In vielen Gemeinden im Landkreis Kulmbach muss das Trinkwasser abgekocht und/oder gechlort werden. Grund zur Panik bestehe aber nicht.
"Abkochgebot" - das könnte vielerorts zum Unwort des Jahres gekürt werden. Aufgrund von bakteriellen Verunreinigungen musste 2017 in etlichen Landkreis-Gemeinden das Trinkwasser abgekocht und/oder gechlort werden.
Harsdorf und Wonsees waren zum Beispiel betroffen, Untersteinach und Rugendorf sind es noch.
Die Leiterin des staatlichen Gesundheitsamt Gesundheitsamtes, Camelia Sançu, spricht im Interview über die auffällige Häufung und mögliche Ursachen.
Frau Sancu, in vielen Gemeinden wurde in diesem Jahr verunreinigtes Trinkwasser festgestellt. Abkochgebot, Chlorung: So was hat es früher selten gegeben. Warum häuft sich das jetzt?Camelia Sancu: Die genaue Ursache zu finden, gestaltet sich schwierig. Der Grund ist von Ort zu Ort sicherlich auch unterschiedlich. Dass es in diesem Jahr so viele Fälle gibt, liegt meiner Meinung auch daran, dass 2017 sehr regenreich war. Eine Faustregel sagt, dass das Wasser in der Regel rund 50 Tage durch den Boden sickert und damit gefiltert ist, bis es ins Grundwasser gelangt, aus der sich die jeweilige Quelle speist. Regnet es viel, verkürzt sich die Zeit, und der Filterprozess wird eingeschränkt. In Rugendorf und Stadtsteinach könnte die Ursache beispielsweise auch darin liegen, dass die Deckschicht über den Quellen nicht ausreichend ist. Auch dadurch kann der Reinigungsprozess beeinträchtigt werden. In Untersteinach wird die Ursache eher im Ortsnetz vermutet.
Liegt die Tatsache, dass sich die Abkochanordnungen in den letzten Jahren gehäuft haben, darin, dass die Grenzwerte, die in der Trinkwasser-Verordnung eingehalten werden müssen , immer wieder gesenkt worden sind?Nein, die Grenzwerte gelten schon lange. Bei Escherichia coli und Enterokokken sowie bei coliformen Bakterien muss der Nullwert eingehalten werden. Gibt es nur eine leichte Überschreitung, liegt es bei coliformen Bakterien im Ermessen des Gesundheitsamtsamtes, ob die Anordnung ausgegeben wird oder nicht. Wenn nur coliforme Bakterien auftreten, kann sowohl von einer pflanzlichen wie auch tierischen Ursache ausgegangen werden. So könnte auch eine Wurzel in das Leitungssystem reingewachsen sein.
Im Markt Wonsees wurde 2016 lange Zeit abgekocht und gechlort. Über Monate wurde Ursachenforschung betrieben, ein Grund für die Verunreinigung wurde letztlich nicht gefunden. Heute wird dort nicht mehr abgekocht, nicht mehr gechlort. Das Prinzip Zufall hat geholfen. Ist das so?
Das Prinzip Zufall war es nicht. In Wonsees wurde eine umfangreiche Netzanalyse durchgeführt. Es folgte neben Reinigungsarbeiten auch eine technische Optimierung. Da wurde gerade vom Wasserwart viel geleistet. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde war lehrbuchhaft - und führte zum Erfolg.
Es heißt, es gebe keinen Grund zur Panikmache. Für Gesunde bestehe keine Gefahr, bei Kleinkindern oder geschwächten Personen könnten die Bakterien zu Durchfall oder Magenbeschwerden führen. Kranke, die sich etwa in einer Chemotherapie befinden, haben aber verständlicherweise große Sorgen. Was sagen Sie den Betroffenen?
All die, deren Immunsystem geschwächt ist, müssen keine Angst haben. Wenn das Wasser sprudelnd abgekocht und dann zehn Minuten abgekühlt wird, ist es keimfrei. Auch für die Zubereitung von Babynahrung kann es dann verwendet werden. Das Abkochgebot wird ja eigens mit Rücksicht auf diese Personengruppe erlassen.
Die Fragen stellte Alexander Hartmann
Ist ja nicht so schlimm.Wenn man die Ursache im Ortsnetz vermutet, kann es ja nicht mehr lange dauern.
Die Sanierung dauert 15 Jahre , wohlgemerkt ab Baubeginn, da brauchen Eure Verantwortlichen, die diese Instandhaltung verschlafen haben noch einige cbm Chlor.
Viel Freude beim Abkochen.
Es singen alle dort im Chor , wir haben im Ort das meiste Chlor.
Vor zehn Jahren im Untersteinacher Gemeinderat:
Niederschrift über die Sitzung vom 20.11.2007
TOP 8. Bekanntgaben und Anfragen:
• Gemeinderatsmitglied Vießmann beklagt, dass das FWO-Wasser stark gechlort ist. Bürgermeister Burges erklärt dies damit, dass in der Talsperre Mauthaus der Wasserstand um 11 m abgesenkt worden ist. Dadurch hat sich das Wasser erwärmt und es wurden Bakterien festgestellt. Dies wurde zwischenzeitlich behoben.
(Frage: Einmal und nie wieder?)
Stadtsteinach ist aktuell auch noch betroffen!!