Yvonnes Aufstieg trotz Abstieg

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Vorbei: Yvonne Rothemund schießt am Tor der Japanerinnen vorbei. Nana Fujimoto braucht nicht eingreifen. Foto: imago
Vorbei: Yvonne Rothemund schießt am Tor der Japanerinnen vorbei. Nana Fujimoto braucht nicht eingreifen. Foto: imago
Yvonne Rothemund (links) auf der Bank. Hinten, von links Torwarttrainer Andreas Jorde und Co-Trainer Tommy Kettner. Foto: imago
Yvonne Rothemund (links) auf der Bank. Hinten, von links Torwarttrainer Andreas Jorde und Co-Trainer Tommy Kettner. Foto: imago
 
Yvonne Rothemund vor dem japanischen Tor. Foto: imago
Yvonne Rothemund vor dem japanischen Tor. Foto: imago
 
Yvonne Rothemund jubelt über das 2:0 gegen Japan. Foto: imago
Yvonne Rothemund jubelt über das 2:0 gegen Japan. Foto: imago
 
Yvonne Rothemund (Zweite von links) ist im zweiten Spiel gegen Japan am 1:1 durch Marie Delabre (rechts) beteiligt. Foto: imago
Yvonne Rothemund (Zweite von links) ist im zweiten Spiel gegen Japan am 1:1 durch Marie Delabre (rechts) beteiligt. Foto: imago
 
Vier deutsche Spielerinnen, darunter Yvonne Rothemund (Zweite von links) wollen die Schwedin Pernilla Winberg am Torerfolg hindern. Foto: imago
Vier deutsche Spielerinnen, darunter Yvonne Rothemund (Zweite von links) wollen die Schwedin Pernilla Winberg am Torerfolg hindern. Foto: imago
 
Die Neuenmarkterin Yvonne Rothemund im National-Dress. Foto: imago
Die Neuenmarkterin Yvonne Rothemund im National-Dress. Foto: imago
 
Yvonne Rothemund. Foto: imago
Yvonne Rothemund. Foto: imago
 

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft muss sich aus dem Kreis der Weltelite verabschieden. Für eine Neuenmarkterin bedeutete die Weltmeisterschaft in Schweden immerhin den Aufstieg zur Stammspielerin.

Als der Abstieg besiegelt war, kamen die Emotionen. Auch bei Yvonne Rothemund. "Wir haben alle Tränen vergossen", erzählt die Neuenmarkterin. Die beiden Niederlagen in den Relegationsspielen um den Klassenerhalt in der Eishockey-Weltelite gegen Japan waren für die deutsche Nationalmannschaft umso bitterer, weil sie jedesmal erst in der Verlängerung zustande kamen. "Es hat einfach nicht sollen sein", sagt Yvonne Rothemund. Bundestrainer Benjamin Hinterstocker fühlt mit seiner Mannschaft mit, macht ihr keinen Vorwurf: "Unsere Mannschaft hat mit viel Herzblut gespielt. Alle Spiele gegen Japan standen auf des Messers Schneide, und nur Nuancen haben entschieden."

Erst beim Heimflug hellte sich die Stimmung im deutschen Lager etwas auf. Denn alle freuten sich nach zwei strapaziösen Wochen bei der Weltmeisterschaft in Schweden mit fünf Partien binnen sechs Tagen auf Zuhause. "Es war ganz schön hart", stöhnte nicht nur Yvonne Rothemund über den straffen Zeitplan.

Trotz des Abtieges - persönlich kann Yvonne Rothemund mit dem Verlauf ihrer ersten Damen-WM sehr zufrieden sein. Denn die Neuenmarkterin gehörte in allen fünf Partien zum Stamm der deutschen Mannschaft. "Ich habe wirklich sehr viel gespielt, etwa 15 bis 20 Minuten pro Partie", blickt die 22-jährige Verteidigerin zurück, die vor der WM nur eine handvoll Einsätze für die Frauen-Nationalmannschaft bestritten hatte. Zuvor hatten sie aber schon drei Mal an der Jugend-WM teilgenommen.

Von den acht Verteidigerinnen im 23-köpfigen Kader erhielt Yvonne mit die meiste Eiszeit. "Ich durfte auch in Über- oder Unterzahl auf dem Eis bleiben", freut sich die Neuenmarkterin über die hohe Wertschätzung durch Trainer Benjamin Hinterstocker. Yvonne stand bei allen fünf deutschen Toren auf dem Feld, war sogar an zwei Treffern gegen die Schweiz und Japan entscheidend beteiligt, wenngleich ihr jeweils die offizielle Erwähnung als Vorbereiterin verwehrt blieb.

Vor 100 bis 150 Zuschauern

In den beiden WM-Wochen in Schweden führte Yvonne Rothemund "ein Leben wie ein Profi". Das wird für sie aber wohl immer ein Traum bleiben. Müssen schon die deutschen Eishockey-Männer im Schatten des Fußballs um die Gunst der Zuschauer und Fernseh-Sender kämpfen, so haben es die Frauen noch weitaus schwerer. "Bei unseren WM-Spielen waren gerade mal 100 bis 150 Zuschauer im Stadion", berichtet Rothemund. Selbst das WM-Finale, das die USA mit 7:5 gegen Kanada gewannen, lockte gerade mal 1500 Fans ins Stadion von Malmö. Mit den Teams aus Nordamerika können die Europäerinnen noch lange nicht mithalten. "Die absolute Weltspitze ist schneller, athletischer und schießt härter, eben eine Klasse besser", sagt Yvonne. Was aber auch kein Wunder ist, wird doch an den College-Teams in den USA oder Kanada zwei Mal am Tag trainiert. "Wir haben im Nationalteam auch drei College-Spielerinnen. Die haben auch einen enormen Sprung gemacht, seitdem sie nach Amerika gegangen sind", sagt Yvonne.

