Die Kulmbacher Firma Wiegel hat ein "Temperiergerät" entwickelt, mit dem sich die Komponenten eines Elektroautos unter extremen Temperaturbedingungen testen lassen. Dafür bekam sie den Erfinderpreis des oberfränkischen Handwerks.
Wer ein Auto kauft, erwartet, dass der Motor zuverlässig läuft - bei klirrender Kälte ebenso wie bei tropischer Hitze. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, durchlaufen alle Komponenten aufwendige Tests unter Extrembedingungen.
Der Aufbau und die Entwicklung von Prüfständen für Fahrzeuge ist eine der Kernkompetenzen der Kulmbacher Firma Wiegel Gebäudetechnik, die jetzt mit einer Neuentwicklung von sich reden macht: Die Techniker des Unternehmens haben eine Vorrichtung zum Testen von Komponenten eines Elektroautos erfunden, die von der Handwerkskammer für Oberfranken mit dem Erfinderpreis ausgezeichnet wurde.
Anspruch: Schnell und genau Für die System- und Lebensdauerprüfung von Elektromotoren werden spezielle Prüfstände benötigt, so Werner Klippel, technischer Leiter bei der Firma Wiegel.
Diese können wesentlich kleiner dimensioniert sein als diejenigen für die Prüfung von Verbrennungsmotoren. "Es muss jedoch ein sehr großer Temperaturbereich abgedeckt werden, und die gewünschten Temperaturen müssen schnell und mit hoher Genauigkeit erreicht werden. Unser gerät ist für einen Temperaturbereich zwischen minus 40 und plus 140 Grad Celsius ausgelegt."
Die Komponenten des Elektroautos, die mit dem Temperiergerät getestet werden, sind der Elektromotor, der Leistungsregler und die Batterie für den Fahrbetrieb. Hauptanspruch ist es, verschiedenste Temperaturverhältnisse mittels einer zentralen Wärme- und Kälteversorgungseinrichtung herstellen zu können, und zwar so, dass die einzelnen Komponenten auch gleichzeitig unterschiedlichen Bedingungen ausgesetzt werden können.
Kunde spart Platz und Geld Bisher mussten
Elektromotoren in den bestehenden Prüfständen für Verbrennungsmotoren getestet werden. "Aber die sind viel zu groß, sehr aufwendig zu betreiben und alles andere als energieeffizient", sagt Werner Klippel. "Mit unserem Temperiergerät lassen sich die Komponenten eines Elektroautos jetzt mit geringem Aufwand umfassender und besser testen lassen."
Die Entwicklung war eine Auftragsarbeit für einen Automobilhersteller in Norddeutschland. Für den Kunden bringt das Gerät viele Vorteile: Es braucht mit etwa zwei Metern Länge, einem Meter Breite und einem Meter Höhe wenig Platz und kann mobil genutzt werden.
Zum zweiten Mal Preisträger Über den Erfinderpreis freut sich Werner Klippel: "Das ist eine schöne Anerkennung für unser Team." Schon im vergangenen Jahr hat die Firma Wiegel mit einer mobilen solaren Warmwasserbereitung den
Erfinderpreis gewonnen. Die Anlage ist nächste Woche bei einem Übungscamp der Nato in Ungarn im Einsatz.
Bei der Preisverleihung in Coburg lobte Matthias Graßmann, Vizepräsident der Handwerkskammer für Oberfranken, die Innovationskraft der Kulmbacher, die "der Realität einen Schritt voraus" seien.