Der neue Schiedsrichterobmann hat die schwierige Aufgabe, die in zwei Lager gespaltene Kulmbacher Gruppe wieder zusammenzuführen. Im schlimmsten Fall wäre es zur Auflösung gekommen.
Die Schiedsrichtervereinigung Kulmbach hat eine Zukunft. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Fortuna-Sportheim wurde am Montagabend der ehemalige Bayernliga-Referee Udo Konstantopoulos zum neuen Obmann gewählt. Hauptaufgabe des Kulmbachers, der in Kürze seinen 36. Geburtstag feiert, wird es sein, die in zwei Lager gespaltene Gruppe wieder zusammenzuführen.
Rückblick: Nach der Ära von Obmann Norbert Bernard, der Ende 2009 nach 28 Jahren sein Amt aus Altersgründen abgegeben hatte, wurde Günter Heisinger Nachfolger des Thurnauers. Der Hutschdorfer warf aber wegen der internen Querelen schon nach zweieinhalb Jahren das Handtuch. Sogar nur vier Monate im Amt hielt es Fritz Goller (SV Grafengehaig) aus. Mit ihm traten am 30. November sein ebenfalls kommissarisch amtierender Stellvertreter Marco Wolf (SG Rugendorf/Losau) und Lehrwart Heiko Hoffmann (TSV Himmelkron) zurück.
Deshalb war nun eine Neuwahl erforderlich.
"Ich befürchte das Schlimmste" Wäre jetzt keine Lösung gefunden worden, hätte das womöglich die Auflösung der Kulmbacher Schiedsrichtergruppe bedeutet, wie Bezirksschiedsrichterobmann Siegfried Brehm aus Kemmern betonte. "Ich weiß nicht, wie es dann weitergeht. Aber ich befürchte das Schlimmste", sagte der frühere Bundesligaschiedsrichter, "etwas, das es in Oberfranken und meines Wissens nach auch in Bayern noch nicht gegeben hat."
Er rief dazu auf, die Streitigkeiten beiseitezulegen. Jeder müsse sich seiner Verantwortung bewusst werden. "Es kann nicht sein, dass von allen Seiten versucht wird, die Gruppe zu zerstören. Die neue Führung muss ihre Aufgaben in Ruhe erledigen können, um den Aufwärtstrend fortsetzen zu können", mahnte Brehm.
Denn bisher habe die Gruppe Kulmbach viele gute Schiedsrichter hervorgebracht und lange einen hervorragenden Ruf gehabt.
Einer von ihnen ist Udo Konstantopoulos, der 13 Jahre in der Bayernliga gepfiffen hat. Als Assistent stand er auch in der Regionalliga und in der Saison 1999/2000 sogar in der 2. Bundesliga an der Linie. In der Jugend spielte Konstantopoulos Fußball beim ATS Kulmbach und bei der SpVgg Bayreuth. Von seinem Vater Athanasios zur Schiedsrichterei gebracht, legte er mit 14 Jahren die Prüfung ab und entschloss sich nach einer schweren Bänderverletzung, beendete er seine Fußballer-Laufbahn und wandte sich komplett der schwarzen Zunft zu.
Als dem Kulmbacher ein weiterer Aufstieg trotz sehr guter Bewertungen immer wieder verwehrt wurde, er seine Frau Marleen heiratete und die jetzt zweijährige Tochter Emilia zur Welt kam - mittlerweile ist das zweite Kind unterwegs -, entschied er sich, nur noch Fußballspiele auf
Kreisebene zu leiten. Vorher war er bereits von der Schiedsrichtergruppe Maintal/Rödengrund, in der er für den FC Michelau pfiff, nach Kulmbach zurückgekehrt, um den Nachwuchs auszubilden.
Auflösung wäre fatal gewesen Jetzt also soll Konstantopoulos die Schiedsrichter wieder in ruhigere Gewässer führen. "Eine Auflösung der Gruppe wäre fatal für die Schiedsrichter, den Fußballsport, die Stadt und den Landkreis Kulmbach gewesen. Das hätten wir nie mehr zurückbekommen. Nach 22 Jahren als Schiedsrichter kannst du nicht einfach zusehen, wie die Gruppe kaputtgeht", erklärt er seine Motivation, sich zur Wahl zu stellen.
Er dankt Ehrenobmann Norbert Bernard, der eine erste Sitzung in Untersteinach einberufen hatte. Dort und dann am 3.
Januar in der Gaststätte "Zum Gründla" kristallisierten sich die Namen Marco Wolf und Udo Konstantopoulos heraus. "Es ist klar geworden, dass es kein anderer macht. Daher haben wir uns geeinigt, dass ich als Obmann antrete und er mein Stellvertreter wird. Ich habe viel bekommen, jetzt muss ich auch etwas geben", so der neue Obmann.
Gleich mehrere Austritte Weil es zuletzt überhaupt keinen Spaß mehr gemacht habe, hofft er, dass jetzt "alle zusammenlangen und sich jeder selbst in die Pflicht nimmt. Wir sind eine Vereinigung und lassen uns nicht so leicht unterkriegen. Die Mehrheit will es mit mir zusammen schaffen." 48 der 69 Wahlberechtigten stimmten für den alleinigen Kandidaten, 14 gegen ihn. Dass einige davon gleich nach der Wahl aus der Gruppe ausgetreten sind, sei zwar schade, aber das müsse jeder für sich entscheiden. "Als Obmann werde ich die Welt nicht verändern.
Wir wollen aber auf alle Schiedsrichter zugehen und die Kameradschaft langsam wieder aufbauen", nennt Konstantopoulos ein Ziel.
Dabei helfen soll ihm sein Team, zu dem neben seinem Stellvertreter Marco Wolf noch Lehrwart Dominik Haas (VfB Kulmbach) sowie Cengiz Gündüz (TSC Mainleus) und Johannes Hamper (VfR Katschenreuth) zählen. Letztere hat Konstantopoulos ausgebildet. "Ich hoffe, dass sie das, was ich ihnen in der kurzen Zeit beigebracht habe, weitergeben können. Vielleicht kommen die Jungen noch höher als ich", so der 35-Jährige, der auch selbst beim Training dabei sein will, "um mich fit zu halten".
Die nächsten Termine Am 26. Januar nimmt die Kulmbacher Gruppe mit einer Mannschaft an der oberfränkischen Fußball-Hallemeisterschaft für Schiedsrichter in Naila teil, nächster Lehrabend ist am 4. Februar in Untersteinach.