Einmal den Weltbesten besiegt

3 Min
Timo Hoffmann schob im Finale gegen Serbien mit 671 Holz zwar sein bestes WM-Ergebnis, doch das war gegen den weltbesten Kegler Vilmos Zavarko zu wenig. In der Vorrunde hatte er ihn noch knapp besiegt. Foto: DKBC/Mario Dahmen
Timo Hoffmann schob im Finale gegen Serbien mit 671 Holz zwar sein bestes WM-Ergebnis, doch das war gegen den weltbesten Kegler Vilmos Zavarko zu wenig. In der Vorrunde hatte er ihn noch knapp besiegt. Foto: DKBC/Mario Dahmen
Die deutsche Herren-Nationalmannschaft holte in Speichersdorf Silber. Foto: Christian Porsch
Die deutsche Herren-Nationalmannschaft holte in Speichersdorf Silber. Foto: Christian Porsch
 

Der Neudrossenfelder Timo Hoffmann zieht nach dem Gewinn der Silbermedaille ein positives WM-Fazit. Vor allem die Stimmung in der Speichersdorfer Halle hat ihn begeistert.

Timo Hoffmann ist kein bisschen enttäuscht, obwohl er gerade ein WM-Finale verloren hat. "Ich war mit unsem Abschneiden und auch meiner Leistung sehr zufrieden", bilanziert der 45-jährige Spitzenkegler aus Neudrossenfeld nach der Weltmeisterschaft in Speichersdorf."Schließlich waren wir bei der letzten WM vor zwei Jahren in Ungarn nur Neunter."

Timo Hoffmann ist gebürtiger Bayreuther, wohnt aber seit 2003 mit der Familie in Neudrossenfeld. Seine ersten Kugeln schiebt er 1985 bei Steig Bindlach. Mit 19 Jahren wechselt das Ausnahmetalent zum SKC Victoria Bamberg, mit dem er Deutscher Meister und Weltpokalsieger wird.

Nachdem er mit den Domstädtern "alles erreicht" hat, sucht er 2004 eine neue Herausforderung beim SKV Rot-Weiß Zerbst, einem damals aufstrebenden Verein aus einer 22 000 Einwohner zählenden Kleinstadt im Landkreis Anhalt-Bitterfeld.
270 Kilometer Anreise bewältigt Hoffmann seitdem regelmäßig an den Spieltagen von seiner oberfränkischen Heimat, wo er aber unter der Woche (beim SKC Eremitenhof Bayreuth) weiterhin trainiert. Aber nur an zwei Tagen - nach seiner Arbeit bei der VR-Bank Bayreuth - absolviert Hoffmann dort jeweils etwa 200 Würfe. "Es kommt nicht auf den Umfang, sondern auf die Qualität des Trainings an", sagt er.

Besser als der FC Bayern

In Zerbst avanciert der Wahl-Neudrossenfelder schnell zur Leitfigur und wird Teammanager. Reicht es in seiner ersten Saison bei den "Rot-Weißen" nur zur Vizemeisterschaft, so dominiert das Team seit 2005 die 1. Männer-Bundesliga wie nicht einmal der FC Bayern die nationale Fußball-Beletage. In diesem Jahr feiert Hoffmann mit den Zerbstern den zehnten Deutschen Meistertitel - in Folge! Das gab's noch nie. Sein Ex-Verein Victoria Bamberg, der den Zerbstern die einzige Saisonniederlage beibrachte, wird übrigens Dritter, der SKC Staffelstein Siebter.

"Das macht mich stolz, weil ich weiß, wieviel harte Arbeit dahintersteckt", sagt Timo Hoffmann über die Bestmarke. Er verrät auch das Erfolgsrezept: "Bei uns ist die Mannschaft der Star, die Leistung eines Einzelnen nie im Vordergrund. Deswegen akzeptiert auch jeder, wenn er einmal nicht spielt." Auch Hoffmann selbst lässt schon mal andere ran.

Und auch international kann Zerbst aktuell keiner das Wasser reichen. Zum zweiten Mal nach 2010 gewinnt Hoffmanns Team heuer die Champions-League, holte zudem seit 2007 sechs Mal den Weltpokal. Kein Wunder, dass die Zerbster mit Timo Hoffmann, Thorsten Reiser, Thomas Schneider, Axel Schondelmeier, und Mathias Weber auch das Gros der Nationalmannschaft bei der Heim-WM in Speichersdorf stellen.

Starke Nerven in den oft engen Duellen mit der absoluten Weltspitze und nicht zuletzt die frenetische Anfeuerung der Fans (Hoffmann: "Die Atmosphäre und Lautstärke in der Speichersdorfer Halle waren außergewöhnlich") trugen die deutschen Herren ins Finale, das sie mit 2:6 gegen Serbien verloren.

Den weltbesten Kegler besiegt

Als Timo Hoffmann im Schlussduo für Deutschland in die Bahn ging, war die Partie schon verloren. Obwohl er mit 671 Holz sein bestes Ergebnis bei dieser WM schob, verlor er mit 1:3 Sätzen. Sein Gegner Vilmos Zavarko, der derzeit weltbeste Kegler, schob nämlich fantastische 705 Holz. Schon in der Vorrunde hatte Deutschland gegen Serbien mit 2:6 den Kürzeren gezogen. Doch da hatte Timo Hoffmann den 15 Jahre jüngeren Zavarko noch mit 3:1 Sätzen (658:663) knapp geschlagen. Weitere Punkte für Deutschland holte Hoffmann gegen Bosnien-Herzegowina (636 Holz), Slowenien (663). Beim 6:2 im Viertelfinale gegen Rumänien (623) und beim 5:3 im Halbfinale gegen Ungarn (644) reichten Hoffmanns Holz nicht zu Punkten.

Seit 2009 Nationaltrainer

Seit 2009 ist Hoffmann auch Nationaltrainer der deutschen Herren, doch hat er sein Traineramt während der WM an seinen "Co" Oliver Scholler übergeben. "So konnte ich mich besser auf mein eigenes Spiel konzentrieren. Das war die richtige Entscheidung", so Hoffmann.

"Die Heim-WM war natürlich etws ganz Besonderes", sagt der 45-Jährige, der einst auch für den TSV Neudrossenfeld bis hinauf in die Kreisliga Fußball spielte und heute noch ab und zu mit der Altliga der SpVgg Bayreuth kickt. Ob er allerdings bei der nächsten Mannschafts-WM, die in zwei Jahren zum zweiten Mal nach 2009 in Dettenheim (Baden-Württemberg) stattfindet, noch selbst in die Bahn gehen wird, weiß Hoffmann heute noch nicht. "Ich denke von Jahr zu Jahr. Aber ich bin noch fit, und außerdem gibt es beim Kegeln zum Glück keine Altersgrenze."

Seine größten Erfolge

Mannschafts-WM: 1. Platz 2005, 2. Platz 2009 und 2015.
Deutscher Einzelmeister: 2003, 2006, zuletzt 2013.
Deutscher Mannschaftsmeister: 8x mit Victoria Bamberg, 10 x mit Rot-Weiß Zerbst.
Weltpokalsieger: 4 x mit Bamberg, 6 x mit Zerbst.
Champions League-Sieger: 1 x mit Bamberg, 2 x mit Zerbst.