Mohamad läuft jetzt nur noch im Spiel davon

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Mohamad Kher Faraj läuft mit dem Ball aufs gegnerische Tor. Der 16-jährige Kriegsflüchtling aus Syrien trägt jetzt das Trikot der JFG Plassenburg Kulmbach. Foto: Monika Limmer
Mohamad Kher Faraj läuft mit dem Ball aufs gegnerische Tor. Der 16-jährige Kriegsflüchtling aus Syrien trägt jetzt das Trikot der JFG Plassenburg Kulmbach. Foto: Monika Limmer
"Mister Toni" rufen die syrischen Flüchtlingskinder ihren ehrenamtlichen Betreuer Toni Steinl. Gemeinsam schauen sie bei Mohamads erstem Spiel für die JFG Plassenburg zu. Von rechts Loukman Faraj, Dani Zaya und Saleh Faraj. Foto: Monika Limmer
"Mister Toni" rufen die syrischen Flüchtlingskinder ihren ehrenamtlichen Betreuer Toni Steinl. Gemeinsam schauen sie bei Mohamads erstem Spiel für die JFG Plassenburg zu. Von rechts Loukman Faraj, Dani Zaya und Saleh Faraj. Foto: Monika Limmer
 
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JFG-Trainer Vlaznim Iljazi (rechts) mit Gregor Götz. Foto: Monika Limmer
JFG-Trainer Vlaznim Iljazi (rechts) mit Gregor Götz. Foto: Monika Limmer
 
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Sieben syrische Kinder haben nach der Flucht aus dem Kriegsgebiet in Kulmbach auch eine neue sportliche Heimat gefunden. Sie kicken bei der JFG Plassenburg Kulmbach.

Mohamad hätte der Held des Spiels werden können. Und das gleich in seinem ersten Einsatz für die JFG Plassenburg Kulmbach. Doch ein starker gegnerischer Torwart, Pech und zu alle Übel auch noch der Pfosten haben etwas dagegen. Trotzdem ist der junge Syrer einer der auffälligsten Kicker auf dem Platz - und das nicht nur wegen seines dunklen Teints und den pechschwarzen Haaren. 4:4 heißt es am Ende im Testspiel zwischen den C-Junioren der JFG Plassenburg und der JFG Grün-Weiß Frankenwald aus dem Kronacher Raum.

Zwei Jahre auf der Flucht

Mohamad Kher Faraj, so sein vollständiger Name, ist einer von sieben Flüchtlingen aus Syrien, die seit kurzem bei der JFG Plassenburg Fußball spielen. Saleh (12) und Loukman (10) sind Brüder von Mohamad; Hermez (16), Mark (15) und Dani (11) gehören zur Familie Zaya. Siebter im Bunde ist Hammoud el Khalaf (16). Ihre Kindheit verbringen sie in der Hauptstadt Damaskus, in Aleppo und Homsk. Bis der Bürgerkrieg über das Land hereinbricht. Zwei Jahre müssen sie Flüchtlingslagern in Beirut und Tripolis im Libanon hausen. Bis sie 2014 nach Deutschland ausreisen dürfen.

Ihre neue Heimat ist seitdem Kulmbach. Mit den Eltern und weiteren Geschwistern wohnen die Flüchtlinge in den städtischen Häusern am Hundsanger, besuchen die Max-Hundt-Volksschule und spielen jetzt sogar Fußball im Verein. Fast ein ganz normales Leben. "Wir wollen hier bleiben, es gefällt uns gut in Kulmbach. Die Leute sind sehr freundlich, wir feühlen uns nicht als Fremde", sagt Mohamads Vater Atia Faraj, der in seiner Heimat Englisch-Lehrer war.

"An eine Rückkehr nach Syrien ist wohl so schnell nicht zu denken", glaubt auch Toni Steinl. Er kümmert sich gemeinsam mit Gertrud Murr-Honikel ehrenamtlich um die Flüchtlings-Familien. "Ich wollte in meinem Ruhestand noch etwas Sinnvolles machen", erklärt der 62-jährige ehemalige Bankkaufmann. Gelegentlich fährt er auch noch für die Tafel.

