2014 spielte der ASV Hollfeld noch in der Bayernliga. Nach zwei Abstiegen in Folge muss er nun sogar seine 1. Mannschaft auflösen und tritt nur noch in der untersten Liga an.
Am Ende war der personelle Aderlass doch zu groß: Der ASV Hollfeld hat am Donnerstag seine Mannschaft aus der Bezirksliga West zurückgezogen. "Wir haben alles versucht, eine bezirksligataugliche Mannschaft zusammenzustellen. Aber nachdem in den vergangenen Tagen ein Domino-Effekt eingetreten ist und etliche Spieler abgesprungen sind, die eigentlich bleiben wollten, konnten wir nicht mehr anders", erklärt der neue ASV-Vorsitzende Hans-Peter Härtl. Das Potenzial für die Bezirksliga sei einfach nicht mehr da gewesen. Nun will der Verein einen Neuanfang in der untersten Klasse, der B-Klasse, starten.
Folge der Führungskrise Härtl muss nun "die Suppe auslöffeln", wie er sagt, die ihm andere eingebrockt haben, denn der Vorsitzende ist erst seit drei Wochen im Amt. Nach einer langen Führungskrise - der seit Oktober 2013 als kommissarischer Vorsitzender fungierende Jürgen Fürst zog sich im Frühjahr aus gesundheitlichen Gründen zurück, der Spielleiter Philipp Schmidt legte sein Amt nieder - gab es ein Vakuum beim ASV und keinen Ansprechpartner mehr für die Spieler.
Härtl und Sportlicher Leiter Jürgen Kraus sowie andere Mitstreiter aus dem ASV-Führungsteam versuchten in den vergangenen Tagen alles, um die bisherigen Spieler zum Bleiben und andere zum Kommen zu bewegen. "Wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass wir das hinkriegen", sagt Härtl. Doch am Ende musste er zu seinem Leidwesen feststellen, dass Zusagen für manche heutzutage nichts mehr wert sind. "Eigentlich hatten mir sechs bis acht bisherige Stammspieler zugesichert, auch in der Bezirksliga zu spielen. Doch dann waren scheinbar andere Angebote besser", sagt Härtl enttäuscht. So hat sich erst in den letzten Tagen auch noch Johannes Eberlein, der als künftiger ASV-Spielertrainer im Gespräch war, in Richtung BSC Saas Bayreuth verabschiedet.
Der neue Vorsitzende, der selbst nicht aus der Fußball-, sondern aus der Tischtennisabteilung des ASV kommt, sieht die (finanzielle) Entwicklung im Amateurfußball sowieso sehr kritisch: "Dass schon in den unteren Klassen hohe Gelder gezahlt werden, tut dem Sport nicht gut. So entsteht ein Vagabundentum." Beim ASV Hollfeld werde es das unter seiner Regie nicht mehr geben: "Wir wollen uns konsolidieren und auf die Jugend setzen." Dennoch hat man beim ASV den sportlichen Ehrgeiz nicht ganz aufgegeben: "Wir wollen schon gleich aus der B-Klasse aufsteigen", sagt der Vorsitzende.
Ärger in der Bezirksliga West Ärgerlich ist der Rückzug vor allem für die Vereine der Bezirksliga West, die damit in der kommenden Saison nur 14 statt 15 Heimspiele haben (siehe nebenstehenden Artikel). So muss Aufsteiger SV Dörfleins am 1. Spieltag gleich mal zuschauen. Das bedeutet natürlich Einnahmeausfälle. Härtl kann den Ärger verstehen. "Es war aber keine Absicht von uns, irgendeinen Verein zu benachteiligen", entschuldigt er sich. Schwan bedauert den Rückzug drei Wochen vor Saisonstart. Und vor allem, dass ihm das Regelwerk keine Chance gibt, den 16. Platz in der Bezirksliga West neu zu besetzen. Dazu hätte der ASV seinen Rückzug bis zum Tag des letzten Relegationsspiels am 14. Juni zwischen dem SV Dörfleins und dem TSV St. Johannis Bayreuth bekannt geben müssen. "Wenn wir jetzt eine Mannschaft aus der Kreisliga nachziehen, hätte das Auswirkungen auf die unteren Ligen, denn da müssten die Plätze wieder neu besetzt werden", erklärt Gerald Schwan.
"Müssen uns Gedanken machen" Der Bezirksspielleiter sieht aber in den vergangenen Jahren eine bedenkliche Häufung an Rückzügen aus höheren Ligen. "Wir müssen im Verband nachdenken, wie wir darauf reagieren."
Reaktionen auf den Rückzug Die Reaktionen auf den Rückzug des ASV Hollfeld fallen unterschiedlich aus. Vor allem auf der Internet-Plattform unseres Partner-Portals
anpfiff.info lassen die Kommentatoren kein gutes Haar am Verein. Doch ausgerechnet der Vorsitzende des in der Relegation gescheiterten Kreisliga-Vizemeisters TSV St. Johannis Bayreuth, der bei einem früheren Verzicht des ASV Hollfeld dessen Bezirksliga-Platz eingenommen hätte, äußert sogar Verständnis:
Martin Pröhl, Vorsitzender TSV St. Johannis Bayreuth: "Ich mache dem ASV Hollfeld keinen Vorwurf. Ich hätte als Vereinsvorsitzender auch so entschieden, denn es in der Bezirksliga zu versuchen, wäre die einzige Chance gewesen, in der nächsten Saison in der Kreisliga zu spielen. Und schließlich haben wir den Aufstieg sportlich nicht geschafft, also brauchen wir uns auch nicht beschweren."
Johannes Fischer, Spielertrainer TV Ebern: "Fair finde ich den Rückzug nicht gerade, vor allem nicht gegenüber St. Johannis Bayreuth. Ich denke, das haben die Hollfelder schon bewusst so gemacht, damit sie in der kommenden Saison in der Kreisliga spielen können. Insofern kann ich das sogar ein bisschen nachvollziehen. Gut für uns ist, dass es jetzt einen Absteiger weniger gibt, aber wir haben auch ein Heimspiel weniger. In der kommenden Saison sind es jetzt nur noch 28 Spiele, das ist schon ein bisschen wenig. Vor ein paar Jahren waren es mal 38."
Stimmen im Internet Batista: Einfach nur schade für den TSV St. Johannis Bayreuth, die hatten richtig Lust auf die Bezirksliga. (...) Warum kann da jetzt nix mehr dran geändert werden? Es sind noch drei Wochen Zeit bis es los geht (...).
Lina: (...) Da sieht man mal wieder, dass große Spielerge hälter einen Verein kaputtmachen. Da kann man nur sagen, selber schuld, wer diesen Wahnsinn mitmacht.
cs/nof