Sorge bei Landwirten und Jägern: Immer mehr Wildschweine verlassen die Wälder und machen sich in Feldern breit.
Die Kulmbacher Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften im Bayerischen Bauernverband setzt auch in Zukunft auf bewährte Kräfte. Burkhard Hartmann, der mit seiner Familie einen Milchviehbetrieb in Lindau betreibt, hatte das Amt des Vorsitzenden vor vier Jahren übernommen und wurde in der Hauptsammlung wiedergewählt. Sein Stellvertreter bleibt Ralf Michel aus Lehenthal-Neufang.
Mitglieder in den Jagdgenossenschaften sind die Grundstückseigentümer - meistens Landwirte. Sie verpachten das Jagdrecht auf ihrem Gebiet an die Jäger. Oft sind die Interessen recht unterschiedlich. In Kulmbach jedoch herrscht grundsätzlich eine Kultur des Miteinanders. Das betonte auch Burkhard Hartmann. "Den Kitztod zu verhindern, ist eines der gemeinsamen Ziele von Jägern und Landwirten", sagte er.
Reviere schwer zu verpachten
Auch das Thema Schwarzwild gehe man konstruktiv und gemeinsam an. Ein Problem hätten mehrere Jagdgenossenschaften, weil sie ihre Reviere nur noch schwer oder zu schlechteren Konditionen verpachten können. Zwei Reviere im Bereich Kulmbach seien derzeit ohne Pächter, so Hartmann.
Von 105 Revieren hätten zudem bereits 20 keine Wildschadensregelung mehr. Eine zentrale Frage ist, wer für Schäden, die zum Beispiel Wildschweine auf Feldern anrichten, aufkommt. Das birgt Konfliktpotenzial.
Dieter Heberlein vom Bayerischen Bauernverband gab nicht nur einen Überblick über die vielfältigen Aufgaben der Arbeitsgemeinschaft, sondern betonte auch, dass sich das Bild des Jägers gewandelt hat. "Heute werden immer mehr junge Menschen Jäger, nicht mehr nur Firmenchefs und Leute mit gutem finanziellen Polster, sondern auch Menschen, bei denen das Geld nicht so locker sitzt."
Viele Landwirte melden keine Schäden
Es sei zu beobachten, dass der Verbiss durch Rehe und Schwarzwild zugenommen habe. Zumindest im Bereich des Schwarzwildes gab ihm Peter Müller, Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägerverbands Kulmbach, Recht. Dagegen habe die absolute Zahl der Rehe nicht zugenommen, die heutige Art der Waldbewirtschaftung erfordere aber "eine schärfere Bejagung als früher".
Einig war man sich darüber, dass das Schwarzwildmonitoring viel weiter ausgebaut werden müsste. Dabei werden Schäden, die durch Wildschweine verursacht worden sind, online in ein Kataster eingetragen. Viele Schäden werden bisher oft nicht gemeldet, wenn sie aus eigener Kraft behoben werden können.
Deckung im Maisfeld
Peter Müller erklärte für die Jäger, dass die großen Maisflächen die Jagd auf Schwarzwild heute besonders schwierig machen. "Es ist nicht in erster Linie der Fressschaden, der Sorgen macht, sondern, dass ganze Rotten in den Feldern leben und hier ihre Deckung haben."
Auch die Nachtsichtthematik wurde ausführlich diskutiert. Die gesetzlichen Hürden seien zu hoch, hieß es. Bisher sei daher im Landkreis Kulmbach kein Nachtsichtgerät im Einsatz.
BBV-Kreisobmann und Kreisrat Winfried Löwinger betonte in Bezug auf die Wildschäden, dass viel genauer zwischen der Entschädigung und dem Melden von Schäden differenziert werden müsste. Er appellierte an die Landwirte, sich mit dem Thema ernsthaft auseinanderzusetzen. "Sonst entsteht der Eindruck, dass es bei uns keine Schäden gibt. Aber das ist ja nicht der Fall. Sie werden einfach oft behoben, ohne dass sie dokumentiert werden."
Auch über den Wolf wurde diskutiert. Ein Vorschlag aus der Runde in Richtung Politik war, dass der Wolf in begrenzten Gebieten geschützt werden und außerhalb dem Jagdrecht unterliegen sollte.
BBV-Geschäftsführer Harald Köppel meinte, die Jagdgenossenschaften sollten überlegen, eine Haftpflichtversicherung abzuschließen.