Eines der markantesten Wahrzeichen der Kulmbacher Altstadt ist marode. Bislang fehlte das Geld, um das Problem anzugehen. Doch dank hoher Zuschüsse ist jetzt die Finanzierung der aufwendigen, rund 450.000 Euro teuren Sanierungsarbeiten am Roten Turm gesichert.
Eine Schönheitskur mit kleineren Ausbesserungsarbeiten - das war der Plan, als die Stadt den Roten Turm im April einrüsten ließ. Doch schnell stand fest: Das Denkmal hat gewaltige Schäden, die einer grundlegenden Sanierung bedürfen. Die 35.000 Euro, die im Haushalt dafür eingestellt waren, hätten dafür bei Weitem nicht ausgereicht.
Nachdem ein Restaurator, ein Sachverständiger für historische Bauten und ein Statiker den Turm, der vom eineinhalb Meter dicken Sandsteinsockel bis zur Spitze 27 Meter misst, genau unter die Lupe genommen hatten, stand fest: 450.000 Euro sind nötig, um das Kleinod herzurichten. Allein den denkmalpflegerischen Mehraufwand hat das Landesamt für Denkmalpflege auf 300.000 Euro beziffert.
Stadt zahlt nur 30.000 Euro
Geld, das die Stadt nicht hat. "In meinen neun Amtsjahren als Oberbürgermeister, bin ich ständig am Graben nach Geld, um wichtige Maßnahmen finanzieren zu können", sagt Henry Schramm, der gestern mit einer guten Nachricht an die Öffentlichkeit gehen konnte: Das Geld steht jetzt zur Verfügung, und die Stadt Kulmbach muss nur 30.000 Euro aus Eigenmitteln aufbringen.
Schramm verhandelte mit potenziellen Geldgebern: "Wir haben Freunde und Partner, die uns helfen und sehr großzügig unterstützen. Dafür sind wir allen Beteiligten sehr dankbar."
Liste der Schäden ist lang
50.000 Euro bekommt die Stadt von der Landesstiftung, 200.000 Euro aus dem bayerischen Entschädigungfonds, 150.000 Euro übernimmt die Städtebauförderung. Gleich doppelt engagiert sich die Oberfrankenstiftung: Sie gibt 50.000 Euro zur anteiligen Finanzierung des denkmalpflegerischen Mehraufwands dazu und bezahlt mit weiteren 30.000 Euro die Hälfte des Eigenanteils der Stadt an der Städtebauförderung.
Die Liste der Schäden, die behoben werden müssen, ist lang, so Bernd Ohnemüller, Leiter der städtischen Hochbauabteilung. "Ein Großteil des Fachwerks ist von Fäulnis durchzogen, im oberen Bereich haben sich Schollen des Sandsteinmauerwerks abgelöst, die Dachziegel sind bröselig, sodass das Dach komplett neu eingedeckt werden muss: Der Dachstuhl selbst ist unterdimensioniert und muss verstärkt werden."
Dazu kommt, dass das Fachwerk statisch überlastet ist. Es muss teilweise erneuert werden, das Mauerwerk dazwischen ist locker und muss stabilisiert werden. Da die Qualität des Sandsteins nicht optimal ist, wird in der Fläche eine leichte Putzschicht erforderlich sein. "Die Fenster- und Eckgesimse wollen wir aber auf Sicht lassen, was dem historischen Charakter des Turms entspricht."
Kern aus dem 13. Jahrhundert
Die Fülle an notwendigen Arbeiten, noch dazu im beengten Raum des Kapellengäss chens, zeigt, wie aufwendig die Sanierung ist. "Man könnte die Schäden eine Weile übertünchen, aber das wäre der falsche Weg." Schließlich soll das Gebäude, das im Kern aus dem 13. Jahrhundert stammt, noch weitere Jahrhunderte überdauern.
Ende der 70er Jahre wurde der Rote Turm schon einmal saniert. Allerdings wurden dabei erhebliche Fehler gemacht, die zu erneuten Schäden geführt haben.
Nachdem die Finanzierung gesichert ist, soll die Baustelle zügig in Angriff genommen werden. Im September werden die Arbeiten ausgeschrieben. "Wir würden gerne dieses Jahr noch die Arbeiten am Dach erledigen, den Rest dann im nächsten Jahr", so Ohnemüller.
Wenn die Sanierung abgeschlossen ist, sollen die Kulmbacher und die Besucher der Stadt etwas davon haben, sagt OB Schramm: "Wir möchten den Turm in die Stadtführungen einbinden und den Leuten ermöglichen, vom Türmerstübchen den wunderbaren Blick über die Altstadt zu genießen."