Stadtbus: Wack spricht von "Armutszeugnis"

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Der ehemalige Grünen-Stadtrat Volker Wack beschwert sich in einem Schreiben ans Rathaus unter anderem über falsche Anzeigen in den Stadtbussen und angeblich gestrichene Verbindungen. Foto: Archiv/Alexander Hartmann
Der ehemalige Grünen-Stadtrat Volker Wack beschwert sich in einem Schreiben ans Rathaus unter anderem über falsche Anzeigen in den Stadtbussen und angeblich gestrichene Verbindungen. Foto: Archiv/Alexander Hartmann
Volker Wack monierte unter anderem auch diese provisorisch angebrachte Linien-Übersicht an einer Bushaltestelle an der B 85. Foto: privat
Volker Wack monierte unter anderem auch diese provisorisch angebrachte Linien-Übersicht an einer Bushaltestelle an der B 85. Foto: privat
 
Volker Wack
Volker Wack
 

Der frühere Grünen-Stadtrat ist unzufrieden mit dem Stadtbusverkehr. Er moniert, dass Taktzeiten ungünstig verändert und Linien gestrichen wurden. Die Stadt begründet das unter anderem mit einer besseren Auslastung der Fahrten.

Es steht "Ersatzhaltestelle" drüber - aber die Anmutung wirkt wie ein Ersatz, ein Provisorium: ein ausgedruckter Papierbogen hinter Folie, mit schwarzem Klebeband befestigt. Darauf die Fahrzeiten der Stadtbus-Linie 1 Blaich-Ziegelhütten und retour. So werden die Fahrgäste an der Bushaltestelle an der Bundesstraße 85 über die Verbindungen informiert.
Nicht nur an der in seinen Augen lieblosen Optik stört sich der langjährige Grünen-Stadtrat Volker Wack. "Leider zeigt die Art der Anbringung sehr deutlich, welcher Stellenwert dem Stadtbusverkehr in Kulmbach zugemessen wird", moniert er in einem Schreiben an Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) sowie die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen, das auch der BR vorliegt. Und Wack wird noch deutlicher: "Es sieht leider danach aus, als solle der Stadtbusverkehr in Kulmbach beerdigt werden!"
Dies lasse sich nach seinem Empfinden noch aus anderen Dingen ableiten. So zeige die Anzeige in den Bussen seit Jahren häufig die falsche Haltestelle an. Wack macht "ein veraltetes, durch die Fahrtstrecke gesteuertes System" als Ursache fest. "Dies scheint weder für die Betreiberfirma ein Problem zu sein noch für die in der Stadtverwaltung zuständige Abteilung."
Zudem sei in der Mittagszeit der Taktverkehr, für Wack eine der wichtigsten Säulen eines funktionierenden ÖPNV, aufgegeben worden. Auf den Hauptlinien 1 und 2 hätten die Verantwortlichen sogar jeweils eine Fahrt in der Mittagszeit ersatzlos gestrichen.
Und noch etwas stört den ehemaligen Grünen-Stadtrat: "Der an der Stadthalle um 12.35 Uhr abfahrende Bus der Linie 1 fährt über die Blaich nach Ziegelhütten und endet an der Haltestelle Abzweigung Petzmannsberg, weil der Bus dann über die Umgehung zur Realschule fährt und dort als Schulbus eingesetzt wird!" Summa summarum folgert er daraus: "Ein Armutszeugnis für eine Stadt, die sich zum Oberzentrum aufschwingen möchte."


Provisorium ist beseitigt

Petra Arnold, Sachgebietsleiterin für den ÖPNV bei der Stadt Kulmbach, hat sich aufgrund des Hinweises von Volker Wack selber ein Bild von der Situation gemacht und bei der Firma Stadtbus Kulmbach GmbH veranlasst, dass der Fahrplan auf ordentliche und saubere Weise angebracht wird. "Frau Schütz hat mir bestätigt, dass der Fahrplan jetzt ordentlich und ohne schwarzem Klebeband angebracht ist", bekundet Petra Arnold gegenüber der BR.
Was die Zeitverzögerung in der Anzeigetafel angeht, so sei dies der Firma Stadtbus Kulmbach bekannt. Jedoch habe deswegen bislang niemand den Ausstieg am Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) verpasst, sagt Petra Arnold. Man stimme aber Volker Wack zu, dass die Anzeige geändert werden müsse. Eine Fehlerbehebung sei jedoch noch nicht möglich gewesen.


Kombinierte Linien

Was die von Volker Wack angesprochene Linie 1 angeht, holt Petra Arnold etwas weiter aus: "Besagte Linie 1 ab 13 Uhr ist mit ein bis zehn Fahrgästen sehr schwach besetzt. Die Fahrt um 13.25 und 13.35 Uhr ist hingegen mit Schülern sehr gut besetzt. Auf Grund des vermehrten Verkehrsaufkommens zu dieser Uhrzeit hat die Firma Stadtbus größere Schwierigkeiten, rechtzeitig am ZOB anzukommen. Darunter leidet ab 14 Uhr der restliche Fahrplan." Man habe sich daher entschieden, den Bus von 13 Uhr eine Viertelstunde später fahren zu lassen und damit die Busse von 13 Uhr, 13.25 Uhr und 13.35 Uhr zusammenzufassen. Dadurch kämen die Schüler der Realschule früher nach Hause beziehungsweise früher zu ihren Anschlussbussen - und zudem könne der Takt am Nachmittag so wieder eingehalten werden. "Dieser Kompromiss wurde gemacht, um für den Nachmittag die Vertaktung aufrecht zu erhalten. Würden die Nachmittagszeiten verändert werden, wäre dies ein weitaus größerer Eingriff in den Fahrplan gewesen", begründet Petra Arnold.
Die Taktzeiten des Stadtbusverkehrs beruhten ihr zufolge auf der Verkehrssituation von 1998. Seitdem habe es viele neue 30-km/h-Zonen und Änderungen in der Verkehrsführung gegeben, die die Fahrt des Stadtbusses beeinflussten. Ebenso sei der Einwohnerrückgang zu berücksichtigen, der zu rückläufigen Fahrgastzahlen führe. Arnold: "Um die Vertaktung so weit wie möglich aufrecht zu erhalten, hat sich Frau Schütz entschieden, eine sehr gering ausgelastete Fahrt mit einer stärkeren Fahrt zu verbinden. Ein paar wenige fahren 15 Minuten später, dafür sind eine Vielzahl von Schülern eher am Ziel." Die Fahrt der Linie 1 um 12.35 Uhr ab Stadthalle endet laut Fahrplan an der Haltestelle Abzweigung Petzmannsberg. Dies ist, so die Sachgebietsleiterin, für den organisatorischen Ablauf des Stadtbusverkehrs notwendig.
Die Firma Stadtbus biete allen Fahrgästen an, in diesem Bus, sitzen zu bleiben und über die Awo zum ZOB zu fahren. "Hierbei handelt es sich nicht um einen Schulbusverkehr, sondern um eine Fahrt des Stadtbusses, der jedoch auch Schüler mitnimmt. Diese Änderung wurde nicht in den Fahrplan aufgenommen, da dieser sonst zu unübersichtlich wird."