Fleischqualität und Tierschutz stehen im Mittelpunkt der 49. Kulmbacher Woche, gab der Präsident des Max-Rubner-Institutes, Gerhard Rechkemmer, die Devise aus. Mit einem Vortrag zum Thema "Tierschutz vom Stall bis zur Schlachtung" eröffnete die neue Leiterin des Kulmbacher Institutes für Sicherheit und Qualität am Max Ruber-Institut, Dagmar Brüggemann, am heutigen Dienstag die Tagung in der Dr.-Stammberger-Halle.
Die Fleischqualität wird immens von der Tierhaltung beeinflusst. "Der Zusammenhang zwischen den Themen Tierwohl und Fleischqualität steht seit mehr als dreißig Jahren im Zentrum der Aktivitäten weltweiter Fleischforschung. Zu diesem -Zeitpunkt interessierten sich zwar nur wenige Verbraucher für das Wohlbefinden der Tiere, aber die Suche nach den Ursachen für das massive Auftreten von Fleischqualitätsmängeln wie PSE und DFD zeigte schnell einen Zusammenhang zwischen der Stressanfälligkeit von Tieren und der sich ergebenden Fleischqualität", erklärte Brüggemann.
Inzwischen ist längst akzeptiert, dass alle Glieder der Produktionskette mit "Tierwohlaspekten" verknüpft sind. Auch die Schlachtwege spielen eine wesentliche Rolle. "Aber die öffentliche Diskussion über den Transport von Schlachttieren wird nahezu ausschließlich unter dem Aspekt der Transportdauer geführt.
Dabei ist wissenschaftlich belegt, dass gerade kurze und sehr kurze Transporte für die Tiere belastend sein können", so Brüggemann.
Bei ihrem Fachvortrag griff Brüggemann die aktuelle Diskussion um die Kastration von männlichen Ferkeln auf. Tierschützer fordern dies, um die mit Schmerzen verbundene Operation zu vermeiden. Doch auf der anderen Seite berichten Schlachtbetriebe von Rangkämpfen unter Ebern, von erhöhtem Lärmpegel, von beeinträchtigter Betäubungseffektivität.
Zur Eröffnung der 49. Kulmbacher Woche waren Vertreter aus Stadt und Landkreis Kulmbach in der Dr.-Stammberger-Halle sowie Ministerialdirigent Bernhard Kühnle vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Bonn.
Skandale ändern Kaufverhalten Auch Kühnle betonte, dass jeder Skandal die Verbraucherwahrnehmung verändere, einen
Fokus auf Qualität lege. Tierschutz und Tierwohl spielen eine zunehmende Rolle. Doch auch der Preis, die immerwährende Verfügbarkeit, hoher Convenience-Faktor seien für die Verbraucher wichtig - und deshalb tritt die Nachfrage nach einer ausführlichen Kennzeichnungspflicht oft in den Hintergrund oder verhallt.
Zur 49. Kulmbacher Woche kamen in diesem Jahr Teilnehmer aus der Lebensmitteltechnologie, aus der Forschung, aus allen Bereichen der Lebensmittelproduktion sowie von namhaften Instituten und Hochschulen - nicht nur aus Deutschland, sondern sogar aus Serbien, Russland, aus der Schweiz, aus den Niederlanden, Dänemark und Österreich.
Am ersten Tagungstag widmeten sich die Experten der Schlachttechnologie und dem Tierschutz, am heutigen Mittwoch stehen Lebensmitteltechnologien, Herstellungsverfahrren und Analytik sowie Mikrobiologie im Mittelpunkt. Und am Donnerstag klingt die Kulmbacher Woche mit Fachvorträgen über das Lebensmittelrecht aus. Diskutiert wird unter anderen auch die freiwillige Nährwertkennzeichnung mit all ihren Gestaltungsfreiheiten.