Sportunterricht - das ist Leichtathletik, Völkerball und Turnen. Dieses Bild haben viele noch. Aber dass es auch anders geht, das zeigen mehrere Schulen.
Vor allem seit Einführung der Ganztagsschulen ist ein Trend zu beobachten: Immer mehr Schulen arbeiten mit örtlichen Sportvereinen zusammen. Der Grund liegt auf der Hand: Wenn die Kinder den ganzen Tag in der Schule sind, haben sie keine Zeit mehr, danach noch in einen Verein zu gehen. Also gehen die Vereine in die Schulen.
Auch in Thurnau wird das praktiziert. Seit neuestem ist die Zusammenarbeit mit den Vereinen sogar noch tiefer geworden. Die vierten Klassen dürfen in diesem Jahr viele verschiedene - für die meisten Kinder neue - Sportarten kennenlernen. Und zwar im Rahmen des regulären Sportunterrichts. Seit letzter Woche sind die Kinder daher zum Sportunterricht auf dem Gelände des Golfclubs Oberfranken in Thurnau zu finden.
In zehn Wochen hintereinander sollen sie einen realistischen Einblick in den Golfsport erhalten. Der Golfclub Oberfranken hat dazu einige Trainer abgestellt. Cheftrainer Richard Pszota zeigt den Kindern, wie sie ihre Bälle schlagen sollen und einige erfahrene Clubmitglieder unterstützen ihn dabei. Zum Beispiel Hans Kämpf.
Der frühere Basketball-Profi hat im Golfsport seine Leidenschaft gefunden und will die Freude daran nun auch an die Kinder weitergeben. Es dauert nicht lange, da hat er zwei große Talente ausgemacht. Eine von ihnen ist Hannah Roßmerkel. Die 10-jährige Schülerin spielt eigentlich Tennis, aber stellt sich beim Golf auch überraschend gut an.
Der Golfclub macht bei der Aktion mit, damit Menschen, die sonst keine Berührungspunkte zum Golfen haben, einen Anreiz finden, das Gelände zu besuchen und selbst zu spielen und auch, um neue Talente zu finden. Einmal in der Woche findet ein Kinder- und Jugendtraining statt. "Die meisten Kinder, die bei uns im Club trainieren, sind mit ihren Eltern oder Großeltern gekommen", so Präsident Matthias Krüger. "Wir wollen erreichen, dass sich der Golfsport weiter öffnet." Denn Golf fördert Konzentrationsfähigkeit, Koordination, Fairness und viele andere positive Eigenschaften. Und - das betont Clubpräsident Matthias Krüger besonders: Es ist für jedes Alter geeignet. Man kann es sein ganzes Leben lang spielen.
Die Schüler der vierten Klassen der Thurnauer Schule haben in den nächsten Wochen die Chance, den Funken überspringen zu lassen und ihre neue Leidenschaft vielleicht im Golfsport zu finden. Im Herbst hat sich übrigens das Kulmbacher Caspar-Vischer-Gymnasium zum Sportunterricht im Golfclub angemeldet. Und auch für andere Schulen öffnet der Verein gerne seine Tore - beziehungsweise seinen Platz. Für die Thurnauer Kinder geht es demnächst weiter zum Tennis und zum Tischtennis.