Joachim Ringelnatzs große Liebe gehörte der See: Daran ließ der Intendant des Fränkischen Theatersommers, Jan Burdinski, bei seinem Auftritt im Frankenwaldtheater keinen Zweifel. Die Stadtsteinacher Kulturstätte platzte aus allen Nähten.
Auf äußerst amüsante und kurzweilige Art erzählte Burdinski vom Seemanns-Kuttel Daddeldu, von Nixen, die ständig auf- und nieder-knicksen, und er rezitierte Ringelnatzs allzu kurze Verschen und Aphorismen. Sogar die legendären Shantys nahm er ins Repertoire und spielte dazu Akkordeon.
Doch der Abend war mehr: Er verriet eine Menge über den legendären Dichter, Schriftsteller und Kabarettisten Joachim Ringelnatz, der mit echtem Namen Gustav Bötticher hieß. Er war ein Tausendsassa seiner Zeit. Er hatte um die 40 Berufe, hat sich als Matrose und Seemann auf dem Segelschiff Elli versucht. Er war aber auch Schaufensterdekorateur, Kunstmaler und kaufmännischer Lehrling, Tabakladenbesitzer und Fremdenführer auf der Burg Lauenstein.
Durchbruch in München Einen künstlerischen Durchbruch hatte Ringelnatz bei seinen Auftritten ab 1909 in der
Münchner Künstlerkneipe Simplicissimus. Rasch wurde der Unbekannte zum Hausdichter und damit quasi zum Angestellten der geschäftstüchtigen Wirtin Kathi Kobus, erzählte Jan Burdinski aus dem bewegten und oft sehr schwierigen Leben des Dichters. Denn natürlich ging auch dieses Leben nicht lange gut - Ringelnatz löste sich aus München und der "Münchner Gemütlichkeit" und reiste nach Riga und Tirol.
Doch schnell war er wieder mittellos. Ringelnatz wurde Bibliothekar, und zu Kriegsbeginn ließ er sich für die Marine einberufen, wurde Leutnant eines Minensuchbootes. Erst 1919 hatte er unter seinem Pseudonym die ersten Werke veröffentlicht.
Auch wenn er einen Zusammenhang mit dem Wesen der Ringelnatter selbst nicht so recht proklamieren wollte, so kam Ringelnatz wohl auf den Namen, weil er sich zu Wasser und zu Lande wohl gefühlt habe, enthüllte Burdinski.
Das Frankenwaldtheater platzte aus allen Nähten. Nicht nur alle Plätze waren besetzt, sondern Wolfgang Martin hatte auch alle verfügbaren Sitzmöglichkeiten der alten Stadtsteinacher Schule ausgenutzt. Die hat sich in der Kulturszene der Region längst vom Geheimtipp mit Wohnzimmeratmosphäre zum echten Kultur-Ort gemausert. Wolfgang Martin hatte zum ersten Mal auch einen Nebenraum zur Pausenverpflegung geöffnet, kredenzte Gebäck und Bowle.
....in den 80er und 90er Jahren! Das sollte nie vergessen werden!