In Thurnau wird Wohnraum geschaffen. Die Gemeinde hat die alte Sparkasse saniert, auf einer Brachfläche entstehen 20 bis 25 Wohnungen.
Die Nachfrage nach Wohnraum in Thurnau ist groß, ein Angebot aber quasi nicht vorhanden. Ein Stück weit wird dem jetzt begegnet. Nachdem der Markt Wohnungen in der alten Sparkasse geschaffen hat, plant der Hollfelder Architekt Stephan Schwarzmann nun den Bau eines Mehrfamilien-Wohngebäudes in der Bürgermeister-Kleinlein-Straße - auf der Brachfläche, auf der bis vor wenigen Wochen noch ein großer Geschäftsgebäude-Komplex stand. Wir haben mit Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU) und Stephan Schwarzmann über beide Projekte sowie die Wohn- und Bausituation in Thurnau gesprochen.
Herr Bernreuther, die Gemeinde hat im alten Sparkassengebäude Wohnungen geschaffen, die für sozial Schwächere gedacht sind. Waren diese schnell vermietet? Ist die Nachfrage nach Mietwohnungen in Thurnau groß?
Die Nachfrage ist groß, das Wohnraumangebot ist aber komplett erschöpft. Wir bekommen ständig Anfragen, können aber keinen Kontakt zwischen Interessenten und privaten Anbietern herstellen, weil es kaum Wohnungen gib. Die Wohnungen in der alten Sparkasse waren schnell vermietet.
Wie viele Wohnungen gibt es nach dem Umbau in der Sparkasse , wie viele gemeindliche in Thurnau überhaupt?
Wir haben bis dato nur einige wenige im Bestand. Im alten Sparkassengebäude sind fünf Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern entstanden, die zwischen 65 und 95 Quadratmeter groß sind. Sie sind an einkommensschwächere Familie vermietet worden. Das war eine Grundvoraussetzung dafür, dass wir eine Förderung über das Programm Bayerische Wohnbauförderung erhalten haben.
Wie hoch war die Förderung?
Bei Gesamtkosten für den Kauf und die Sanierung in Höhe von 880 000 Euro erhalten wird einen Zuschuss über 30 Prozent. Das sind 264 000 Euro. Den Restbetrag über 616 000 Euro tragen wir über ein Nullzins-Darlehen, das wir über die Mieteinnahmen abbezahlen werden.
Sind weitere gemeindliche Bauprojekte geplant?
Nein. Mit der Sanierung der alten Sparkasse haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, weil wir nicht nur Wohnraum geschaffen, sondern nach dem Umzug der Sparkasse an den Mittleren Markt auch einen Leerstand verhindert haben. Da wir auch noch die Sanierung der alten Bäckerei Gräf vornehmen, in der Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden, sind unsere finanziellen Möglichkeiten erst einmal ausgeschöpft. Wir hoffen, was Wohnraum betrifft, auf private Investoren.
In der Bürgermeister-Kleinlein-Straße wird nach dem Abriss des dortigen Geschäftsgebäude-Komplexes ein Projekt auf einem ortsbildprägenden Areal in Angriff genommen. Die Gemeinde hat hierfür einen privaten Investor gefunden. Was ist dort geplant?
Unser Ziel war es, Wohnraum zu schaffen. Wir haben das 2800 Quadratmeter große Areal an den Hollfelder Architekten Stephan Schwarzmann verkauft und mit ihm einen Investor gefunden, der das Vorhaben in den nächsten vier Jahren realisieren wird. Das ist der Zeitraum, in dem das Projekt umgesetzt werden soll. Das ist im Notarvertrag so festgelegt.
Herr Schwarzmann, was haben Sie genau geplant?
Wir wollen ein oder zwei dreigeschossige Wohngebäude mit 20 bis 25 Wohnungen verschiedenster Größe errichten, die zum Großteil vermietet werden sollen. Die Wohnungen sollen seniorengerecht gebaut werden. Weil es schon jetzt Anfragen gibt, wird ein Teil wohl auch als Eigentumswohnungen verkauft.
Wie sieht der Zeitplan aus? Wann steht dort Wohnraum zur Verfügung?
Laut Notarvertrag haben wir vier Jahre Zeit, wir versuchen das Projekt aber natürlich zeitnah zu realisieren. Wir wollen noch in diesem Jahr alle nachbarschaftsrechtlichen Fragen klären, 2022 dann in die konkrete Planung gehen. Ich hoffe, dass die Wohnungen 2023 bezugsfertig sein werden.
Herr Bernreuther, Mietwohnungen sind gefragt. Wir schaut es mit der Nachfragen nach Bauplätzen aus, die in Thurnau ja Mangelware sind?
Wir haben derzeit 51 Bauanfragen, freie Bauplätze gibt es praktisch nicht, nachdem die Parzellen in den Gebieten an der Kirschenallee und auf dem früheren Müller-Bau-Areal schnell vergeben waren.
Wird Abhilfe geschaffen?
Wir hoffen, dass bald wieder Bauplätze angeboten werden können. So könnten in der Verlängerung der Kirschenallee auf einem privaten Gelände 30 Parzellen erschlossen werden. Wir führen hier Gespräche mit dem Eigentümer. Ein weiteres Baugebiet haben wir am Badersberg im Visier. Die Gemeinde hat dort schon in der Amtszeit von Rudi Hofmann Flächen gekauft. Hier muss allerdings ein Augenmerk auf den Hochwasserschutz gelegt werden. Sollten die Prüfungsergebnisse vorliegen, werden wir unser Vorhaben den Bürgern vorstellen. Wir können momentan noch nicht sagen, ob und wie viele Parzellen dort entstehen könnten. Ziel ist es grundsätzlich, keine Baugebiete außerorts zu schaffen. Wir wollen die direkte Anbindung an den Ortskern, die auf beiden ins Auge gefassten Arealen gegeben wäre. Von dort kommt man fußläufig in den Ortskern.