Seidenstraße endet im Kulmbacher Mönchshof - Gewürzmuseum öffnet 2015

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Noch ist es nur ein Entwurf: So soll eine der Hintergrundwände zum Thema Seidenstraße aussehen, die im Gewürzmuseum im Kulmbacher Mönchshof die Besucher über die faszinierende Geschichte von Zimt, Nelken, Safran & Co. informiert.
Noch ist es nur ein Entwurf: So soll eine der Hintergrundwände zum Thema Seidenstraße aussehen, die im Gewürzmuseum im Kulmbacher Mönchshof die Besucher über die faszinierende Geschichte von Zimt, Nelken, Safran & Co. informiert.
Projektleiterin Sigrid Daum mit einem Modell des Technikums im künftigen Gewürzmuseum. Während der Blaicher Weihnacht am nächsten Sonntag können Besucher einen Blick in die echten Räume werfen. Fotos: Jochen Nützel
Projektleiterin Sigrid Daum mit einem Modell des Technikums im künftigen Gewürzmuseum. Während der Blaicher Weihnacht am nächsten Sonntag können Besucher einen Blick in die echten Räume werfen. Fotos: Jochen Nützel
 

Wo wächst der Pfeffer? Über welche Pfade, tausende Kilometer lang, kamen Safran und Zimt aus China und dem Nahen Osten bis ins Handelszentrum Nürnberg? Die Antworten soll es ab Oktober 2015 im Gewürzmuseum geben.

Lässt man mal die Wikinger außen vor, dann bringt die Geschichtsschreibung die Entdeckung Amerikas mit einem gewissen Christopher Kolumbus in Zusammenhang - und einem Zufall: Der Seefahrer hatte ja ursprünglich nach Indien segeln wollen, ehe sein Weg sozusagen von einem unbekannten Kontinent versperrt wurde. "Kolumbus war auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien, einer Quelle für billigen Pfeffer", sagt Sigrid Daum. Ein Gewürz als Ursache für ein umgekrempeltes Weltbild. "Daran erkennt man, welchen Stellenwert diese Handelsgüter vor Jahrhunderten hatten." Zu Zeiten, als Zimt und Nelken wertvoller waren als Gold und Diamanten.

Ein Museum im Ordner

Im Mönchshof trägt dieser Bedeutung ein weiteres Megaprojekt Rechnung: Im Oktober 2015 soll das Gewürzmuseum seine Pforten öffnen.
Vom vier Millionen Euro teuren Vorhaben existieren derzeit viele Skizzen und Pläne - die aber sind bereits detailliert ausgearbeitet bis hin zur Platzierung der Stoffvorhänge, des Apotheker-Schrankes und des Dunstabzugs in der Schau-Metzgerei.

Wer sich mit Projektleiterin Sigrid Daum auf die (vorerst nur virtuelle) Reise begibt, der passiert im Eingang eine typische Basar-Szene in einer Stadt, die traurige Berühmtheit erlangt hat: Aleppo. "Von der einst prächtigen Marktkulisse in Syrien, schon im Mittelalter wichtiger Umschlagplatz für Handelsgüter, hat der Krieg nichts übrig gelassen", sagt Sigrid Daum. Im Gewürzmuseum erlebt Aleppo im Kleinen eine Wiedergeburt. "Allerdings war es äußerst schwierig, an historische Aufnahmen zu kommen."

Exponate wachsen aus der Kulisse

Wie schon im Brauereimuseum basiert das Konzept von Sigrid Daum auf Ausstellungsflächen, "in die der Besucher eintaucht und wo die Exponate sozusagen aus der Szene herauswachsen." Für die Beschaffung der Stücke ist einmal mehr Bernhard Sauermann zuständig. "Ihm fliegen die Sachen regelrecht zu. Er muss nur einmal in einer Zeitung die Kleinanzeigen aufschlagen - schon sind wir wieder einen Schritt weiter", spricht sie voll Bewunderung von ihrem Mitstreiter. Zur engen Riege derer, die seit Jahren an der Idee und der Ausgestaltung feilen, gehören ferner Uli Deichsel, der sich ums Fotomaterial kümmert, Architekt Olaf Bruhn und nicht zuletzt Manuela Mahn, die das wissenschaftliche Konzept erarbeitet hat.
An eine wissenschaftliche Abhandlung gemahnt auch die Mappe, in der Sigrid Daum blättert. Ein Wälzer mit Grafiken, unter anderem zum zweiten Museumsabschnitt, der überschrieben ist mit dem Titel "Der lange Weg der Gewürze" vom chinesischen Meer bis zum Mittelmeer, 10 000 Kilometer lang und gespickt mit Gefahren wie Dürren, Krankheiten, Räubern.

Über Tyros nach Venedig

Der Gewürzstraße folgt der künftige Besucher auf einer Art Rotunde, bevor er ein stilisiertes Markttor durchschreitet und sich wiederfindet in der antiken Hafenstadt Tyros. Von dort führt die Route an Bord eines Schiffes weiter nach Venedig mit dem deutschen Handelshaus, dem "Fondaco tedeschi". Italien war in Sachen Gewürzhandel das, was man heute einen Hotspot nennen würde. "Nicht umsonst stammen viele Begriffe wie das Giro-Konto aus dem Italienischen", erklärt Sigrid Daum.
Mit dem Finger fährt sie weiter auf dem Plan zu einem Rondell, daneben das Wort "Botanikum". Das Zentrum der Ausstellung birgt mehr als 200 Gewürze und diverse Informationen dazu: Wo wächst er denn wirklich, der Pfeffer? Wie sieht die Blüte aus, aus der die Safranfäden gewonnen werden? Was braucht es, um Vanille zu gewinnen? Dem schließt sich ein Weg über die Alpen an, der in Nürnberg endet. Auch die Menschen in Franken warteten auf Würznachschub für ihre Produkte, darunter der Lebküchner, der Koch - und der Apotheker.
Wenn Sigrid Daum die Deckel der Mappe schließt, tun sich noch offene Fragen auf. Unter anderem nach der Finanzierung. "Der Großteil der Kosten ist gedeckt, vor allem das bayerische Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung und die EU haben Mittel über 1,5 Millionen Euro bereitgestellt." Es fehlen noch etwa 100 000 Euro. "Wir hoffen, die Summe über Sponsoren zu bekommen."

Auf der Gewürzroute gewandert

Für die Mönchshof-Geschäftsführerin ist es das letzte große Projekt, im nächsten Jahr geht sie in den Ruhestand. Die Gewürz-/Seidenstraße kennt die 63-Jährige übrigens aus eigener Anschauung: Vor fast 30 Jahren war sie als Rucksacktouristin annähernd elf Wochen lang auf der legendären Route unterwegs.