Die Schweine der Familie Schmidt sollen die Erhaltung der "Deutschen Landrasse" sicher. Deshalb ist der Rottlersreuther Zuchtbetrieb einzigartig in Bayern.
Die Schweine auf dem Hof der Familie Schmidt in Rottlersreuth leben nicht für die Wurst allein. Sie sind vielmehr dazu da, ihre Rasse zu erhalten: Die Deutsche Landrasse. Nicht zu verwechseln mit dem deutschen Edelschwein. Beide unterscheiden sich durch die Schlaffheit ihrer Ohren.
140 Muttersauen werden auf dem Schmidtschen Hof gehalten. Nach einem ausgeklügelten System werden sie durch Zuchteber aus dem eigenen Stall besamt. "Es gibt ja nicht nur die eine Rasse, innerhalb der alle gleich sind. Es ist vielmehr so, dass es innerhalb der Rasse verschiedene Familien gibt - Abstammungslinien sozusagen. Und die müssen immer wieder gekreuzt werden, um Inzucht zu vermeiden", erklärt Martin Schmidt, dem der Hof gehört und der ihn mit Hilfe seines Vaters Wolfgang leitet.
Computerprogramm hilft
Um eine möglichst gute Durchmischung zu erreichen werden alle Besamungen über Generationen in einem
Computerprogramm - dem so genannten Herdbuch - festgehalten. Es ist Teil des Anpaarungsprogramms der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). So sieht man genau, was bei welcher schweinischen Verbindung herauskommt. Die besten Eber jeder Schweine-Familie werden an die Besamungsstation verkauft, die den Samen abnimmt und ihn wiederum an den Hof liefert. So können mit einem Schuss quasi zehn Sauen beglückt werden.
Inzucht muss vermieden werden
Der Hof der Familie Schmidt ist bayernweit einzigartig. Denn es ist ein Basiszuchtbetrieb. Das bedeutet: Der Hof ist für die Erhaltung und Durchmischung der "Deutschen Landrasse" zuständig.
Indem nur ein Stall für die Zucht verantwortlich ist, setzt man nicht auf kurzfristigen Ertrag, sondern auf langfristige Vermeidung von Inzucht.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass ein junger Eber aus genau diesem Stall die Deutsche Landrasse derzeit auf dem Zentrallandwirtschaftsfest in München, der einschlägigen Fachausstellung, vertritt. Er ist etwa ein dreiviertel Jahr alt, also im besten Schweinealter, bringt fast 160 Kilo auf die Waage und ist ein besonders gutes Exemplar seine Gattung. Er könnte daher bald in die Zucht gehen.
Schicksal ist offen
Doch wie es auch beim Menschen manchmal ist: Es zählt nicht nur, wie gut man abstrakt ist, sondern man steht im Wettbewerb. Weil dieser Jungeber einen noch etwas besseren Bruder hat und nicht nur lauter Geschwister in die Zucht gehen können, geht er vermutlich leer aus.
Er darf seine Rasse zwar auf der Ausstellung vertreten, was danach mit ihm passiert, ist aber offen. Vielleicht will ihn jemand kaufen und noch für die Zucht verwenden, vielleicht ereilt ihn auch das gleiche Schicksal, wie es alle Schweine irgendwann trifft: Er wird zu Wurst verarbeitet.
Aber vorher hatte er nochmals zahlreiche Bewunderer: Er wurde fotografiert, durfte in die Landeshauptstadt reisen und hatte damit einigen Ruhm mehr als seine Kollegen, die auf direktem Weg zum Schlachter fahren.