Plassenburg: Donnerwetter und Kunst ohne Grenzen

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Tea Hatadi spielt mit ihrer farbigen Installation auf den Eisernen Vorhang an, der zu einem weichen Fadenvorhang geworden ist. Foto: Klaus Klaschka
Tea Hatadi spielt mit ihrer farbigen Installation auf den Eisernen Vorhang an, der zu einem weichen Fadenvorhang geworden ist. Foto: Klaus Klaschka
Zwei Probleme der Kirche: Zölibat ...
Zwei Probleme der Kirche: Zölibat ...
 
... und Missbrauch. In diesen Arbeiten fast schon wieder ästhetisch schön. Fotos: Klaus Klaschka
... und Missbrauch. In diesen Arbeiten fast schon wieder ästhetisch schön. Fotos: Klaus Klaschka
 
Klagt klar und deutlich an: zwei fesselnde Arbeiten des Graphikers Heinz Wölfel (Helmbrechts). Foto: Klaus Klaschka
Klagt klar und deutlich an: zwei fesselnde Arbeiten des Graphikers Heinz Wölfel (Helmbrechts). Foto: Klaus Klaschka
 
Lutz-Benno Kracke eröffnete als Vorsitzender von Focus Europa die Ausstellung in der Großen Hofstube in der Plassenburg. Foto: Klaus Klaschka
Lutz-Benno Kracke eröffnete als Vorsitzender von Focus Europa die Ausstellung in der Großen Hofstube in der Plassenburg. Foto: Klaus Klaschka
 
Zufällige künstlerische Unterstreichung: OB Henry Schramm klagt über ein derzeit zerrissenes Europa neben einer Arbeit des Litauers Anatanas Obcarskas. Foto: Klaus Klaschka
Zufällige künstlerische Unterstreichung: OB Henry Schramm klagt über ein derzeit zerrissenes Europa neben einer Arbeit des Litauers Anatanas Obcarskas. Foto: Klaus Klaschka
 
Europa abstrakt von Marion Kotyba aus Katschenreuth. Foto: Klaus Klaschka
Europa abstrakt von Marion Kotyba aus Katschenreuth. Foto: Klaus Klaschka
 
Europa symbolistisch: Robin Seur stellt Europa zweifach dar als die verlockende Blondine auf sicherem Festland und als Stier, dem Fliehende übers Wasser zustreben; im Hintergrund die Flagge des Libanon, jenseits des Meeres. Foto: Klaus Klaschka
Europa symbolistisch: Robin Seur stellt Europa zweifach dar als die verlockende Blondine auf sicherem Festland und als Stier, dem Fliehende übers Wasser zustreben; im Hintergrund die Flagge des Libanon, jenseits des Meeres. Foto: Klaus Klaschka
 
Zynisch betitelt Claudia Katrin Leyh ihre Büste einer Arroganten mit "Goldene Gans". Foto: Klaus Klaschka
Zynisch betitelt Claudia Katrin Leyh ihre Büste einer Arroganten mit "Goldene Gans". Foto: Klaus Klaschka
 
Ein Meister der Gitarre: Thomas Motschmann. Foto: Klaus Klaschka
Ein Meister der Gitarre: Thomas Motschmann. Foto: Klaus Klaschka
 

Bei der großen Werkschau von Focus Europa mit 52 Künstlern spricht OB Schramm Klartext zur Verkehrserschließung der Plassenburg.

Der Eiserne Vorhang trennte einmal Europa in zwei Teile. Vor einem Vierteljahrhundert wurde er aufgebrochen und ist verschwunden - aus der Landschaft. In manchen Köpfen steht er noch. Doch er ist wenigstens offener geworden. Tea Hatadi hat ihn nachempfunden. Sechs Meter breit, 2,50 hoch: ein Panzer, allerdings farbig und wie ein Fadenvorhang aus ganz weichem Material.

Die Installation ist zurzeit (bis 18. Oktober) auf der Plassenburg zu sehen als eine von 128 Arbeiten, die 52 Künstler aus 14 europäischen Ländern präsentieren. "Süd-Ost Europa trifft West 2015" lautet das Motto. Aus dem Landkreis Kulmbach sind drei Künstler vertreten: Helga Hopfe (Mainleus), Marion Kotyba (Katschenreuth) und Günther Wolfrum (Presseck).

Tea Hatadi ist noch hinter dem Eisernen Vorhang in Kroatien geboren - jetzt ist sie mit ihren Arbeiten in einem grenzenlosen Europa angekommen.

Kunst ohne Grenzen ist das Motto der
Künstlervereinigung Focus Europa, die die Ausstellung präsentiert und die Netzwerke innerhalb Europas knüpfen möchte. Die zusammenführende Kraft von Kunst und Künstlern erkannte Oberbürgermeister Henry Schramm bei der Eröffnung der Ausstellung einerseits respektvoll an. Andererseits stellte er aber fest: "Europa ist zerrissen." Er spielte auf die augenblickliche Flüchtlingskrise an. Zitierte die Kanzlerin, dass man sich nicht entschuldigen werde, wenn man ein freundliches Gesicht zeige - um schließlich das Thema zu wechseln und ganz undiplomatisch Klartext zu sprechen.


Öffentlich genervt

Schramm zeigte sich öffentlich genervt. Seinen Worten war zu entnehmen, dass es einen Riesenstreit mit der Bayerischen Schlösserverwaltung gibt. Dass die Plassenburg oben auf dem Berg gebaut wurde, weiß Schramm. Doch das sei inzwischen Geschichte. Einen Grund, warum man nicht selbst mit dem Auto zur Plassenburg hinauffahren darf, kennt er aber nicht. Denn: Früher, als es hinter der Burg eine Reitanlage gab, konnte man ohne Weiteres durch den Kasernenhof dorthin fahren. Jetzt müsse man sich von einem Shuttle-Bus "hochkutschen" lassen. Dass es im Burghof vielleicht etwas ungeordnet zugehen könnte: "Was soll's?" Dass wegen des umständlichen Transports Leute gar nicht auf die Burg kommen, "das geht nicht", schimpfte der OB.

Unterschiede in der bildnerischen Darstellung filterte der Kunsthistoriker Matthias Liebel heraus: Eine Häufung figür licher Motive fiel ihm bei den Arbeiten aus Ost- und Südeuropa auf. Dies habe mit der "Ausrichtung der Kunstakademien" zu tun, während in nord- und westeuropäischen Ländern der Fokus der Ausbildung auf den Gebieten der Abstraktion, der Digitalkunst, der Prozess- und der Objektkunst liege.

Lutz-Benno Kracke, der als Vorsitzender von Focus Europa die Ausstellung in der Großen Hofstube der Plassenburg eröffnete, hatte in den vergangenen anderthalb Jahren Kontakte zu den nationalen Kunstvereinigungen der Balkanländer aufgenommen und mit Atelierbesuchen Künstler ausgewählt und einer Jury vorgestellt. Und so habe man schließlich Künstler aus Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Makedonien mit Künstlern aus den Niederlanden, Andalusien (Spanien), Italien und Deutschland sowie den Focus-Mitgliedern aus Estland, Litauen, Polen, Tschechien und der Slowakei zusammengeführt. 2223 Stunden hätten Focus-Mitglieder bisher für die Ausstellung ehrenamtlich aufgewendet, so Kracke.

Thomas Motschmann aus Münchberg spielte auf seiner Gitarre jazzige Bossa Novas und umrahmte - überaus gekonnt - die Vernissage.