Der Kulmbacher Dekan i.R. Jürgen Zinck stellte den Grafiker Stephan Klenner-Otto vor - und dieser seine Arbeitsweise.
In den Radierungen und Zeichnungen des Grafikers Stephan Klenner-Otto scheinen die Gesetze der Physik aufgehoben zu sein. Schaurige Gestalten und Fratzen geben sich die Klinke in die Hand. "Ein auf den ersten Blick fast unerträgliches Bild, das über die Schwere von Schuld und anderen Lasten spricht", kommentierte der ehemalige Kulmbacher Dekan Jürgen Zinck das Bild "Die Bürde des Judas".
Im Gesamtwerk geblättert
Der Geistliche blätterte im Martin-Luther-Haus auf Einladung des Kulmbacher Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing im künstlerischen Gesamtwerk seines Freundes und förderte ein facettenreiches Bild zutage. Es verdeutlichte den rund 50 Kunstliebhabern, dass der düstere Surrealismus mit dem der Künstler nicht zu Unrecht in Verbindung gebracht wird, nur eines von mehreren Herzen ist, die in Stephan Klenner-Ottos künstlerischer Brust schlagen.
Der Grafiker Klenner-Otto, geboren in Kulmbach und wohnhaft im Neudrossenfelder Ortsteil Hornungsreuth, zählt zu den künstlerischen Aushängeschildern des Landkreises Kulmbach. Berlin, Dublin, China, Glasgow, Kaliningrad sind nur einige von unzähligen Orten und Ländern, in denen seine Bilder schon zu sehen waren.
Vielseitig und faszinierend
Am Donnerstagabend gewährte er in Zusammenarbeit mit Jürgen Zink den Kulturfreunden aus Kulmbach und Umgebung einen Einblick in sein vielseitiges und faszinierendes Schaffen. Einige Werke waren im Original zu bestaunen, andere wiederum tauchten als Fotografien in dem Power-Point-Vortrag Zincks über den oberfränkischen Künstler auf.
An den Anfang seiner Ausführungen rückte der Dekan im Ruhestand fröhliche, dekorative und oftmals auch sehr lustige Zeichnungen. Frohgelaunt und munter marschieren zwei Fische, ein Salamander und eine Kaulquappe, angeführt von einem Trommel schlagenden Frosch, an einer fränkischen Szenerie vorbei. "Erkennen Sie die Gebäude im Hintergrund?", fragte er das Publikum und lieferte die Antwort gleich hinterher: "Der Söller der Giechburg, der Langheimer Amtshof, der Rote Turm, beide in Kulmbach, die Burgruine Neideck in der fränkischen Schweiz und der Steinerne Beutel in Waischenfeld sind auf dem Bild zu erkennen."
Einen breiten Raum im künstlerischen Schaffen Klenner Ottos nehmen auch Porträts ein. Zinck zeigte illustre Persönlichkeiten wie Beethoven, Karl May oder Sophie von La Roche, die Großmutter des Dichters Clemens von Brentano, die Klenner-Otto mit Blei- oder Buntstift, Tusche oder Aquarell zu Papier gebracht hatte. "Das Porträt von La Roche zeigt eine selbstbewusste, feinsinnige Frau, in deren Gesicht man vergebens nach Spuren der Bitternis sucht."
Die Liebe zu Franken
Klenner-Otto liebt den berühmten fränkischen Dichter Jean Paul (1763 - 1825) und seine e Heimat. Beide tauchen in dem surrealistischen Bild "Jean Paul als Luftschiffer Gianozzo" auf. Die Federzeichnung mit Tuschefarben diente Zinck dazu, ein wichtiges Stilelement seiner Zeichnungen zu erläutern: die Vignette. "Damit sind die häufig auftretenden Randverzierungen gemeint, die wiederum häufig Fränkisches zeigen: Auf dem Flugschiffer-Bild sieht man den Staffelberg, die Burgruine Neideck und im Hintergrund seinen Lieblingsturm, den Steinernen Beutel aus Waischenfeld."