Schornstein auf dem ehemaligen Spinnereigelände wird wasserdicht

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Der alte Schornstein auf dem ehemaligen Spinnereigelände wird in den kommenden Wochen saniert. Gestern begannen die Gerüstarbeiten. Foto: Sonja Adam
Der alte Schornstein auf dem ehemaligen Spinnereigelände wird in den kommenden Wochen saniert. Gestern begannen die Gerüstarbeiten. Foto: Sonja Adam

Der rote Ziegelschornstein am Busbahnhof erinnert an die Kulmbacher Spinnerei, an die Glanzzeiten der Textilindustrie, an eine boomende Wirtschaft. Jetzt muss der 63 Meter hohe Schlot saniert werden. Kosten: 150.000 Euro.

Die Gerüstbauer stehen vor einer Herausforderung. Trotz Regenwetters müssen sie das rote Ziegel-Bauwerk mit einem Schutzgerüst verkleiden, das Passanten vor herunterfallendem Material schützen soll.

"Bis zum Ende der Woche soll das Gerüst aufgestellt sein", erläutert Bernd Ohnemüller, Leiter der Abteilung Hochbau in der Stadt Kulmbach, den Zeitplan. Dann beginne die eigentliche Sanierung des Schornsteins. An Stahlseilen gesichert werden Kletterer einer Dresdener Spezialfirma in schwindelnder Höhe ihre Arbeit aufnehmen.

Ein fataler Fehler

"Einige Steine sind lose, einige sind herausgebrochen. Die komplette Außenhülle des Kamins muss saniert werden", so Oberbürgermeister Henry Schramm. Der Schornstein sei ein städtisches Industriedenkmal. "Der Schlot gehört zu Kulmbach. Er erinnert an große Zeiten.
Immerhin haben in der alten Spinnerei einmal 3000 Leute gearbeitet", meint der OB.

Im Zuge der Sanierung werden alle verbauten Stahlteile durch Edelstahlteile ersetzt. Der Turm wird mittels einer so genannte Hydrophobierung wasserfest gemacht. Das ist wichtig, weil eindringendes Wasser Schäden verursacht.

Ursprünglich war der alte Schornstein höher. Einige Meter sind von oben abgetragen worden, mit dem Material füllte man das Innere des Turmes. Ein fataler Fehler, wie sich herausstellte. Denn von oben drang Wasser ein, der Schutt im Inneren quoll auf und übte Druck auf das Mauerwerk aus. Inzwischen ist der Schutt wieder entfernt, der Turm mit Blech abgedeckt. Die Adeckung soll nun mit einer Edelstahl-Ausführung weiter verbessert werden.

Wenn es nach Schramm geht, soll der Schornstein möglichst detailgetreu erhalten bleiben. Allerdings kann es sein, dass ein Meter oder etwas mehr von oben abgetragen werden muss. "Das wird sich noch zeigen."

Doch nicht nur das stattliche Industriedenkmal wird saniert. Auch die Gebäude rund um das Jugendzentrum "Alte Spinnerei" (Juz) und den Omnibusbahnhof werden auf Vordermann gebracht. Geplant ist, zerschlagende Fensterscheiben zu sichern und zu verschließen, Oberlichter zu erneuern und Gefahrenquellen zu entschärfen.

1,2 Millionen Eigenanteil

Insgesamt sind für die Sanierung der 13.000 Quadratmeter großen Nutzfläche vier Millionen Euro aus dem Industriebrachen-Fördertopf des Freistaates Bayern bewilligt, erklärt Schramm. Der Eigenanteil der Stadt betrage aber immer noch 1,2 Millionen.

Für den Kauf eines Gebäudeteiles hat die Stadt bereits 770.000 Euro hingeblättert. Die Sanierung des Juz-Gebäudeteiles kostet 1,5 Millionen, der Schornstein schlägt mit rund 150.000 Euro zu Buche. Außerdem sind für eine Notsicherung 700.000 Euro eingeplant. "Dann bleiben uns noch 850.000 Euro für die Dachsanierung und die Ertüchtigung der Statik", erklärt Simon Ries von der Stadt. "Wir wissen natürlich, dass uns diese Mittel nicht reichen werden", ergänzt der Oberbürgermeister. Doch er sei guter Dinge, dass das Industriebrachen-Programm weitergeführt wird.

"Wenn uns diese Sanierung gelingt, fließt viel Geld in die Innenstadt, dann ist das ein unglaublicher Fortschritt. Die Sanierung wird das Bild der Innenstadt deutlich verbessern", so Schramm. Die nächsten Schritte wie die Vermarktung und Nutzung des Gebäudes oder die Gestaltung des Vorplatzes seien bereits angedacht.