Die guten Seelen vom Hundsanger

Toni Steinl übernimmt für die Flüchtlinge Behördengänge, geht mit ihnen Einkaufen, sorgt für eine gerechte Verteilung von Spenden an die Familien oder mahnt schon mal einen syrischen Burschen, der allzu leicht bekleidet Fahrrad fährt: "Zieh deine Jacke an, sonst erkältest du dich!" Steinl ist bei den Flüchtlingen hoch angesehen, geht ein und aus. Er und Murr-Honikel sind die guten Seelen vom Hundsanger.

Toni Steinl hat auch mitgeholfen, Spielberechtigungen für die syrischen Kinder zu beantragen. Kurz vor Ostern hat der Bayerische Fußball-Verband endlich die Pässe geschickt. Was Jugendleiter Werner Dierschke und die Trainer bei der JFG Plassenburg Kulmbach freut, denn sie können die Verstärkung aus Arabien gut gebrauchen.
Eingeladen zum Training hat sie von Werner Dierschke (73). "Ich habe gesehen, dass bei den Flüchtlingen jede Menge Kinder dabei sind", sagt der altgediente Fußball-Funktionär des ATS Kulmbach, der beim Hundsanger um die Ecke wohnt. Schon vor Jahren hat er Flüchtlinge aus Vietnam und dem ehemaligen Jugoslawien zum ATS gelotst. "Das hat immer gut geklappt." Die Syrer sind inzwischen natürlich Mitglied beim ATS und in der JFG Plassenburg, die Mitgliedsbeiträge übernimmt der Staat.

Vlaznim Iljazi ist Trainer bei den C-Junioren (Jahrgänge 2000/2001) der JFG Plassenburg, für die Mohamad Kehr Faraj und Mark Zaya spielen. Der 40-Jährige ist voll des Lobes über seine Syrer: "Seit Januar kommen sie regelmäßig zu Fuß zum Training, sind meist eine halbe Stunde früher da und integrieren sich gut." Nach etwas über einem halben Jahr in Deutschland können sich die Flüchtlingskinder schon einigermaßen mit ihren Mitspielern verständigen - die Fußballersprache verstehen sie eh. "Auf dem Platz läuft die Verständigung sowieso gut", sagt Jonas Hoffmann (13). Und der gleichaltrige Fabian Schmidt lobt Mohamads Leistung im Testspiel gegen die JFG Frankenwald: "Das war gar nicht schlecht, er ist sehr ehrgeizig."

Infos über Whats App

"Wir haben schon in Syrien viel auf der Straße und auch im Verein Fußball gespielt", sagt Hermez Zaya, einer der Ältesten, der bei der JFG in der B-Jugend kickt. Und über die Trainings- und Spielzeiten informieren sich die syrischen Kicker ganz modern - per Whats App. Denn ohne Handys geht natürlich auch bei den syrischen Kindern nichts.

Recht gut ausgerüstet sind die Flüchtlinge inzwischen auch mit Sportbekleidung. Denn ihre Mitspieler haben zuhause in ihren Schränken gekramt. Selbst ATS-Cheftrainer Armin Eck spendierte Sachen. Doch natürlich werden ständig neue Klamotten und Fußballschuhe benötigt. "Die Kinder wachsen natürlich schnell heraus. Schienbeinschoner könnten sie auch gut gebrauchen", sagt Vlaznim Iljazi.

Am Samstag sollen Mohamad und Mark Zaya endlich ihr Punktspieldebüt geben, wenn um 13 Uhr die JFG Plassenburg in der C-Junioren-Gruppe 3 den SSV Warmensteinach empfängt. Derzeit liegt die JFG auf Platz 2. Am Saisonende will man aber Meister werden und in die Kreisklasse aufsteigen - dabei baut nicht nur Jonas Hoffmann auf die beiden Neuen aus Syrien: "Zwei Mann Verstärkung können wir schon ganz gut gebrauchen."

Sportkleidung wie Trainingsanzüge, Schuhe oder Schienbeinschoner können die syrischen Flüchtlinge immer gut gebrauchen. Toni Steinl (Telefon 09221/878723 oder 017634096581) nimmt die Sachen entgegen und verteilt sie unter den Kindern.