Stadtsteinacher Narren sagen die Faschingssaison 2020/21 ab

3 Min
Eine Veranstaltung wie in all den Jahren - hier ein Archivbild aus diesem Jahr - wird es 2021 nicht geben. Foto: Archiv/Klaus Klaschka
Eine Veranstaltung wie in all den Jahren - hier ein Archivbild aus diesem Jahr - wird es 2021 nicht geben. Foto: Archiv/Klaus Klaschka

Die Faschingshochburg Stadtsteinach muss vor Corona kapitulieren - die Saison 2020/21 wird ausfallen, wie die Faschingsgesellschaft am Donnerstag, bekannt gab.

Andy Sesselmann und Hans Hümmer, die obersten Macher des Stanicher Faschings, sehen keine andere Chance: Die 160 Tänzerinnen und Tänzer können aktuell nicht trainieren, somit gibt es kein Programm - und auch die Näherinnen können keine Kostüme nähen. Ein Teufelskreis, der letztlich in die Absage der kommenden Saison führt. Denn jetzt müssten die Vorbereitungen beginnen - können aber nicht.

Stadthalle steht nicht zur Verfügung

Das Refugium der Narren, das ehemalige Schleckergebäude ist für die aktuellen Hygiene-Anforderungen in der Corona-Pandemie zu klein. Die Stadthalle steht nicht zur Verfügung, weil das Personal dort für das bald öffnende Freibad benötigt wird. Sonst wurden für das Training immer auch die Sonderschule und die Schul-Turnhalle genutzt - doch auch das reicht unter den aktuellen Bedingungen nicht aus. "Und wie ein Sportverein im Freien können wir die Tänze auch nicht einstudieren", bedauert Vorstand Hansi Hümmer. Über Kontakte zum Tennisverein kann er sich vorstellen, dass die Halle des Vereins dort fürs Training zur Verfügung stehen könnte.

Und selbst wenn das alles zu lösen wäre - die Rahmenbedingungen während der Pandemie sehen 200 Plätze in der Stadthalle vor - 160 würden aber alleine die Aktiven belegen. "Und über eine Veranstaltung mit 40 Zuschauern brauchen wir gar nicht erst nachzudenken", unterstreicht Präsident Andy Sesselmann. Und dass auch das traditionelle Marktplatz-Treiben am Faschingssonntag ausfallen wird, gilt ebenfalls als ausgemacht.

Den beiden Verantwortlichen und ihrem Vorstandsteam ist die Entscheidung sichtlich schwer gefallen. Jetzt allerdings bitten sie um die Solidarität der Mitglieder und um die Unterstützung von Sponsoren, denn die Faschingsgesellschaft ist letztendlich auch ein Wirtschaftsunternehmen, das einem mittelständischen Betrieb vergleichbar ist. Da müssen Mieten und Gagen gezahlt werden - und selbst die Faschingsorden und Auszeichnungen schlagen in diesem Jahr alleine mit 2000 Euro zu Buche. Die Ober-Narren hoffen jetzt darauf, sie in der Saison 2021/22 aushändigen zu können, denn bestellt und bezahlt werden mussten sie bereits.

Einnahmen können sie aktuell keine verbuchen - wie es in den Vorjahren etwa durch ein Sommerfest möglich war. Corona verhagelt den Narren nicht nur die Saison.

Die insgesamt 27 Trainerinnen, die den Nachwuchs in allen Altersklassen unter ihren Fittichen haben, könnten nach und nach beginnen, ein Programm für 2022 einzustudieren, ist die Hoffnung von Sesselmann und Hümmer. Denn sie wissen auch, dass die Motivation der Aktiven schwer hochzuhalten ist, wenn keine Veranstaltungen stattfinden. "Und wenn wir da jetzt Mitglieder verlieren würden, wäre das jammerschade", sagt Hansi Hümmer: "Denn in den zurückliegenden Jahren waren wir eine tolle Truppe und es hat sehr viel Spaß gemacht."

Die Faschingsgesellschaft, die 2019 den Kulturpreis des Landkreises erhalten hat, wünscht sich jetzt auch konkrete, finanzielle Unterstützung. Das könne einerseits durch einen Beitritt in den Verein geschehen (das Formular dazu ist auf der Homepage unter www.fg-stadtsteinach.de zu finden), anderseits durch Sponsoring. "Wir leisten schließlich kulturelle Arbeit", unterstreicht Präsident Andy Sesselmann, der auf entsprechende Anrufe bei ihm oder Hans Hümer hofft.

Vielleicht kann zumindest am 11.11. eine kleine Veranstaltung stattfinden - ein Besuch im Rathaus, bei den Banken, beim Rewe-Markt, so aktuell die Hoffnung der beiden Verantwortlichen. Wenigstens ein bisschen Fasching wäre dann doch.

Während Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) die Absage bedauerte, aber Verständnis zeigte, sind andere Faschingsnarren noch nicht sicher, was sie tun.

"Jammerschade, aber es war leider zu erwarten, dass die coronabedingten Vorschriften und damit verbundenen Einschränkungen und Unsicherheiten zu einer Saisonabsage führen", sagt Roland Wolfrum. "Als faschingsbegeisterter Bürgermeister ist das keine freudige Nachricht, aber Hochachtung dafür, dass unsere Faschingsgesellschaft ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt und Mitglieder und Besucher keinem unkalkulierbarem Risiko aussetzen will, selbst wenn man eine Art Notprogramm noch hätte erarbeiten können."

Der Stadtsteinacher Rathauschef weiter: "Ohne einer Beratung durch den Stadtrat vorausgreifen zu wollen, sehe ich als Bürgermeister im Jahr 2021 auch keinen Narrenzug durch Stadtsteinach rollen." Einem "Sturm auf das Rathaus" am 11.11. sehe er wohlwollend entgegen. "Das wäre sogar wieder ganz zurück zu den Wurzeln, aber natürlich kein Ersatz für die großen Faschingsauftaktveranstaltungen der vergangenen Jahre. Ich hoffe sehr, dass alle Mitglieder und Sponsoren der FG Stadtsteinach treu bleiben und eventuell auch eine Extraspende zur Verfügung stellen", betont Wolfrum. "Ich bin mir aber sicher, dass es ein Faschingsleben nach Corona geben wird, bis dahin: Stanich helau!"

Der Neuenmarkter Obernarr Werner Reißaus sagte, man müsse sich erst intern beraten. Es sei aber durchaus denkbar, dass man sich einer Absage anschließe, was angesichts der Gesundheitslage ja vielleicht auch Sinn mache.

MCC: Planungen liegen auf Eis

Der Vorstand des Mainleuser Carneval-Clubs (MCC) hat seine Planungen für die Prunksitzung am zweiten Januarwochenende vorerst auf Eis gelegt. Gesellschaftspräsident Wolfgang Hartmann sagt: "Wir werden erst im September bei der Jahreshauptversammlung entscheiden, ob wir unsere Veranstaltung durchführen."

Eine Absage fände er "sehr schade", denn die erstmalig in der Kulmbacher Stadthalle durchgeführte Sitzung sei ein "riesiger Erfolg" gewesen. "Wir können aber noch keine endgültige Absage treffen, denn es könnten ja im August noch Lockerungen kommen und die Mitglieder im September für eine Durchführung stimmen", sagt Hartmann. Er persönlich ist aber skeptisch.