Gislinde Schuster-Namer ist mit der 150 Jahre alten Kegelladenorgel in der katholischen Kirche Mariä Heimsuchung innig verbunden. Ihr Opa Georg Trepesch hatte das gute Stück 1956 entdeckt und nach Untersteinach geholt. Jetzt gab sie darauf ein Konzert.
Sie wurde für 17 500 Mark saniert und tat immer brav ihre Dienste. Zu Beginn des Jubiläumsjahrs gab die Organisitin gemeinsam mit dem Sänger und Flötisten Reinhard von Ramin ein Konzert.
Gislinde Schuster-Namer ist eigentlich Pianistin. Und doch gibt es niemanden im ganzen Landkreis, der mehr an der alten Wolf-Orgel hängt als sie. Jeden Sonntag begleitet sie die Gottesdienste. . "Sie ist keine Star-Organistin, sondern sie tut einfach ihre Arbeit. Deshalb eröffnet sie auch die Konzertreihe", sagte Pfarrer Wolfgang Eßel.
Nürnberg - Marktschorgast - UntersteinachUrsprünglich stand die ehrwürdige Orgel in Nürnberg, dann kam sie über Marktschorgast nach Untersteinach - damals war die noch dunkel gebeizt und mit farbigen Verzierungen versehen. "Fast hätte die Orgel den Umbau der Kirche 1986 nicht überlebt", erinnert sich Schuster-Namer.
Der damalige Pfarrer wollte eine neue Orgel ohne Macken und Eigenheiten.
Doch Gislinde Schuster-Namer und ihr Onkel Günther Trepesch, ebenfalls Organist, gingen auf die Barrikaden, ließen Experten kommen. Das ehrwürdige Teil wurde unter Denkmalschutz gestellt.
Eigentlich habe sie das Orgelspiel gerne von der Pieke auf lernen wollen. Doch ihr Lehramtsstudium ließen ihr ebenso keine Zeit wie später der Beruf an einem Bayreuther Gymnasium.
Zum Jubiläum zieht sie die Lieblingsregister Ein Konzert hat sie noch nie gegeben. "Ich bin sehr aufgeregt", so die 54-Jährige vor ihrer Premiere, für die sie Reinhard von Ramin (Gesang und Flöte) als Mitstreiter gewinnen konnte. "Mich hat es nie gestört, dass die Orgel nur ein Manual hat", sagt Schuster-Namer.
Zum Jubiläum zog sie ihre persönlichen Lieblingsregister: "Flötenregister und Salicional klingen zart, vorsichtig. Sie lassen sich perfekt mit Flöte oder Gesang kombinieren, sind unaufdringlich."
Das Lampenfieber war unbegründet. Gesang und Orgel harmonierten wunderbar zusammen. Für völlig neue Klangfarben sorgte Reinhard von Ramin mit seiner Altblockflöte. Er musizierte mit der Organistin die Sonata Seconda von Daniel Purcell. Gislinde Schuster-Namer setzte auf "ehrliche" Orgelmusik ohne Effekthascherei und setzte das Pedal nur sparsam ein. Besonders anspruchsvoll waren Präludium und Fuge in F-Dur und D-Dur von Johann Caspar Simon. Seit Monaten hatte die Organistin die anspruchsvollen Läufe einstudiert.
Ein weiterer musikalischer Höhepunkt war die Pastorale für Orgel von Domenico Zipoli.
Und mit "Vom Himmel hoch", der Pastorale aus dem berühmten Concerto grosso von Arcangelo Corelli, und "Tochter Zion" klang das Konzert aus.
Am Ende gibt es tosenden Beifall "Ich habe versucht, die Möglichkeiten der Orgel darzustellen", erklärte Gislinde Schuster-Namer und war froh über den tosenden Applaus.
Der Bayreuther Orgelbauer Johann Wolf hat nur 144 Orgeln gebaut, inzwischen sind nicht einmal mehr eine Handvoll dieser Kostbarkeiten übrig - unter anderem in der Schlosskirche auf der Plassenburg, in Mangersreuth und in Gefrees, weiß Michaela Laaber. "Unsere Orgel ist ein bisschen wetterfühlig, aber sie klingt gut, jeder Organist ist begeistert", freut sich die Kirchenpflegerin.
Nur einen Wunsch hätte Michaela Laaber: mehr über die Orgeln zu erfahren. Wer mehr über die Untersteinacher Orgel weiß oder noch alte Bilder hat, kann sich gerne an Michaela Laaber wenden (Telefon 09225/956477 oder Mail
m.laaber@kabelmail.de).