Und wann kommt der Bus ... ?

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Foto: Archiv
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Verkehrsplaner Oliver Geier aus Warmensteinach
Verkehrsplaner Oliver Geier aus Warmensteinach
 
Michael Beck vom Landratsamt Kulmbach
Michael Beck vom Landratsamt Kulmbach
 

Der Vekehrsstammtisch Kulmbach stellte das Liniennetz in der Innenstadt auf den Prüfstand. Der hauptberufliche Verkehrsplaner Oliver Geier aus Warmensteinach sah dabei noch einiges an Potenzial.

Wenn Oliver Geier, seines Zeichens professioneller Verkehrsplaner aus Warmensteinach, konkret tätig werden würde, würde er in einem ersten Schritt den Ist-Zustand analysieren, Fahrgastzahlen, Entwicklung und Linienführung unter die Lupe nehmen. "Ich gehe davon aus, dass die Linienführung in der Kulmbacher Innenstadt schon sehr optimiert ist", so Geier bei seinem Vortrag in der "Alten Feuerwache". Doch er sieht trotzdem noch erhebliches Potenzial in Kulmbach.
Konkret beschäftigten sich die Teilnehmer des Verkehrsstammtischs mit den Linien 1, die die Innenstadt mit der Blaich und Ziegelhütten verbindet, mit Linie 2, die in die Siedlung, in die Herlas und nach Weiher und Forstlahm führt, sowie mit Linie 3 nach Petzmannsberg, Burghaig und Seidenhof.

Linie 2 trennen

"Die Linien eins und zwei fahren in Schleifen, in wechselnde Richtungen", erklärt der Verkehrsplaner.
Das habe den Vorteil, dass die Linien zwei Mal pro Stunde verkehren, aber die Fahrzeiten erhöhen sich. Negative Auswirkung: Es ist keine eindeutige Taktung erkennbar. Nach ersten Grobanalysen plädiert Geier für eine Trennung der Schleifenlinien, oder wenigstens für eine Trennung der Linie 2. Denn damit könnte man lange Fahrzeiten verhindern.
"Man muss sich auch Gedanken über den Plassenburg-Shuttle machen. Warum fährt der nur am Zentralparkplatz ab und nicht auch am ZOB, es könnten ja auch Bahnfahrer zur Plassenburg wollen, und warum hält er nicht auch in der Oberen Stadt", regte Johannes Faßold an. Diese Anregung stieß auch bei Doris Stein (Die Grünen) auf Gegenliebe. So könnte der Plassenburg-Shuttle dann möglicherweise auch die Wolfskehle und Hölle mit anbinden.
Ein echtes Manko im Kulmbacher Stadtbusverkehr sei zudem die Anbindung des Industriegebietes. Der Bereich Am Goldenen Feld sei überhaupt nicht in den Busverkehr eingebunden - ebenso wenig wie die Albert-Ruckdeschel-Straße, monierte Faßold.

Derzeit am Bedarf vorbei

"Man müsste die Leute fragen, wo sie hinfahren möchten und die Linien danach optimieren", schlug er vor. Derzeit gehe das Verkehrsnetz seiner Meinung nach am Bedarf der Menschen vorbei. Seit längerer Zeit habe es keine größeren Änderungen im Stadtbusverkehr gegeben. Viele Nutzer seien "Muss-Kunden" wie ältere Menschen oder Schüler. Auch die Tatsache, dass der Busverkehr nicht mit dem Bahnverkehr abgestimmt ist, sei ein echtes Manko. Ferner müsse eine höhere Bezuschussung durch die Stadt geprüft werden.
In diesem Jahr investiert die Stadt Kulmbach 314 000 Euro in den öffentlichen Nahverkehr. "Die Bezuschussung ist in den letzten Jahren immer gleich geblieben auf hohem Niveau. Es ist nicht leicht, 314 000 Euro für den öffentlichen Personennahverkehr einzustellen, aber diese immense Summe zeigt eigentlich schon, dass der ÖPNV eine hohe Wertigkeit bei uns genießt", sagt Oberbürgermeister Henry Schramm. Jede einzelne Fahrt wird mit 30 Prozent, das entspricht 45 Cent pro Einzelfahrt (ab 1. Januar 2015 kostet eine Einzelfahrt für Erwachsene 1,20 Euro, für Kinder bis 14 Jahre 0,80 Euro) bezuschusst.
"Problematisch ist vor allem die Anbindung der Außenorte. Die Linienführung ist das eine, aber die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt in punkto Nahverkehr und die Kundenfreundlichkeit stehen auf einem anderen Blatt", bemängelte Volker Wack (Die Grünen). Wack prangerte abgerissene und unlesbare Buspläne an den Haltestellen an. Der ehemalige Stadtrat erinnerte sich noch genau an Versuche, das Goldene Feld und die Albert-Ruckdeschel-Straße anzubinden. Beides ist gescheitert - mangels Fahrgäste. "Man muss eben die Rahmenbedingungen ändern", regte Wack an.

Schlechte Noten für den Kreis

Noch schlechtere Noten vergaben die Mitglieder des Verkehrsstammtisches allerdings an den Landkreis: "Ich finde, der Landkreis hat seine Aufgabe in Sachen Nahverkehr nicht gemacht. Es gibt weder eine Planung noch eine Entwicklung, dabei gibt es sogar die Bestimmung, dass man Ober- und Unterzentren anbinden muss", sagte Faßold und wurde auch konkret. So könne man zum Beispiel am Wochenende nicht nach Thurnau fahren.
Diese Vorwürfe lässt der zuständige Mitarbeiter beim Landratsamt Kulmbach, Michael Beck, nicht auf sich sitzen. "Natürlich haben wir einen Nahverkehrsplan - schon seit 2000. Immer wieder hat es Verbesserungsmaßnahmen gegeben", so Beck. Der Landkreis gebe jährlich für die Schülerbeförderung zwei Millionen Euro aus. Dazu kämen weitere 500 000 Euro für den Variobus, Taktverbesserungen und andere Maßnahmen. "Wir haben alle Hauptorte angebunden", so Beck und verweist auch auf das Schienennetz. "Man kann von Kulmbach aus am Tag 42 Mal nach Nürnberg fahren. Aber wir werden nie ein Nahverkehrsnetz wie in München haben, wo man alle zehn Minuten irgendwohin fahren kann." Seiner Meinung nach liegt die Zukunft vor allem in Variobussen und flexiblen Systemen. Schon jetzt können Interessierte eine Stunde vorher anrufen, dann kommt der Bus.