Für die Stadtsteinacher Fußballer war ihre Feier nach dem Sprühangriff in der Kneipe "Sohle" vorbei. Das Amtsgericht Kulmbach muss jetzt den Vorfall vom Oktober aufklären.
Es muss ein fröhlicher Abend in der "Sohle" gewesen sein am 3. Oktober des vergangenen Jahres. In der Kneipe in der Oberen Stadt feiert eine Fußballertruppe des TSV Stadtsteinach die Tabellenführung in der Kreisklasse, die man seinerzeit mit einem 0:0 in Schwarzach verteidigt hat.
Das lustige Beisammensein zieht sich bis nach Mitternacht hin - und endet jäh um halbzwei. Etwa 20 bis 25 Personen sind noch in dem Lokal gewesen, als plötzlich alle Gäste rauslaufen und fluchtartig das Lokal verlassen. Sie klagen über Atemnot, Hustenanfälle und Halsschmerzen. "Es war so, als ob man gedrosselt wird", berichtet am Donnerstag ein Zeuge vom TSV Stadtsteinach vor Gericht. "Es hat zwei bis drei Minuten gedauert, ehe es vorbei war."
Die Ursache für das Tohuwabohu ist schnell ausgemacht: Ein Mann hat beim Verlassen des Lokals ohne Vorwarnung Pfefferspray versprüht. Der Übeltäter ist bekannt und kommt nicht weit. Die resolute Bedienung der "Sohle" stellt den 38-jährigen Kulmbacher unweit in einer Gasse zur Rede. "Anfangs hat er es verneint, dann aber zugegeben, dass er es war", erklärt die 33-jährige Zeugin.
Vor dem Amtsgericht Kulmbach hat der Mann ausführlich Gelegenheit, zu der Pfefferspray-Attacke Stellung zu nehmen. Ihm wird gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt. Denn Pfefferspray gilt als Waffe, wenn man es gegen Menschen einsetzt.
Viel Sekt und Schnaps Der Angeklagte erklärt, dass er damals tagsüber in einem anderen Gasthaus gearbeitet habe. Alles sei sehr gut gelaufen, deswegen habe er ziemlich viel Sekt und Schnaps getrunken. Bei der Besichtigung eines Kellergewölbes habe ihm ein Fremder ein Tierabwehrspray gegeben, falls er sich einmal gegen Ratten oder Spinnen verteidigen müsse.
Er habe das Spray kommentarlos eingesteckt und sich, obwohl es ihm schon ziemlich gereicht hat, noch zu einem Abstecher in die "Sohle" überreden lassen. Nach einem Schnaps sei er mit seiner Begleiterin gleich wieder gegangen, so der Angeklagte. Beim Rausgehen habe er in seinen Taschen gekramt und "einen Gegenstand" - das Pfefferspray - gefunden, das er in seinem Rausch nicht zuordnen konnte. "Da habe ich versehentlich draufgedrückt. Es war keine Attacke. Es war nicht meine Absicht, jemandem Schaden zuzufügen", versichert der Mann. "Sogar im Suff ist mir klar gewesen, dass ich großen Mist gebaut habe."
Das sehen die anderen Gäste offenbar genauso, denn nach Angaben des Angeklagten haben sich drei Mann auf seine Verfolgung gemacht und ihn auf der Straße verprügelt. Er habe die Schläger nicht gekannt und keine Anzeige erstattet, sei aber froh gewesen, dass er "unter Schock" das Pfefferspray weggeworfen hat: "Denn sie wollten mir eine Ladung verpassen."
Wortwechsel im Lokal? Von der Schlägerei in dem Gässchen wissen weder der Stadtsteinacher Fußballer noch die Bedienung etwas. Die Frau hat aber sehr wohl mitbekommen, dass es einen Wortwechsel zwischen dem Angeklagten und einem Gast gegeben habe, in dem auch das Wort "Spast" gefallen sei. Sie sei froh gewesen, als der 38-Jährige gegangen ist. Nach ihrer Einschätzung sei der Mann allerdings keineswegs völlig betrunken gewesen.
Aufgrund der Widersprüche ordnet Amtsrichterin Sieglinde Tettmann die Unterbrechung der Hauptverhandlung an. Sie will weitere Zeugen, insbesondere die Begleiterin des Angeklagten, vorladen, um den Sachverhalt zu klären. Der Prozess wird in einer Woche fortgesetzt.