Die Marktgemeinde Thurnau will Nebenstraßen in diesem Winter nur noch bei Bedarf räumen. Bei der Bürgerversammlung gab es dagegen - für viele überraschend - nur wenig Widerstand.
Dienstleistungszentrum, Breitbandversorgung, Winterdienst: Einen Sachstandsbericht zu den aktuellen Themen im Markt Thurnau gab Bürgermeister Dietmar Hofmann (SPD/OL) am Mittwoch bei der Bürgerversammlung.
Beim Thema Winterdienst war der Widerstand - für viele Anwesende überraschend - sehr gering. Hofmann erklärte, man werde versuchen, in Thurnau mit einer abgespeckten Variante des Winterdienstes zu fahren. Noch vor wenigen Wochen war dieser Vorschlag im Gemeinderat abgelehnt worden (7:7).
Das Gemeindeoberhaupt sicherte zu, dass alle Hauptstrecken, Schulbuslinien und abschüssigen Straßen auch weiterhin geräumt und gestreut werden.
Nebenstrecken würden aber nur noch bei Bedarf geräumt.
Eckersdorf war Vorbild Man habe sich dieses Vorgehen in Eckersdorf genau angesehen und sei zu dem Schluss gekommen, dass es auch in Thurnau klappen könnte, so Hofmann. In den nächsten Wochen soll diese abgespeckte Form des Winterdienstes ausprobiert werden. Die Gemeinde bittet die Bürger um Rückmeldung, falls an bestimmten Stellen weiterer Räumbedarf besteht. Auf Nachfrage betonte Hofmann, dass die frei werdenden Mitarbeiterkapazitäten vor allem in den Sommermonaten gebraucht würden. Der eingedampfte Winterdienst wird schließlich dafür
sorgen, dass weniger Überstunden im Winter anfallen.
Was das geplante Dienstleistungszentrum betrifft, wollte Hofmann "einiges klarstellen". Zunächst einmal gehe es dabei um die Hochwasserfreilegung.
Die sei notwendig, egal ob zeitnah oder erst später hier gebaut werden soll. Um das zu untermauern, legt der Bürgermeister Fotos aus dem Jahr 2010 vor. Damals war die Bahnhofskreuzung aufgrund des fehlenden Hochwasserschutzes überflutet. Er bedauere es sehr, dass das Projekt vorerst gescheitert ist, obwohl mittlerweile eine Baugenehmigung vorliege.
Die Sparkasse hatte sich, wie berichtet, aus dem Großprojekt zurückgezogen. Dies lag, davon geht Bürgermeister Hofmann aus, vor allem am massiven Widerstand aus einigen Teilen der Bevölkerung. "Welcher Investor schreit schon Hurra, wenn er den Eindruck hat, er sei gar nicht willkommen."
"Mit einer Stimme sprechen" Eines der wenigen Themen, die seitens der Bürger selbst angesprochen wurden, war das geplante Gewerbegebiet an der Autobahn 70.
Klaus Eschenbacher aus Hörlinreuth forderte, die Grundstückseigentümer müssten "mit einer Stimme sprechen, um Investoren gewinnen zu können."
Hofmann erklärte, man sei derzeit dabei, einen gemeinsamen Preis abzustimmen. Die Gemeinde werde dann beauftragt, im Namen der Grundstückseigentümer mit Investoren zu verhandeln.
Das Thema Verschuldung wurde nur am Rande angesprochen, nämlich über die steigende Grund- und Gewerbesteuer. Diese führe unter Umständen dazu, dass Unternehmen lieber an anderer Stelle ansiedeln, so ein Bürger. Dietmar Hofmann sicherte zu, dass es derzeit unter den bestehenden Firmen Befragungen gebe, inwieweit sie von einer höheren Gewerbesteuer überhaupt negativ betroffen wären. Er habe nämlich erfahren, dass Firmen, die höhere Gewerbesteuern zahlen müssen, an anderer Stelle weniger zur Kasse gebeten werden. Das werde derzeit noch geprüft.