Der Kerwa-Streit von Wirsberg ist beigelegt. Alexander Herrmann hat der Schaustellerfamilie Schramm in einem versöhnlichen Gespräch die Hand gereicht.
Bei einer Tasse Kaffee wurde er beigelegt, der Kerwa-Streit von Wirsberg. Bürgermeister Hermann Anselstetter hatte die beiden beteiligten Parteien, Starkoch Alexander Herrmann und die Schausteller-Familie Schramm aus Rehau, am Montagnachmittag zu einem versöhnlichen Gespräch ins Wirsberger Rathaus eingeladen. Und dort, wo normalerweise der Marktgemeinderat tagt oder sich Ehepaare das Ja-Wort geben, reichte man sich versöhnlich die Hände.
Das Happy End einer Geschichte, die fast das vorzeitige Aus für die Wirsberger Michaeli-Kirchweih bedeutet hätte. Was war passiert? Der Wirsberger Sternekoch hatte mit einem Facebook-Video einen Eklat provoziert. Der 46-jährige TV-Promi regte sich am Kerwa-Sonntag über die Buden der Schausteller, Schiffschaukel und Kinderkarussell auf dem Wirsberger Marktplatz, direkt vor seinem Post-Hotel, auf. Er lief frühmorgens über das Gelände und produzierte ein Video, das auf seiner Facebook-Seite zu sehen war. Darin lästerte er gegen den Kerwarummel und bezeichnete die Schaustellerfamilie aus Rehau als "Walking Dead" (lebende Leichen/in Anlehnung an eine US-Serie) und "Zombies". So geprügelt, machten die Schausteller ihre Fahrgeschäfte dicht, und die Wirsberger Kinder, die von der Gemeinde Gutscheine für die Fahrgeschäfte bekommen hatten, guckten in die Röhre.
Dafür gab es jetzt eine schmackhafte Entschädigung: Alexander Hermann und das Schaustellerehepaar Steven und Jessica Schramm beschenkten die Wirsberger Kita-Kinder mit Popkorn und gebrannten Mandeln.
Jessica Schramm, die in Wirsberg aufgewachsen und in dem Luftkurort auch zur Schule gegangen ist, ist froh und erleichtert, dass zwischen den Parteien nun eine "Friedenspfeife" geraucht wurde: "Es war eine entspannte und lockere Atmosphäre. Für mich und meinen Mann war es eine schöne Geste, dass sich Alexander Herrmann persönlich bei uns entschuldigt hat. Wir sind nicht nachtragend und wir wissen, dass er ein schwer beschäftigter Mann ist, aber er hat sich eine Stunde die Zeit für uns genommen. Als er zum Sitzungssaal reinkam, ist er auch gleich auf meinen Mann zugegangen und hat zu ihm gesagt: Ich bin der Alex!"
Für den Hotelier und Sternekoch Alexander Herrmann war der ganze Ärger eine Verkettung unglücklicher Umstände. "Es ist von beiden Seiten dumm gelaufen und es war auch nicht annähernd so gewollt." Es sei ihm auch kein "Zacken aus der Krone" gebrochen, als er sich gleich zu Beginn der Aussprache in aller Form bei Schausteller Steven Schramm entschuldigt hat. Hermann machte aber auch Bürgermeister Hermann Anselstetter ein Kompliment. "Er hat sich noch am Kirchweihsonntag mit mir in Verbindung gesetzt und daraufhin habe ich das Video aus dem Netz genommen. Er bot mir von Anfang an, dass wir uns zusammensetzen und das gemeinsam klären. Ich hatte auch vorher mit Jessica Schramm telefoniert und ich habe sie dabei als eine sehr liebenswerte, junge Dame kennengelernt. Sie war von Anfang offen für dieses Gespräch."
Bürgermeister Hermann Anselstetter stellte nach einer Stunde zufrieden fest: "Ich bin sehr glücklich, dass der ,Kerwa-Konflikt' dort gelöst wurde, wo er hingehört: nämlich auf die Kommunikationsebene aller Beteiligten. Wir haben eine Woche lang miteinander geredet und nicht übereinander." Statt "nachzukarten" sei nun der Blick nach vorne gerichtet worden und in einem gemeinsamen Brainstorming habe man sich überlegt, wie die Wirsberger Michaeli-Herbstkirchweih attraktiviert gestalten kann.
Das Fazit nach der Aussprache: Alexander Herrmann wird die Attraktivierung der Kerwa unterstützen, und der Schaustellerbetrieb Schramm wird der Wirsberger Michaeli-Kerwa erhalten bleiben.
Derzeit ist die Schausteller-Familie in der Coburger Region auf einer fränkischen "Kerwa" unterwegs, und Schluss mit der Saison ist erst auf einem Weihnachtsmarkt in den neuen Bundesländern. Jessica Schramm, die mit der dreijährigen Tochter Ashleyn in der Regel am Stammsitz in Rehau bleibt, ist froh, dass jetzt wieder Frieden eingekehrt ist: "Es ist eine Menge Staub aufgewirbelt worden und wir können jetzt wieder ruhig schlafen."
Wenn es vom Wetter noch mal passt, will Alexander Herrman zusammen mit Schausteller Steven Schramm an irgendeinem Sonntag ein Karussell für die Wirsberger Kinder auf dem Marktplatz aufstellen. Damit sie ihre verpassten Fahrten nachholen können...
Auch ein A.Herrmann knickt ein, wenn er erkennt, dass die Öffentlichkeit ihn nur noch als protzig und überheblich einstuft. Sogar der BR hat schon ein Auge auf die sonderbaren Aktivitäten des Wirsbergers Promis geworfen. Der Presseversöhnungstermin war für ihn die einzige Möglichkeit, mit einem blauen Auge aus dem Schlammassel herauszukommen. Aber solche Überheblichkeit hat auch Folgen, für mich ist die Post in Wirsberg keine Adresse mehr, in der ich einkehren werde. Dann doch lieber in den Reiterhof...