übriggeblieben ist, etlichen Einzelhändlern die Stimmung verhagelte
(inFranken.de berichtete).
Sonntagnachmittag waren wieder Mengen von Menschen in Kulmbach auf den Beinen. Auf den Zufahrtsstraßen sah man Autos mit Kennzeichen aus allen Gegenden Oberfrankens. Der Frühjahrsmarkt am Schwedensteg zog Flaneure und Käufer an. Auf den Plätzen saß man draußen, und die Eisdielen machten ein gutes Geschäft. Derweil wurde im Internet auf der
Facebookseite der Rundschau heftig debattiert. Gegner und Befürworter von verkaufsoffenen Sonntagen traten an zum Schlagabtausch. Ein heißes Eisen.
Und - wie so oft: Jeder hatte ein bisschen recht. Natürlich kann es keiner verstehen, wenn ein Sport Leithner - in der Albert-Ruckdeschel-Straße nur fünf Gehminuten entfernt vom Schwedensteg- nicht mitmachen darf. Vielleicht hätten sich Kunden aus Hof oder Bayreuth, Kronach oder Lichtenfels gerne die reduzierte Winterkollektion angeschaut, was sie unter der Woche kaum können. Andererseits sind wir keine Bananenrepublik, wo Gesetze und Gerichtsurteile einfach ignoriert werden können.
Zu glauben, Städte oder Gemeinden könnten das Problem lösen, ist der Denkfehler. Der Gesetzgeber - hier der Freistaat Bayern - muss es tun: Es geht ums Ladenschlussgesetz. Die bisherige Kulmbacher Regelung, vier Verkaufssonntage pro Jahr zuzulassen, wäre ein Weg. Händler, Kunden, Gewerkschaft und Kirchen könnten damit leben - und der Sonntag auch.
Gewerkschaft und kath. Kirche nehmen für sich in Anspruch, die Interessen der Menschen zu vertreten, indem sie gegen die verkaufsoffenen Sonntage, wie sie in Kulmbach 3-4 mal stattfinden, oftmals gerichtlich vorgehen und damit ihre Durchführung erschweren, oder sogar verhindern.
Gestern konnte ich in Kulmbach sehr viele Menschen beobachten, die den verkaufsoffenen Sonntag, trotz räumlich eingeschränktem Angebot, offensichtlich dazu nutzten, in einer entspannten und nichtalltäglichen Atmosphäre ihre Einkäufe zu tätigen, die sie vermutlich aufgrund anderer Verpflichtungen unter der Woche so nicht hätten durchführen können. Zudem konnte man in den Geschäften und davor viele Menschen beisammen stehen und sich rege unterhalten sehen. Ich selbst konnte in der Langgasse kaum 10 Meter laufen, ohne dabei Bekannte zu treffen. Das schöne Wetter hat dazu noch eingeladen, sich im Freien einen Kaffee oder ein Eis zu gönnen, was die Gastronomen sicherlich gefreut hat. Auch kenne ich keine Angestellten im Verkauf, die zum Arbeitseinsatz am Sonntag gegen ihren Willen gezwungen werden. Im Gegenteil. Der gesetzlich vorgeschriebene 50%-Aufschlag auf die Entlohnung, bzw. entsprechender Freizeitausgleich, lassen mir einen Einsatz an den 3-4 Sonntagnachmittagen im Jahr ziemlich attraktiv erscheinen. Also, ich behaupte, das Vorgehen von Gewerkschaft und kath. Kirche hat rein dogmatische und ideologische Gründe und ihr Handeln ist nicht im Interesse der meisten Menschen. Im Gegenteil.
Wenn die am Sonntag hinter der Ladentheke stehen müsste die das angeben, gäbe es diese Veranstaltung nicht !
Ich finde Verkaufsoffene Sonntage grundsätzlich den größten Mist! Von Montag bis Samstag sind in der Regel die Geschäfte von 8 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. Hat man da nicht die Zeit einzukaufen? Muß es der Sonntag sein? Müssen die Verkäuferinnen und Verkäufer ihren Sonntag für die Profitgier einiger Unternehmen opfern? Meine Forderung: Verkaufsoffenen Sonntage abschaffen, und zwar sofort!
Und wenn man dann auch noch den Kunden erlaubt an den verkaufsoffenen Sonntagen einmal straffrei stehlen zu dürfen dann kommen die Kunden in Massen. Was kümmern uns die 10 Gebote wenn es ums Geschäft geht. Sonderrabatte nur am verkaufsoffenen Sonntag gibt’s ja schon. Dann sind 4 mal im Jahr am Sonntag in Kulmbach die Geschäfte voll, so wie je 4 mal in Kronach, Bayreuth, Hof, Lichtenfels, Coburg, Bamberg, Scheßlitz, Burgkunstadt, Münchberg, Bad Berneck, Forchheim, Naila, Ebermannstadt usw. Man kann dann in Oberfranken jeden Sonntag wo anders einkaufen – und der Einzelhandel in den kleineren Gemeinden kann zu machen. Das ist und bleibt die bayerische Strukturpolitik