Tunnel Kauerndorf: Fertig bis 2026?

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So sollen die B 289 und der Tunnel bei Kauerndorf aussehen (aus Untersteinach kommend).
So sollen die B 289 und der Tunnel bei Kauerndorf aussehen (aus Untersteinach kommend).
Visualisierung: Staatliches Bauamt Bayreuth

Es ist ruhig geworden um das Mega-Projekt. Wir haben beim Straßenbauamt nachgefragt, wann mit dem Baubeginn zu rechnen ist und wo es noch hakt.

Kauerndorf und Untersteinach haben in den vergangenen Jahren gemeinsam für Umgehungsstraßen um ihre Orte gekämpft. Während Untersteinach aufatmet und der Verkehr jetzt schon geraume Zeit um den Ort herum fährt, hat sich in Kauerndorf wenig getan. Zeit, beim Leiter des Staatlichen Bauamts Bayreuth, Kurt Schnabel, nachzufragen.

Man hat schon lange nichts mehr vom Kauerndorfer Tunnel gehört. Wie weit sind die Planungen vorangeschritten?

Kurt Schnabel: Die Ausführungsplanung für die Ortsumfahrung Kauerndorf einschließlich des 730 Meter langen Tunnels ist im vollen Gange. Alles läuft reibungslos und termingerecht. Es ist uns gelungen, die für die Genehmigung durch den Bund erforderlichen Entwürfe bereits im Sommer fertig zu stellen. Diese Unterlagen haben unser Haus bereits verlassen und befinden sich auf dem Genehmigungsweg.

Wir sehen es als außerordentlich wichtig an, dass der Betriebstechnische Entwurf und der Bauwerksentwurf zum Tunnel bei den vorgesetzten Dienstbehörden (bayerisches und Bundesverkehrsministerium) bereits eingereicht wurden. Auf Grundlage dieser Entwürfe mit gesicherter Kostenschätzung konnte auch die Kostenfortschreibung für das Projekt erfolgen.

Wann könnte Baubeginn sein? Und wie lange dauert der Bau voraussichtlich?

Wenn es gelingt, die Genehmigungen des Bundes zeitnah zu bekommen und damit die Einstellung des Projektes in die Finanzplanung des Bundes, wäre ein Baubeginn mit den Vorleistungen im Jahr 2022 möglich. Der Tunnelanschlag könnte dann ein Ende 2023/Anfang 2024 erfolgen. Die Gesamtbauzeit beträgt voraussichtlich fünf bis sechs Jahre. Die Verkehrsfreigabe ist bis Ende 2026 vorgesehen.

Kann es passieren, dass die neue Bundesregierung, der ja auch die Grünen angehören, das Projekt stoppt? Dann wäre doch die ganze Vorbereitungsarbeit umsonst gewesen. Ist so etwas schon einmal vorgekommen?

Auch wir können nicht in die Zukunft sehen - jedoch haben wir alle Voraussetzungen für eine Genehmigung beigebracht.

Was haben die Untersuchungen des Hangs ergeben? Ist er sicher und für einen Tunnel geeignet? Es gab ja warnende Stimmen, die den Hang nicht für geeignet halten.

Der Hang weist sicherlich geologische Besonderheiten auf. Insbesondere der Übergang vom Buntsandstein in den Muschelkalk in Form einer tektonischen Störung ist bemerkenswert. Für den Tunnelbau selbst bedeutet das zwar eine sehr differenzierte Vortriebsplanung, stellt aber kein ungewöhnliches Problem dar.

Der Trinkwasserschutz soll mit dem Bau von Tunnel/Umgehung sogar verbessert werden. Was ist da geplant?

Der dauerhafte Trinkwasserschutz für die Kulmbacher Brunnen im Weißmaintal ist ein übergeordnetes Ziel der gesamten Maßnahme. Derzeit gibt es noch keine entsprechenden Schutzmaßnahmen an der B289. Im Endzustand wird die Trinkwassergewinnung durchgängig geschützt sein. Für den Bauzustand werden die erforderlichen Schutzmaßnahmen aktuell mit den Stadtwerken Kulmbach abgestimmt.

Vor einigen Monaten war der Grunderwerb weit fortgeschritten, aber noch nicht abgeschlossen. Wie ist der Stand heute? Gibt es Grundbesitzer, die nicht verkaufen wollen?

Der Grunderwerb ist außerordentlich erfolgreich. Von den insgesamt durch die Baumaßnahme betroffenen 80 Grundstücken konnten bereits über 95 Prozent positiv verhandelt werden.

Wie haben sich die Kosten entwickelt?

Die ursprünglichen Kostenschätzungen liegen über zehn Jahre zurück. Ein Anwachsen der Kosten ist - wie überall im Bau - vorwiegend der allgemeinen Baupreisentwicklung geschuldet. Zudem sind die aktuellen Kosten in Höhe von rund 90 Millionen Euro für das Gesamtprojekt (davon etwa die Hälfte für den Tunnel selbst) ein Ergebnis vieler neuer beziehungsweise geänderter Vorschriften und Richtlinien. Auch aus den präzisierten Erkenntnissen aus den 2019 erstellten ingenieur- und hydrogeologischen Gutachten haben sich zusätzliche Anforderungen ergeben.

Wie hoch prognostizieren Sie die jährlichen Unterhaltskosten?

Die nach Fertigstellung der Maßnahme entstehende jährlichen Betriebs- und Unterhaltskosten (Tunnel) werden vorab auf 300 000 bis 350 000 Euro geschätzt.

Es war sogar schon einmal die Rede davon, dass mit Abschluss der Arbeiten an der Umgehung Untersteinach die Arbeiten in Kauerndorf anfangen könnten. Warum hat das nicht geklappt?

Nach Abschluss der umfangreichen Vorerkundungen ist die Ausführungsplanung nun im vollen Gange. Streng genommen wurde bereits eine notwendige Vorleistung fertiggestellt: die Regenrückhalteanlage östlich von Kauerndorf (weil diese auch für die Umgehung Untersteinach erforderlich war).