Alarmierende Statistik: In nur vier Jahren ist die Zahl der Nachwuchskegler im Kreis Nord von 117 auf 53 zurückgegangen. Das liegt auch daran, dass nur noch wenige Vereine wie der KV Lohengrin Kulmbach die Jugend fördern.
Die Statistik ist alarmierend: Im Sportkegler-Kreis Oberfranken Nord, zu dem die Landkreise Kulmbach, Kronach Hof gehören, hat sich die Zahl der jugendlichen Kegler in nur vier Jahren mehr als halbiert. Zählte man 2010 noch 117 Jungen und Mädchen sowie 15 Mannschaften im Spielbetrieb, so waren es 2014 nur noch 53 Kinder und sechs Mannschaften. "Die Vereine sind in der Pflicht, Jugendarbeit zu betreiben", appelliert Matthias Meugeyer an seine Kegel-Kollegen. Denn er weiß: Setzt sich der Negativ-Trend fort, ist die Zukunft seiner geliebten Sportart gefährdet.
In der Bezirksauswahl Meußgeyer selbst, einer der besten Sportkegler der Region, geht beim KV Lohengrin mit gutem Beispiel voran. Der Verein bietet als einer der wenigen im SKV ein spezielles Nachwuchstraining an. Jeden Donnerstag ab 16 Uhr trainieren Meußgeyer und Jugendwartin Bärbel Schwieder auf der eigenen Bahn im "Gründla" den Nachwuchs. Und die Jugendarbeit trägt Früchte. Sechs Jugendliche (zwei Mädchen, zwei Jungs) kann der mit 141 Mitgliedern größte Kegelverein im SKV vorweisen. Die Jugendmannschaft wurde in der abgelaufenen Saison Meister in der Bezirksklasse Nord. Und mit Nina Meußgeyer (13) und Florian Landel (17) starteten erst jüngst zwei Lohengriner Talente bei der Bayerischen Meisterschaft (siehe Bericht rechts). Beide gehören auch der Oberfränkischen Bezirksauswahl an. Doch weil Florian derzeit im Abi-Stress ist, wird wohl nur Nina am Vergleich der bayerischen Bezirke am 31. Mai in Augsburg teilnehmen.
Die Gründe für den Mangel Die Nachwuchs-Problematik hat man auch im SKV Kulmbach, dem Dachverein aller hiesigen Kegelklubs, erkannt. SKV-Vorsitzender Joachim Meyer nennt die drei Hauptgründe für den Rückgang: "Zum einen der demografische Wandel, dann die verstärkte Konkurrenz durch andere Freizeitbeschäftigungen wie Computer und letztlich das kegelspezifische Problem, dass man im Gegensatz zu Fußball oder Schwimmen erst mit neun oder zehn Jahren anfangen kann." Mit kleineren Kindern mache ein Training noch keinen Sinn.
Zudem habe das Kegeln ein Imageproblem, glaubt Meyer: "Wenn die Eltern nicht kegeln, ist es schwierig, weil viele Kegeln nicht als Sport wahrnehmen." Meyer weiß, dass Jugendarbeit "mühselig ist", setzt aber darauf, dass Vereine im Nachwuchsbereich wie der SKC Zaubach und SKC Fölschnitz zusammenarbeiten.
Matthias Meußgeyer tritt etwaigen Vorurteilen entgegen: "Kegeln ist sehr wohl Sport. Man muss fit sein, denn es ist sehr anstrengend. Außerdem fordert und fördert Kegeln die Konzentration, was Kindern und Jugendlichen viel bringt."
Auch Florian Landel und Nina Meußgeyer kommen aus Kegler-Familien. Florian findet es "schade, dass wenige Gleichaltrige kegeln". Er hat auch Tennis und Fußball gespielt, kegelt aber nun seit acht Jahren. Dass er jetzt zu Bayerns Besten gehört, "ist das Ergebnis von einem halben Jahr harter Arbeit", erklärt sein Trainer Matthias Meußgeyer.
Geringe Konkurrenz hat auch ihr Gutes Dass die nicht allzu große Konkurrenz im Kegeln durchaus etwas Positives haben kann, verrät seine Tochter Nina: "Man kann schnell Erfolg haben..."
Unter Bayerns Besten Zuletzt brachten es Nina und Florian sogar zur Bayerischen Meisterschaft. Die 13-jährige Kulmbacherin erreichte in Regensburg unter 24 Starterinnen in der Altersklasse U14 immerhin das Finale der besten Zwölf und belegte am Ende Rang 10. Die Dritte der oberfränkischen Bezirksmeisterschaft schaffte mit guten 477 Holz im Vorlauf als Neunte den Einzug ins Finale. "Nach drei guten Durchgängen lag sie auf Kurs 500 Holz, doch dann verlor sie etwas den Faden", schildert ihr Trainer und Vater Matthias Meußgeyer den Wettkampf.
Am zweiten Tag kam Nina gar nur auf 436 Holz, behauptete aber immerhin einen Platz unter den besten Zehn. Während die U14-Mädchen noch mit der kleinen Kugel kegeln, die weniger Kegel umfallen lässt, treten die Jugendlichen der Altersklasse U18 schon mit der normalen Vollkugel an. Hier hatte sich mit Florian Landel ein weiteres Talent des KV Lohengrin für die Bayerische Meisterschaft qualifizieren können.
Florian fehlen sieben Holz Der 17-jährige Gymnasiast legte einen verkorksten Start hin, startete dann aber eine Aufholjagd. Doch am Ende fehlten ihm mit 531 Holz sieben Zähler zum Einzug ins Finale der besten Zwölf. "Ich hätte bei den letzten vier Schub auf drei Versuche abräumen müssen, um noch einmal in die Vollen zu kommen. Dann hätte ich es vielleicht geschafft", erzählt Florian Landel. Doch er traf beim viertletzten Anschieber nur die Mitte...
Weibliche U14: 1. Alina Herlt (SKV Weiden) 546 Holz im Vorlauf +512 Holz im Endlauf = 1058; 2. Natalie Guck 516 + 523 = 1039; 3. Leonie Wohlfahrt (beide KV Bad Neustadt) 511 + 499 = 1010; 9. Lilian Fleischer (KV Bamberg) 478 + 442 = 920; 10. Nina Meußgeyer (SKV Kulmbach) 477 + 436 = 913.
Männliche U18: 1. Manuel Donhauser (SKV Hirschau) 599+613 = 1212; 2. Udo Bühler (FV Gerlenhofen) 594 + 561 = 1155; 3. Andreas Bauer (SKV Töging) 563 + 581 = 1144; 4. Christoph Kaiser (KV Bamberg) 561 + 567 = 1128; 17. Florian Landel (SKV Kulmbach) 531.