Der TSV Stadtsteinach kehrt nach zwei Jahren Abstinenz in die Kreisliga zurück. Väter des Erfolgs sind Trainer Florian Schlegel und der Sportliche Leiter Thomas Helldörfer, die auch auf dem Platz vorangehen.
Die Kreisklasse ist nicht der Anspruch des TSV Stadtsteinach. Jedoch war sie in den vergangenen zwei Jahren die bittere Realität. Nun ist der einstige Bezirksoberligist zumindest wieder in der Kreisliga angekommen. Ein 0:0 gegen den FC Kupferberg reichte vor 500 Zuschauern zur Meisterschaft in der Kreisklasse Kulmbach.
Spielertrainer Florian Schlegel ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen, denn er weiß, dass das Umfeld beim "erfolgsverwöhnten TSV" nichts anderes erwartet hatte. "Der Verein lebt wieder!", jubelt der 36-Jährige, der mit 22 Toren auch auf dem Feld großen Anteil am Erfolg hatte. Und auch der Sportliche Leiter Thomas Helldörfer ist erleichtert: "Es wäre der Super-Gau gewesen, wenn du die ganze Saison vorne stehst und am Ende nicht Meister wirst."
Torjäger Florian Schlegel, der beim FC Marktleugast groß wurde, kam 2008 zum TSV. 2012, nach dem Abstieg aus der Bezirksliga, trat er beim A-Klassisten FC Pegnitz seine erste Stelle als Spielertrainer an, kehrte aber nur ein Jahr später in gleicher Funktion zu den "Gelb-Schwarzen" zurück. Und musste bei den Stadtsteinachern nach dem erneuten Abstieg aus der Kreisliga unter Sascha Licht einen Neuaufbau starten.
Schon im ersten Jahr durfte Schlegel mit dem TSV als Zweiter in der Winterpause vom direkten Wiederaufstieg träumen, doch am Ende reichte es nur zu Platz 4.
"In dieser Saison haben wir zum Glück immer die richtigen Entscheidungen getroffen", blickt Schlegel vor dem Saisonfinale heute beim ASV Marktschorgast auf die Aufstiegssaison zurück. "Wir hatten einen harten Kern mit etwa sieben Spielern, die eisern mitgezogen haben", sagt der Marktleugaster, der im Winter einige Kilo abgespeckt hat und sich nun fit wie lange nicht mehr fühlt.
Die Väter des Erfolgs Schlegel und Helldörfer sind zweifellos die Väter des neuerlichen TSV-Frühlings. Der 43-jährige ehemalige Bayernligaspieler Thomas Helldörfer kehrte 2014 nach zweijähriger Tätigkeit als Spielertrainer bei seinem Heimatverein SC Kühlenfels zum TSV zurück, an dem er nach sechsjähriger erfolgreicher Tätigkeit als Spielertrainer mit zwei Aufstiegen in die Bezirksliga 2007 und 2010 als Höhepunkt einen "Narren gefressen hat".
Schlegel als Torjäger und der bayernligaerfahrene Helldörfer (früher unter anderem beim 1. FC Nürnberg II, SC Weismain, SpVgg Bayreuth) als Taktgeber auf der "Königsposition", der Sechs, sind die Leitwölfe der Aufstiegsmannschaft. Lange sieht es nach einem klaren Durchmarsch der Stadtsteinacher aus, doch die überraschenden Niederlagen gegen den BSC (0:2) und beim VfB Kulmbach II (2:4) machen den Titelkampf plötzlich noch einmal spannend.
Das liegt auch daran, dass Helldörfer gegen den BSC schon nach wenigen Minuten bei einem Foul schwer verletzt wird. Wadenbeinbruch und Bänderriss lautet die niederschmetternde Diagnose - Helldörfer spricht von einem "Totalschaden im Sprunggelenk".