Zum vierten Mal Meister

Selbst in der Damen-Bundesliga gibt es noch krasse Leistungsunterschiede. Da gewinnt schon mal der ESC Planegg, der FC Bayern des deutschen Frauen-Eishockeys, 13:0 gegen Mannheim. Yvonne Rothemund hat gerade mit Planegg souverän ihre vierte Deutsche Meisterschaft in Serie errungen und wurde zudem Pokalsiegerin.

Um ihre Nationalmannschaftskarriere macht sich Yvonne Rothemund trotz des Abstiegs keine Sorgen. "Wenn ich über den Sommer weiter hart arbeite, bin ich sicher wieder dabei", gibt sich die Neuenmarkterin zuversichtlich. Schließlich war der Bundstrainer mit der Leistung seiner Schützlinge durchaus zufrieden und hat bekräftigt, dass er mit den "derzeit besten deutschen Spielerinnen zur WM angereist" war. Ende Juli steht schon wieder der erste Nationalmannschaftslehrgang an. Yvonne Rothemund wird wohl auch dann wieder Geld mitbringen. "Wir müssen bei normalen Lehrgängen etwa 50 bis 70 Euro dazuzahlen", verrät die Neuenmarkterin. Wenn man dann auch noch die Fahrtkosten hinzurechnet, bleiben von den 200 Euro Sporthilfe, die die Nationalspielerinnen monatlich erhalten, nicht mehr viel übrig. Und dann soll man in der Weltspitze mitspielen...


Die Relegationsspiele gegen Japan

Gleich zwei Mal musste die Deutsche Frauen-Nationalmannschaft in der Relegation um den Klassenerhalt in der WM-Gruppe A gegen Japan in die Verlängerung. Und zwei Mal waren die Asiatinnen die Glücklicheren. Nach einem 2:3 im ersten Duell hieß es 1:2 aus deutscher Sicht im zweiten Spiel.
Damit muss Deutschland zum zweiten Mal nach 2008 aus der Top-Division absteigen. In der Division I, der 2. Liga des Welt-Eishockeys, warten dann ebenfalls starke Gegner wie Frankreich, Tschechien, Österreich oder Lettland.
Dennoch ist Bundestrainer Benjamin Hinterstocker für die Zukunft optimistisch: "Nach der großen personellen Umstrukturierung 2014 sind wir mit fast der jüngsten aller Mannschaften bei der WM angetreten. Unser Team verfügt über sehr große eishockeyspezifische Fähigkeiten, Talent und Potenzial."

Deutschland - Japan 1:2
(0:1; 1:0; 0:0; 0:1) n. Verl.
"Eigentlich waren wir richtig fit und besser als Japan", ärgert sich Yvonne Rothemund. Doch als sich die DEB-Auswahl in der 2. Minute der Verlängerung eine laut Rothemund "dumme Zwei-Minuten-Strafe" einhandelte, schlug Japan eiskalt zu.
Die deutschen Frauen mussten in dieser Begegnung früh einem Rückstand hinterherlaufen. Doch die deutschen Frauen zeigten Moral und bestimmten mit zunehmender Spieldauer die Begegnung. Als zu Beginn des zweiten Drittels Anna Fiegert in Überzahl zum 1:1 ausglich, war die Partie wieder offen. Doch trotz einer Schussbilanz von 22:19 zugunsten des DEB-Teams war die japanische Torhüterin nicht zu überwinden.
Tore: 0:1 (5.) A. Nakamura; 1:1 (35.) A. Fiegert; 2:1 (64.) K. Aoki. - Strafminuten: Deutschland 12/Japan 16.

Deutschland - Japan 2:3
(1:0, 1:1, 0:1, 0:1) n. Verl.
Durch zwei Treffer von Marie Delarbre führte die DEB-Auswahl bereits mit 2:0, doch kurz vor der Pause verkürzte Japan in Überzahl auf 2:1. Nach 44 Minuten gelang Japan das 2:2. In der Verlängerung haderten die Deutschen mit Entscheidungen der Unparteiischen. 59 Sekunden vor dem Ende gelang Japan wieder in Überzahl das 2:3.
Deutschland: I. Schroeder (J. Harß) - R. Graeve, D. Gleissner; J. Zorn, A. Lanzl, K. Spielberger - A. Fiegert, C. Strobel; N. Eisenschmid, N. Kamenik, M. Bittner - Y. Rothemund, T. Eisenschmid; N. Kamenik, L. Schuster, L. Kluge - L. Düsterhöft, A. Bartsch; J. Seitz, B. Karpf, E. Byszio.
Tore: 1:0 (8.) M.Delabre; 2:0 (26.) M.Delabre; 2:1 (40.) R. Ukita; 2:2 (44.) H. Kubo; 2:3 (70.) H. Yoneyama.
Strafminuten: 10/8. cs