Der Schock bei der Mannschaft sitzt tief. Helldörfer, der sich selbst als "Fußballverrückten" bezeichnet, reagiert sofort. Er holte kurzerhand seinen 51-jährigen alten Kumpel und Arbeitskollegen Gerhard Pickel, der einst in der Bayernliga für den SC 08 Bamberg kickte. Pickel schlüpft in Helldörfers Rolle. Gleich in Pickels ersten Spiel beim FC Kirchleus schafft der TSV mit einem 4:2-Sieg die Trendwende. "Dieses Spiel war entscheidend", sagt Helldörfer heute. Zwar verletzt sich auch Pickel und kann erst im letzten Spiel wieder mitwirken, doch in den letzten Spielen übernimmt der im Winter vom ATS Kulmbach zurückgekommene Maximilian Schuberth die Helldörfer-Position. Und Stürmer Schuberth wird mit Erfolg von Paul Waljaew ersetzt, den der Verein im Winter zum Comeback überredet hat. Waljaew reist fortan zu jedem Spiel von seinem Studienort Berlin an.
Für Thomas Helldörfer ist der Aufstieg "über die ganze Saison gesehen absolut verdient", habe doch das Team "eine gute Balance zwischen Defensive und Offensive gefunden." In bislang 29 Spielen kassierte der TSV nur 19 Gegentreffer und erzielte 72 Tore, fünf davon Torhüter Tobias Bauerschmidt per Elfmeter. "Es war aber nicht immer leicht, weil die Mannschaft gegen uns oft sehr tief stehen, noch dazu auf kleinen Plätzen", so Helldörfers Saison-Rückblick.
Nach dem Gewinn der Meisterschaft gegen Kupferberg wird bis früh gefeiert. "Es gibt doch nichts Schöneres, als vor so einer Kulisse und noch dazu in einem Derby die Meisterschaft einzutüten", sagt Helldörfer, für den auch das "sehr gute Verhältnis zu unserem Sponsor Herbert Werner" ein Grund für seine Rückkehr war. "Ohne ihn wäre vieles beim TSV nicht möglich."
Helldörfer lobt in diesem Zusammenhang auch den "funktionierenden Vorstand". Zudem habe trotz vieler Unkenrufe aus dem Umfeld die Zusammenarbeit mit Spielertrainer Florian Schlegel "super geklappt". Kompetenzgerangel gab es zwischen den Leitwölfen nicht, bestätigt auch Schlegel: "Wir sprechen alles miteinander ab."
Planungen schon beendet Schon jetzt hat der TSV Stadtsteinach seine Personalplanungen für die Kreisliga abgeschlossen. Der relativ kleine Kader -den Kern bildeten 12,13 Spieler - wird dank der fünf Kicker vom VfB Kulmbach (Andre Haack, Michael Hamacher, Johannes Tschierschke, Pascal Zeiß, Maximilian Wolharn) kräftig aufgestockt. Zudem kommt für das offensive Mittelfeld Ferhat Celiken (21) vom TSV Trebgast, ein laut Helldörfer ebenso "hochtalentierten Spieler" wie der aus der eigenen Jugend hervorgegangene Kevin Böhmer (18), der bereits im Winter aus der Jugend der SpVgg Bayern Hof zurückgekehrt ist und jetzt ebenfalls zu den Herren stößt.
Demgegenüber steht nur ein Abgang: Der Tscheche Jan Nerad aus der Viererkette verlässt den Verein mit unbekanntem Ziel.
Nicht wenige trauen den Stadtsteinacher auch in der Kreisliga einen Spitzenplatz zu. Davon will Helldörfer allerdings jetzt nichts wissen. "Wir setzen uns nicht unnötig unter Druck, wollen aber schon unter die ersten Sechs kommen." Aber er kann nicht verhehlen, dass der TSV "natürlich irgendwann wieder die Bezirksliga anstrebt". Vielleicht erlebt das Thomas Helldörfer noch selbst als Spieler, denn er hat trotz der schweren Verletzung nicht vor, seine Fußballschuhe schon an den Nagel zu hängen: "So will ich nicht aufhören."